meins

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9468
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 09.04.2006, 17:33

2. Fassung

Nimm doch
mein Gedicht

verschiebe Inhalt
Wort und mich
bis ich lese
ungerührt

dein Sinn
dein Wort
ich find
mich nicht

beraubt seiner
Seele
beraubt meinem
Sein

du bist
sicher
doch
ich klinge anders


1. Fassung

Nimm doch
mein Gedicht

verschiebe Inhalt
Wort und mich
bis ich lese
ungerührt

dein Sinn
dein Wort
ich find
mich nicht

beraubt seiner
Seele
beraubt meinem
Sinn

ich hoffe
du bist
zufrieden
wie es nun klingt
Zuletzt geändert von Ylvi am 24.02.2007, 18:55, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 10.04.2006, 14:09

Hallo smile, lies es auf die Grammatik hin durch...

Gruß
Gerda

Iris

Beitragvon Iris » 15.04.2006, 11:50

Hallo smile,

ich finde die Idee nicht schlecht, passiert manchmal, wenn man etwas abgibt, was man nicht abgeben sollte ... oder man gar tatsächlich beraubt wird und dadurch abhängig wird von anderen, die dann natürlich "nie" zufrieden mit einem sind.

Ich finde es auch gut formuliert. Für mich ist es nicht "meins", sondern Ausdruck von verfehltem Umgang zwischen zwei Menschen, dem Kritiker und dem Poet in diesem Falle.

VG Iris

Max

Beitragvon Max » 15.04.2006, 21:51

Lieber Smile,

ich denke, den Grundgedanken des Gedichtes kenne ich gut und teile ihn. Fasst jedem, der etwas chafft geschieh es, dass ein Kritiker meint, man hätte lieber etwas ganz anderes schreiben sollen und diese Kritik ist unfair, da sie sich nicht mit dem Werk auseinandersetzt. Trotzdem finde ich Dein Gedicht sprachlich nicht ganz gelungen ... an einigen Stellen leidet der Satzbau - und da du nicht reimst, fragt man sich eigentlich, wofür (z.B. "bis ich lese ungerührt"). Hinten weiter beraubst Du das "berauben" des Genitivs ;-)

Liebe Grüße
Max

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 24.02.2007, 13:08

Liebe Smile,

hier lese ich übrigens noch eine andere Beziehung mit hinein. Man könnte an ein lyrisches Du denken, dass sich vom Dichter falsch dargestellt fühlt und dagegen revoltiert, indem es sein eigenes Gedicht schreibt.

Die letzte Zeile will mir nicht recht gefallen "wie es nun klingt". Vielleicht ist das aber zu moralisierend:

Bist wohl nur
zufrieden,
wenn es nicht klingt.

Grüße

Paul

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9468
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 24.02.2007, 13:57

Hallo Paul,

das ist ja mal ein wirklich interessanter Blickwinkel, hatte ich mir beim schreiben zwar nicht gedacht, aber die Idee gefällt mir gut.

wie wäre der Schluss:

du bist
sicher
doch ich
klinge anders

das würde auf deine Leseart auch sehr gut passen.

liebe Grüße
smile

Benutzeravatar
noel
Beiträge: 2666
Registriert: 04.08.2006

Beitragvon noel » 24.02.2007, 13:59

am besten finde ich,
dass ausgerechnet der letzte absatz
nicht klingt,
der explizit das klingen erwähnt.

vorneweg
habe ich melodie & rhythmus im ohr
& es ist fein absurd,
dass in der zeile in der der/die/das angesprochene,
der/die/das den klang dem LI geraubt_taubt hat,
erwähnt wird der klang flöten geht

noel
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 24.02.2007, 16:11

Hallo smile,

ich würde mehr verdichten


Nimm doch
mein Gedicht

verschiebe Inhalt
Wort und mich
bis ich lese
ungerührt --> unberührt statt "ungerührt"

dein Sinn
dein Wort
ich find
mich nicht

beraubt seiner meiner
Seele
beraubt meinem
Sinn

ich hoffe
du bist du
zufrieden
wie es nun klingt

nach dir

das sind mal meine Anregungen dazu.
Saludos
Magic

Gast

Beitragvon Gast » 24.02.2007, 17:21

Ich muss mal ganz zart fragen, heißt es nicht: deinen Sinn?
Hatte ich im letzten Jahr schon überlegt...
LGG

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 24.02.2007, 17:47

ja, es muss "deinen" Sinn heißen. Hast Recht, Gerda.
Saludos
Magic

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 24.02.2007, 17:50

Liebe Gerda,

in meiner Lesart kann es auch einfach "dein Sinn" heißen. Die Mehrdeutigkeit entsteht durch die fehlende Interpunktion:

Dein Sinn.
Dein Wort.
Ich find
mich nicht.

Grüße

Paul

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9468
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 24.02.2007, 18:50

Hallo,
danke Paul, es muss nicht "deinen" heißen.

Magic:
deine Ideen verändern die Aussage und nicht nur die Sprache

was mir nun nach so langer Zeit auffällt, ist der doppelte Gebrauch von "Sinn".

vielleicht:

beraubt seiner
Seele
beraubt meinem
Sein

ich stell mal eine geänderte Fassung ein, mal sehen, was ihr dazu sagt.

liebe Grüße
smile

Gast

Beitragvon Gast » 25.02.2007, 00:37

Danke Paul, ja es geht, aber es drängte sich mir nicht auf.
Vieleicht hätte ich es erkannt, wäre nach "Wort" ein Absatz gefolgt.

Liebe smile,

den Schlussvers in der überarbeiteten Fassung finde ich richtig gelungen.
Vorher klang er persönlich betroffen.

Dein Gedicht passt zur Diskussion, im Blauen Café, in der es darum geht, wie weit man Texte erklären kann, sollte...
Allerdings geht es dir in diesem Gedicht eher noch um Eingriffe in den Text, die Änderungsvorschläge und inwieweit diese, einen Text vom Autor entfremden können.
Da sollte jeder Schreibende achtsam sein, dass ihm dieses nicht passiert.

Zum Text, die Idee finde ich gut. Den neuen Schlussvers finde ich am besten.
Ich kann mich in deinen Texten so scheint es grundsätzlich nicht mit den gram. Umstellungen anfreunden, von denen du sagst du setzt sie bewusst als Stilmittel ein, die mir aber meinem Sprachgefühl zuwiderlauen und ohne Notwendigkeit gesetzt scheinen. In dieser Häufung ist es früher in der Reimdichtung Gang und Gäbe gewesen, aber in freien Versen finde ich diese Umstellungen nur ausnahmsweise notwendig, je seltener je besser. ;-)

Es folgt die nächste törichte Frage:
beraubt seiner Seele
beraubt meines Seins
es steht oben meinem Sein
oder geht hier auch wieder beides?

Diese Formulierung ist mir insgesamt auch zu pathetisch.
Da würde ich etwas zurückfahren und in Richtung "Entfremdung" gehen, (s. meine Komm.o) denn von Seele rauben schreiben.

Liebe Grüße
Gerda

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9468
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 25.02.2007, 14:10

Liebe Gerda,

mmmhhh...was soll ich dazu sagen...
ein bisschen alt, ein bisschen neu, ein bisschen pathos und ganz viel smile. ;-)
(am Ende vielleicht nicht immer grammatikalisch einwandfrei, aber vielleicht kannst du unter dem Stichpunkt dichterische Freiheit darüber hinwegsehen.)
Ich denke nicht, dass du dich mit meinen Gedichten oder meinem Stil anfreunden musst, das ist ehrlich gesagt auch nicht meine Intention.
Es steht dir frei, sie nicht zu mögen.

Ich lese deine Kommentare und Gedichte wirklich gerne und mache mir auch stets gebührend Gedanken dazu, aber letztlich kommen wir wohl selten (den Schluss finde ich so auch besser) auf einen Nenner, weder bei deinen noch bei meinen Versen.
Sieh es doch mal als kreative Bereicherung.

liebe Sonntagsgrüße smile


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 6 Gäste