Immer Eva

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
DonKju

Beitragvon DonKju » 29.06.2008, 15:41

[beitrag vom autor gelöscht]
Zuletzt geändert von DonKju am 11.07.2015, 11:28, insgesamt 6-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 29.06.2008, 18:10

Lieber Bilbo,

ich glaube etwas Ähnliches habe ich schon einmal unter einen Deiner Texte geschrieben:

Ich vermisse hier Deine eigen Sprache - etwas, was Du auf Deine Situation und Deine Gefühle abstimmst.
"Tränen des Mondes" ist so gängig und - verzeih - auch so nichtssagend, dass man unter den ersten 25 Googletreffern (sorry, es ist das zweite Mal binnen zwei tagen, dass ich mich "google" für den Kommentar eines Textes hier bediene - soll nicht wieder vorkommen ;-) ) hierzu eine Australiensaga, ein Gedicht mit diesem Titel, einen Quest bei World of Warcraft, eine mexikanische Silberschmiedearbeit und eine Komposition findet.
Ich denke, Konkreteres würde hier nicht so übersüß wirken.

Liebe Grüße
max

Trixie

Beitragvon Trixie » 29.06.2008, 18:38

Hallo Bilbo!

Das einzige, was dieses Liebesgedicht nicht völlig schmalzig und schnulzig macht, ist die Tatsache, dass es ein völlig offenes Ende gibt. Vielleicht sogar zu offen. Es wird nur ausgesprochen "Ich will!" und das wars. Das ist mir zu wenig. Vor allem mit den, auch von Max schon kritisierten, abgenutzen, hyperschmalzigen Begriffen, die ich persönlich ja wunderschön finde, aber hier zu viel.

Was ich allerdings irgendwie positiv finde, ist die Überschrift. Ich hätte da noch mehr erwartet. Eine Erklärung, Schlussfolgerung, etc. Das ist wie Überschrift und Einleitung...

Lieben Gruß
Trixie

Benutzeravatar
Thomas Milser
Beiträge: 6069
Registriert: 14.05.2006
Geschlecht:

Beitragvon Thomas Milser » 30.06.2008, 01:00

Bilbo hat geschrieben:will ich Dich schmücken mit
Tränen des Mondes


Sorry Bilbo, sowas klingt nach erfundenem Selbstzweck. Ausgedacht. Des vermeintlich guten Klanges wegen.

Nach empfundenem/erlebtem Gefühl hört sich das für mich nicht an. Oder: Du hast es doch, aber es ist nicht gut ausgdrückt.

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Xanthippe
Beiträge: 1312
Registriert: 27.06.2008
Geschlecht:

Beitragvon Xanthippe » 30.06.2008, 10:39

Hallo Bilbo,

ich habe Dein Gedicht jetzt eben ein paar mal laut gelesen und ich weiß gar nicht, ob ich mich der Meinung meiner Vorkommentatoren anschließen kann, ich finde es gar nicht so kitschig, nicht einmal romantisch. Für mich hat es sogar etwas Bedrohliches für Eva, die da geschmückt werden soll mit den Tränen des Mondes. Und aus denen - so verstehe ich das Glitzern - wird auch der Weg gelegt, zurück ins Paradies, also in meiner Leseart, zurück in die Unmündigkeit, in die Zeit bevor sich Eva mit dem Biß in den Apfel befreit hat. Für mich ist es ein bedrohliches Gedicht.
elke

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 01.07.2008, 15:05

Lieber Bilbo,

der Titel ist toll - man klickt sofort hinein in den Text und erwartet einen frischen, sinnlichen Text - der dann aber in meinen Augen nicht kommt - ich finde auch, dass sehr viele Worte und ihre Kombinationen so bekannt/verphast sind, dass ich übrhaupt nicht spüren, was du erzählen möchtest - auch wirkt der Text auch auf mich kitschig: Tränen des Mondes, glitzernde Pfade, Paradies - jemanden schmücken wollen - für mich handelt der Text von keinen Menschen und ich finde nichst Erfahrbares.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 01.07.2008, 15:59

Hallo Bilbo,

ich habe das Gefühl, dass du dich selbst einengst, weil du meinst, die Texte müssten kurz sein. Schreib doch mal frei heraus und lass es fließen, lass den Text länger sein, nimm einfache, authentische Worte und versuche, nicht zu konstruieren.
Mit anderen Worten:
Trau dich einfach und sieh, was geschieht! :-)
Aufmunternde Grüße
Mucki

DonKju

Beitragvon DonKju » 01.07.2008, 21:31

Hallo Leute,

gut - ich will nicht in Abrede stellen, daß es sicherlich ein romantischer, ja vielleicht sogar kitschiger, schnulziger Text ist, aber : Ist er allein aufgrund dieser Tatsache sofort nicht so toll, kann man in ihm nichts nachspüren, ihn nicht auf sich wirken lassen ?

Zu der einen oder dem anderen :

@Max
"Tränen des Mondes" ist hier schlicht und einfach die indianische Metapher für Silber, dieser Begriff gefiel mir einfach und wurde zum "Aufhänger" für den Text ...

[Ergänzung am 03.07.:]
Du vermisst das "Eigene", aber wie ist das mit der schlichten Tatsache, daß ich ja der Autor dieses Textes bin, also auch derjenige, der entschieden hat, daß es diese Worte sein sollen, weil sie mir die richtigen zu sein scheinen, um meine Aussage zu transportieren ; Gespannt auf Deine Antwort wartend noch'n Gruß von Bilbo

@Trixie
Als einzige nerven die "kitschigen" Ausdrücke dich ja nicht gar so sehr - dafür Dank - ansonsten : Vielleicht noch mal den Rest meines Kommentars lesen und dann das Gedicht noch mal, nur so als Idee ?

[Ergänzung am 03.07.:]
Vielleicht findet sich dann ja auch etwas Weiterführendes ... mlG Bilbo

@Thomas
Ich denke zunächst einmal : Jeder Text ist ausgedacht, denn er entsteht im Kopf des Autors - und muß dahinter immer zwingend eine gemachte Erfahrung stehen ? Oder anders : Gemachte Erfahrung = Guter Text ; Reines Gedankenspiel = Schlechter Text, oder wie ?

[Ergänzung am 03.07.:]
Das Thema könnte man eigentlich mal getrennt diskutieren, wie denkst Du darüber ? Gruß Bilbo, der durchaus auch Spaß an Diskussionen hat

@Elke
Also "bedrohlich" war dieser Text nun überhaupt nicht gedacht, Eva sollte ganz bestimmt nicht "zurück in die Unmündigkeit ..." ; Und die 'Paradiespforte' war hier als Metapher für etwas ganz anderes gedacht ...

@Lisa
Was soll ich sagen - schade, daß bei Dir so gar nichts ankommen will; Vielleicht liegt es daran, daß zu sehr das "Kitschige" in den Vordergrund gestellt wird ? Apropos Sinnlichkeit - hat das nicht auch etwas mit Zärtlichkeit zu tun - ansonsten sei auch hier noch einmal auf die Metapher "Paradiespforte" verwiesen ...

[Ergänzung am 03.07.:]
Ein Text über Liebe, Gefühl, Romantik und der soll nicht von Menschen handeln ? Wie wäre es denn beispielsweise mit der sinnlichen Erfahrung, wie es sich anfühlt, Silbertropfen auf den Körper gelegt zu bekommen ?

@Mucki
Danke, aber der Text ist genau so aus mir herausgeflossen, leider waren es nun einmal nicht mehr Worte - ich habe ihn aber weder beim Niederschreiben noch bei der Entstehung irgendwie gewaltsam verkürzt ...
Vielleicht ist es aber ja schon zur Gewohnheit geworden, kurz zu denken & texten, da denke ich noch einmal drüber nach ...

[Ergänzung am 03.07.:]
Und dann fällt mir da als Kontrapunkt mein "Duftakkord" ein; Da hatte ich es mal mit einer fließenden Version versucht in "molto cantabile", aber da hieß es denn doch : Kürzer ist besser ...

Liebe Grüße & Danke für die Kommentare von Bilbo
Zuletzt geändert von DonKju am 03.07.2008, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.

Last

Beitragvon Last » 02.07.2008, 19:58

Hallo Bilbo,

gut - ich will nicht in Abrede stellen, daß es sicherlich ein romantischer, ja vielleicht sogar kitschiger, schnulziger Text ist, aber : Ist er allein aufgrund dieser Tatsache sofort nicht so toll, kann man in ihm nichts nachspüren, ihn nicht auf sich wirken lassen ?


Nein, ein kitschiger Text ist nicht automatisch nicht so toll und auch dieser Text hat eine gewisse Wirkung. Ich werde sie dir erzählen. Dann kannst du ja sehen, was du davon hältst.

Der Titel ist toll gewählt. Ich gehe mit einer bestimmten Erwartungshaltung an den Text. Ich möchte auf irgendetwas treffen, was der Genesis irgendwie nahe kommt. Etwas, dass sie in unsere aktuelle Zeit hineinträgt. Vielleicht etwas die Erbsünde betreffendes, oder in der Kategorie Lyrik etwas typisch weibliches.

Zu der ersten Strophe assoziiere ich auch ein Bild. Schwarzer Samt, auf den Silber gelegt wird. In meinem Kopf einfache Klumpen, gemeint ist aber eher eine Kette oder so(?).
Die zweite Strophe legt aus den Klumpen eine Spur. In etwa so wie bei Hänsel und Gretel mit Brotkrumen. Diese Spur führt zurück nach hause. An die Paradiespforte. Wo Mann und Frau vereinigt sind. Ich erkenne also auch ein erotisches Element.

Die Sprache ist nicht verkitscht, romantisiert oder sonst etwas. Ich empfinde sie eher als sehr simpel. Dieser Eindruck entsteht durch die Formulierung "mit Tränen des Mondes". Das Indianische, das du ja angesprochen hast, findet sich hier also wieder. Indianer haben ja oft so zusammengesetzte Namen, trauriger Bär, Der-mit-Wind-reitet oder so. In etwa so wirkt auch dieser Vers.

Das Verständnis von Liebe ist ebenso simpel. Fast in materielle Richtung aber nicht als Abwertung. Lyr. Ich drückt seine Liebe dadurch aus, dass er lyr. Du mit Silber schmücken will. Das ist das kostbarste, was er/ sie sich vorstellen kann. Hier sehe ich eine Nähe zu dem kindlichen Verständnis von Freundschaft. Es gibt eine Phase in der frühkindlichen Entwicklung, da beschreibt man seine Freunde anhand ihres Besitzes.

In Kombination des inhaltlichen und des Sprachbildes komme ich auf eine Deutung in der Richtung: Mann und Frau sind seit Anbeginn der Zeit für einander bestimmt und müssen sich wiederfinden. Das schaffen sie indem sie ein sehr natürliches, unbekümmertes Verständnis von Liebe in die Tat umsetzen.

Das ist, was ich aus dem Text ziehen kann. Urteile selbst, ob du damit etwas anfangen kannst ;)

LG
Last

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 03.07.2008, 21:03

Lieber Bilbo,

also für mich ist das so: Ich mag keinen Kitsch und ich benutze das Wort auch nur negativ und kann es nicht relativieren.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

DonKju

Beitragvon DonKju » 03.07.2008, 21:08

Hallo Last,

ich hoffe Du siehst mir das kleine Wortspiel oben nach, leider kann ich so etwas selten lassen ; Danke für Deinen "positiven" Kommentar ; Zum einen oder anderen Punkt möchte ich kurz etwas anmerken :

"Der Titel ist toll gewählt ..." = So war es gedacht, er soll neugierig machen und mit dem "weibliches" liegst Du richtig, hinzu kommt die Versuchung, der gerne nachgegeben wird

"... Schwarzer Samt, auf den Silber gelegt wird. In meinem Kopf einfache Klumpen, gemeint ist aber eher eine Kette oder so(?) ..."

Gut, es sollten zwar nicht Klumpen sondern Tropfen, was zu den "Tränen" doch besser passt, sein, allerdings werden sie nicht auf Samt, sondern auf den nackten Körper gelegt - Das "samtige Dunkel" steht für die warme Nacht, in der selbiges geschieht, voller Wärme und Geborgenheit, in der die Spielfreude aufkommt ...

"Die zweite Strophe legt aus den Klumpen eine Spur. In etwa so wie bei Hänsel und Gretel mit Brotkrumen. Diese Spur führt zurück nach hause. An die Paradiespforte. Wo Mann und Frau vereinigt sind. Ich erkenne also auch ein erotisches Element." = Du sagst es !

Auch der Rest deines Kommentars ist weitgehend zutreffend = also scheint es mir doch gelungen zu sein, die Aussage rüberzubringen ...

MlG von Bilbo

P. S. Ich hoffe aber, daß die anderen Kommentatoren sich auch noch einmal zu Wort melden ; Und : Ich wollte niemandem auf die Füße treten, nur ein bißchen zum Überdenken der gemachten Aussagen anregen ...

Nochmals Grüße an alle von Bilbo

DonKju

Beitragvon DonKju » 03.07.2008, 21:21

Hallo Lisa,

das war ich gerade wohl noch dabei, meinen ersten Kommentar zu ergänzen oder den auf Lasts Beitrag zu schreiben - Was "Kitsch" ist oder nicht, nun, das liegt wohl im Ermessen jedes Einzelnen, für mich ist's eben nicht kitschig, eher hoffnungslos romantisch - aber ich kann nichts daran ändern, wenn es für Dich eben "Kitsch" ist und Du daher ein Nachspüren zur Aussage als nicht machbar empfindest, dann ist das so - trotzdem schade

und einen lieben Abendgruß von Bilbo

Trixie

Beitragvon Trixie » 03.07.2008, 21:24

Hallo Bilbo,

danke dass du auf alle Kommentare so ausführlich geantwortet hast. Schön, dass du dich so einsetzt, wirklich. Aber - wenn es mir das Gedicht von sich aus nicht sagt, dann wird es auch dadurch nicht "besser", dass man es nach ausführlichen Erklärungen verstanden hat. Es soll ja für sich sprechen. Und das tut es, bei den meisten hier, anscheinend nicht, bzw. abgesehen vom Unverständnis ist dann noch die Wortwahl. Wenn du mit indiansicher Sprache arbeitest - dann könntest du das Gedicht auch ganz im indianischen Stil durchziehen. Aber dann passt für mich die Eva, als christlich und jüdische Urfrau-Figur, nicht mehr hinein. Also, ich habe noch immer Probleme mit dem Gedicht. Ich verstehe es jetz zwar besser, "der Groschen" ist sozusagen gefallen, aber ich möchte, dass mir das Gedicht das selbst erzählt und nicht der Autor ;-).

Lieben Gruß
Trixie

Last

Beitragvon Last » 03.07.2008, 21:35

Hallo Bilbo,

"... Schwarzer Samt, auf den Silber gelegt wird. In meinem Kopf einfache Klumpen, gemeint ist aber eher eine Kette oder so(?) ..."

Gut, es sollten zwar nicht Klumpen sondern Tropfen, was zu den "Tränen" doch besser passt, sein, allerdings werden sie nicht auf Samt, sondern auf den nackten Körper gelegt - Das "samtige Dunkel" steht für die warme Nacht, in der selbiges geschieht, voller Wärme und Geborgenheit, in der die Spielfreude aufkommt ...


Die Assoziation wird ausgelöst durch samtige Nacht. Es funktioniert in meinen Kopf nicht, die samtige Nacht bildlich so von der Schmückerei zu trennen, dass warme Nacht und nackter Körper gemeint sind.
Mir gefällt die angezogene Version aber auch besser. Paradiespforte ist für meinen Geschmack schon recht derbe (ich bin da etwas prüde^^).

Das Problem, das die anderen hier wohl mit dem Text haben, ist wohl, dass er nicht viel neues bringt. Bis auf den Titel, sind die Bilder nicht unbedingt neu. Außerdem wirkt eine simple Sprache schnell sperrig, wenn die Bilder nicht sofort greifen (ich weiß ein Lied davon zu singen...^^). Deshalb entfaltet der Text den Sog nicht, der den Leser in die Bedeutungswelt hineinzieht.
Ich habe auch unter einer gewissen Vorprägung gedeutet. Also nicht aus dem Text allein. Da ist zum einen ein Roman von Dan Brown, "Sakrileg". Da geht es um ein Verständnis des heiligen Grals als Symbol des ewig Weiblichen (auch auf ein V-förmiges Körperteil bezogen...). Zum anderen dachte ich an die Epoche der Romantik. Da gibt es eine bestimmte Auffassung des Ursprungs als das goldene Zeitalter. Fast alle Gedichte von Eichendorff lassen sich als Sehnsucht nach diesem Zeitalter verstehen. Mein Interpretation war also auch kein Fluss in den Text, sondern eher gestelzt. (Allerdings stelze ich gerne durch die Gegend^^)

LG
Last


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 89 Gäste