Orangerie

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 29.07.2008, 18:00

Orangerie


Hinter gläserner Haut
blühst du
schäle ich dich
aus deinem Apfelsinenkleid

Nur noch stellenweise
vom Mesokarp bedeckt
koste ich kosend
dein Fruchtfleisch

Schmeckst du süß
verzehre ich dich sofort
Bist du eine Pomeranze
bestreue ich dich vorher

mit Zucker


1. Fassung:

Orangerie

Frauen sind manchmal
wie frisch geschälte Apfelsinen
Nur noch stellenweise vom Mesokarp bedeckt
läuft einem beim Anblick ihres zarten Fruchtfleisches
das Wasser im Mund zusammen
Doch erst, wenn man ihre Süße gekostet hat
besteht Gewissheit
keine Pomeranze erwischt zu haben
Zuletzt geändert von Perry am 01.08.2008, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 29.07.2008, 19:09

Lieber Manfred,

ich denke, das Gedicht funktioniert nicht wirklich.

Wenn sich auch mit Organgen, Orangerie und Pomeranzen trefflich spielen lässt, so ist meine spontane Assoziation "Orangenhaut" und ich muss versuchen dies wegzuschieben, um dem Gedicht überhaupt eine Chance zu geben.

Eine solche nutzt das Gedicht aber nicht, denn der Erkenntnisgewinn ist doche eher obeflächlich und es entsteht auch wenig Stimmung dabei.

Liebe Grüße
Max

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 29.07.2008, 21:16

Hallo Perry,

ich muss mich Max anschließen. Das ist ein wenig platt und nicht sehr schmeichelhaft für das schöne Geschlecht, smile...

Gruß
Wüstenfuchs

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 29.07.2008, 21:24

Nun, es ist schon interessant, daß bislang zwei männliche Wesen mit dem Text Orangenhaut bei Frauen assozieren und ich als weibliches Wesen nicht.
Das gibt Frau doch zu denken ;- )

Ich habe dagegen spontan daran gedacht, wie kommt Perry nur auf süßes Fruchtfleisch? Orangen haben ganz schön viel Säure, und daher dürfte das Erlebnis doch eher ein süßes mit saurem Beigeschmack sein.

Ganz ehrlich Perry, diesmal ist mir ein Text von Dir doch etwas ... zu kitschig. Nix für ungut.
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

Perry

Beitragvon Perry » 30.07.2008, 00:08

Hallo Max,
glaube mir der Text funktioniert schon. Aber wenn bei dir als erste Assoziation Orangenhaut kommt, dann wundert mich deine Reaktion nicht.
LG
Manfred

Hallo Wüstenfuchs,
ja Humor ist eben auch Geschmacksache.
LG
Manfred

Hallo Sethe,
der Unterschied zwischen Apfelsine und Pomeranze liegt ja gerade im höheren Säuregehalt letzterer.
Kitschig findest du, dabei sollte er eher zum Schmunzeln anregen. Was solls ich schenk mir jetzt ein Gläschen Orangenlikör ein und gehe in den Keller.
LG
Manfred

Maija

Beitragvon Maija » 30.07.2008, 07:36

Hallo Perry,

Ich habe deinen Text mehrmals gelesen und habe von Anfang an geschmunzelt. Allerdings habe ich deinen Text einfach nur so angenommen, ohne Hintergedanken.
Der Geschmack hat halt so seine Tücken! :lachen0023: Gerne gelesen.

Lieben Gruß, Maija

Perry

Beitragvon Perry » 30.07.2008, 11:37

Hallo Maija,
Hintergedanken kann man nicht immer steuern, da sie sich meist aus unbewussten Assoziationen ergeben, umso mehr freut es mich, dass du über das Wortspiel lachen konntest.
Danke und LG
Manfred

Max

Beitragvon Max » 30.07.2008, 11:51

Hallo Max,
glaube mir der Text funktioniert schon.


Lieber Perry,

wenn Du es sagst ...

Ich hingegen kann mich nur auf meinen Eindruck verlassen und auf ein paar Rückmeldungen hier - und da bleibt der Eindruck, dass er für die Mehrzahl der Leute nicht funktioniert. Mir ist der angeführte Vergleich nicht zwingend genug, soll heißen, ich habe den Eindruck man könnte ein paar Dutzend Gedichte der Form "Frauen sind wie ..." schreiben, ohne etwas über Frauen zu sagen.

Liebe Grüße
Max

Perry

Beitragvon Perry » 31.07.2008, 11:23

Hallo Max,
ich weiß nicht so genau, welche Doppeldeutigkeit bei dir nicht funktioniert.
Fakt ist jedenfalls, dass Pomeranze einmal eine bittere Orange (z.B. Blutorange) und zugleich ein sauertöpferisches Weib bezeichnet.
LG
Manfred

Maija

Beitragvon Maija » 31.07.2008, 15:12

zugleich ein sauertöpferisches Weib bezeichnet.


Jetzt musste ich aber laut lachen! :mrgreen: Männer! :pfeifen: Also würde ich ein Mann sein, wäre mir eine Pomeranze lieber. Da ist immer Stimmung im Haus! :teufelbanane:

Max

Beitragvon Max » 31.07.2008, 17:40

Lieber Manfred,

Fakt ist jedenfalls, dass Pomeranze einmal eine bittere Orange (z.B. Blutorange) und zugleich ein sauertöpferisches Weib bezeichnet.



Das ist schon klar, Fakt ist aber auch, dass eine Doppeldeutigkeit alleine noch kein Gedicht macht. Wenn ich sage, es funktioniert nicht, so meine ich, dass seine Botschaft mich entweder nicht erreicht oder sie ist wirklich so platt wie ich gerade denke.

LG
Max

Trixie

Beitragvon Trixie » 31.07.2008, 18:02

hallo manfred,

also, als ich den titel las, hab ich was anderes erwartet... den fand ich hübsch und er hat mich auch gereizt, das gedicht anzuklicken.
aber ich finde das auch nicht sonderlich witzig. ist schon sehr oberflächlich und ein bisschen macho-haft, was zu einer gedichtform mit solch lyrischen begriffen wir orangerie überhaupt nicht passt. ich gebe max recht - eine doppeldeutigkeit macht noch lange kein gutes gedicht und du musst ja nicht widersprechen, denn du möchtest ja die rückmeldung haben und wenn dir rückmeldung zu 90% lautet, dass es nicht funktioniert, dann könntest du das ja einfach akzeptieren. sonst bräuchtest du deine gedichte ja nicht in den bearbeitungsbereichen des forums einstellen...

lieben gruß
trixie

Perry

Beitragvon Perry » 31.07.2008, 20:36

Hallo Maija,
ich mag ja ehrlich gesagt die etwas bitter schmeckenden "Orangen" auch lieber, weil zuviel Süßes hat man schnell über. :smile: .
Freut mich dass du Lachen kannst.

Hallo Max, hallo Trixie,
ich "verheirate" euch jetzt schnell mal als gemeinsames Ablehnungspaar meines Textes. Ich nehme euere Kritik gern zu Kenntnis und gestehe euch zu über die Doppeldeutigkeit der Pomeranze nicht lachen zu können.
Es gibt bei dem Text aber auch noch eine etwas feinere Lesart, ich zitiere jetzt mal ausnahmsweise einen Komm aus einem anderen Forum:

"ich lese einen wunderbar feinen hauch von sinnlichkeit in diesem gedicht. das "exotische" wörtchen "mesokarp" lässt mich in seiner biologischen exaktheit zwar kurz innehalten, doch es steht da irgendwie goldrichtig für mein gefühl, verrät es doch etwas über den leicht schmunzelnden blick des autors auf die welt und ihre wunder (auch die wunder der weiblichkeit....und das wundern über pomeranzen...). ein echter "perry" eben."

Zugegeben der Komm schmeichelt etwas, aber er zeigt auch, dass man bei etwas genaueren Hinsehen durchaus auch lyrisch Ansprechendes in dieser Orangerie finden kann, was Trixie leider nicht entdeckte.
Ich wollte damit auch nur Trixies 90% etwas entgegensetzen um nicht als total unbelehrbarer Lyriker dazustehen.

LG
Manfred
Zuletzt geändert von Perry am 01.08.2008, 10:59, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 31.07.2008, 20:53

Lieber Manfred,

Du kannst Wüstenfuchs und Sethe gleich mitverheiraten ... Ansonsten weiß ich nicht, was mir der zitierte Kommentar zeigen soll (es fiele mir schon einiges ein, aber auf die Ebene begebe ich micht nicht), ich kann nicht entdecken, wo denn der Betrachter dieses Gedichts genauer hingesehen hätte. Ich finde nach wie vor, das Doppeldeutigkeiten zwar den Gedankeninhalt eines Teekesselchens bilden, aber wenn sie den eines Gedichts bilden, taugt der Text nicht viel.

LG MAx


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