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Ich habe keine Blicke mehr...
Verfasst: 04.04.2006, 19:20
von Louisa
Ich habe keine Blicke mehr
die ich Dir schenken kann.
Ich trage keine Kleider mehr
die nicht von Dir erzählen.
Allertage schlagen sie
mir Deine bunten Worte
lautstark ins Gesicht
Nur Dein Mund
und seine Stimme
süßer Früchtetee-
er formt sie nicht.
Manchmal fällt der Staub
auf Deine alten Worte
doch ich fege ihn beständig fort
und sie wachen wieder auf.
Ich habe keine Blicke mehr
die ich Dir schenken kann.
Doch es bleiben noch
millionen Edelsteine
Eine Sprache verborgen
in hellrauschenden Gewässern.
Ihr Glanz im Alphabet
den ich nur finden muss
um Dir Rubine und Saphire
in die Hand zu legen
in der letzten Hoffnung
Meine Worte könnten
Deine Welt bewegen.
Verfasst: 04.04.2006, 20:10
von medea
:shock: oh gott, ich bin ganz sprachlos. das ist eines der schönsten sachen, die ich je gelesen habe. schon der titel hat mich total angesprochen. das ist ein sehr sprechendes bild finde ich... nach einer grossen liebe, die man noch nicht überwunden aber dennoch schon kapituliert hat, sich mit dem gedanken abgefunden hat, dass es vorbei ist - aber die hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und das kommt wunderbar in der letzten zeile raus. meine hochachtung lousia, das ist wirklich wunderschön.
das einzige was ich zu mäkeln hätte ist, dass es eigentlich doch ein liebesgedicht ist und in eine andere rubrik gehört, aber hey - kleinkram. egal wo du's reinstellst - es ist w u n d e r v o l l!!!
*tief bewegt
~medea~
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Verfasst: 04.04.2006, 20:15
von medea
ach ja, mir ist noch was aufgefallen.
du schreibst :
Ich habe keine Blicke mehr
die ich Dir schenken kann.
Ich trage keine Kleider mehr
die nicht von Dir erzählen.
aber ist das nicht ein widerspruch? wolltest du nicht die erste strophe mit der zweiten noch verstärken?
die resignation, die sich aufbaut wird zunichte gemacht durch das wehmütige erinnern, das tragen der kleide, die immer noch von ihm erzählen.
ich würde vielleicht schreiben
ich trage keine Kleider mehr
die von Dir erzählen.
oder wenn du den schmerz in den vordergrund stellen willst, sei stringent und sag:
Ich trage nur noch Kleider,
die von Dir erzählen.
das wär mein vorschlag - aber hey - dein gedicht und es ist gut so wie es ist. war nur so ein gedanke.
~medea~
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Verfasst: 05.04.2006, 19:51
von Louisa
Dankeschön.
-Stimmt, eigentlich die falsche Kategorie, aber es beschäftigt sich ja auch mit einem Machtmissbrauch der Worte...
-Eigentlich ist es ja auch keine vergangene Liebe, wie das so häufig der Fall ist, aber das spielt wohl keine Rolle.
Vielleicht sollte es verschoben werden...
Die Kleider erzählen von dieser Person, weil seine Blicke sie zuweilen berührt haben...aber vielleicht hast Du recht, dass es keine weitere Steigerung ist.
-Doch ohne Kleider, viel bleibt da ja nicht mehr übrig, oder?
"Man kann ja nicht nackt durch die Welt gehen."
Liebe Grüße, Louisa
Verfasst: 05.04.2006, 21:00
von medea
hi lousia,
nein verschiebs nicht, ich find es passt auch hier rein. sorry wenn ich so neugierig bin - muss du auch nicht beantworten, wenn du nicht willst - aber wenns keine vergangene liebe ist, was beschreibt es dann? eine, die noch nicht mal richtig angefangen hat?
in jedem fall ist es eines meiner absoluten lieblingsgedichte nun und ich danke dir nicht nur fürs schreiben sondern auch fürs reinstellen.
~medea~
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Verfasst: 05.04.2006, 21:06
von medea
Doch ohne Kleider, viel bleibt da ja nicht mehr übrig, oder?
"Man kann ja nicht nackt durch die Welt gehen."
durch die welt sicher nicht aber durch ein so schönes gedicht...

Verfasst: 06.04.2006, 14:19
von Louisa
Ach, wird hier nackt gelesen?
Vielleicht damit es besser auf alle Gliedmaßen einwirken kann?
Wie dem auch sei, eine Erklärung würde jetzt zu weit führen. Es ist doch schön, wenn jeder seine eigene Interpretation findet.
Liebe Grüße, Louisa
Verfasst: 06.04.2006, 16:11
von steyk
Hallo Louisa,
habe schon einiges von dir gelesen, aber das hier gehört wohl zu den schönsten Texten die du hier eingestellt hast.
Gruß steyk
Verfasst: 06.04.2006, 20:47
von Louisa
Ooooh...dankeschön!
Ich fühle mich geschmeichelt.
Liebe Grüße, Louisa
Verfasst: 07.04.2006, 15:19
von Lisa
Liebe Louisa,
ja, und wieder wundervoll ... :grin:
Wie wäre es dennan dieser Stelle:
Ich habe keine Blicke mehr
die ich Dir schenken kann.
einen größeren Absatz zu machen? Sozusagen hier einen zweiten Teil des Gedichts beginnen zu lassen? Denn es ist ja eine Wiederholung mit anschließender Schlussfolgerung.
Verfasst: 07.04.2006, 18:32
von Louisa
Der Wunsch sei Dir gewährt O:) .
Verfasst: 10.04.2006, 13:56
von Lisa
Ich meinte ÜBER dem Satz O:) :-$
Ps: wirklich wunderschön
Verfasst: 10.04.2006, 17:49
von Louisa
Haben sie jetzt genug Abstand voneinander gewonnen?
Ich verharre in stiller Hoffnung und schürfe weiter nach Edelsteinen...tief in der Höhle der verborgenen Wortschätze...
(grusel, grusel...)
Vielen Dank und liebe Grüße, Louisa
(beinah hätt´ich geschrieben: "...und leibes Grüße..."