gut & schön ODER die ausrede

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
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noel
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Beitragvon noel » 05.08.2006, 08:36

ich legte mich in deine gebärden
fühlte hinter augen
das speien
& schnürte den tornister
schWach doch offen an_sicht
deine tränen liefen neben staubigen bildern
in diesen rostroten momenten
in denen ich schulter
kopf & wange umwirken wollt
da du bewusstLos deiner
wOrte schriest
ich nestelte
finger in deine faust
glubschte aus dem schoß
gott war auch dir
ausgetrieben & blieb dem uns
erspart nicht aber die offerten
gut zu sein im namen
über_geordneter nichtigkeiten
du hast rEcht
ich habe versagt
gebrochen
was versprochen
denn versprechen die rächen
sich geschultert zu lange
wenn sie liegen
siegen
in fetten
feisten
in faulen momenten
aber vielLeicht kannst du die samen
aus deiner hosentasche kratzen
sie sind
trocken gewiss
doch ich hoffe noch
dass unsere augen sich treffen
über der blütenstaude

Tonspur


Bild
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Nifl
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Beitragvon Nifl » 05.08.2006, 10:24

Noel !

Juhu, ich kann mal wieder einen Text von dir kommentieren.
Besonders gefällt mir in deinem Fragment die Wechselbeziehung vom Somatischen zur Befindlichkeit ... daraus entstehen sehr intensive Metaphern.

zB.

ich legte mich in deine gebärden

oder

ich nestelte
finger in deine faust

(das Bild finde ich absolut genial !)
oder

denn versprechen die rächen
sich geschultert zu lange


Ich lese aus den Zeilen die Reflexion einer Auseinandersetzung, die trotz Schlichtungsversuch in der Trennung endet.
Auch das Bild passt sehr gut durch die Rotelemente und den "Tornister", der für mich die Trennung symbolisiert ...
Aber am Ende verharrt dein Text nicht in Larmoyanz, sondern sät Hoffnung.

Nifleien:
wOrte

dieses Spiel ist mir mittlerweile zu abgegriffen ... tausendmal schon gesehen ...genauso das viellLeicht

LG
Nifl

Max

Beitragvon Max » 05.08.2006, 12:00

Lieber Noel,

ganz schneller erster Eindruck: genauso ist polyphon gemeint, eine Vereinigung von gleich drei Kunstsorten auf sehr hohem Niveau (allerdings habe ich den Eindruck, dass der Text zum Ende hin stärker wird) . Ganz große Klasse
Max

Gast

Beitragvon Gast » 05.08.2006, 12:02

Aaaalso - erst Mal: Ich musste schlucken vor Begeisterung, über das Kunstwerk ...
Ganz ganz toll (übermaltes Foto, oder digital bearbeitet?) Jedenfalls Klasse und der Text, ist gut, passt sehr gut zum Bild, braucht allerdings bei mir noch eine Weile um sich zu setzten und Anhören, ja hören will ich auch.

Bild im blauen Salon, Noel,

nach deinem Avatar scheinst du weiblich zu sein, trotz männlichen? Nicks.
Irgendwoher kenne ich dieses Auge... Bild

Liebe grüße
Gerda

Gast

Beitragvon Gast » 05.08.2006, 13:58

Deine Stimme ist weiblich, so viel ist sicher. ;-)
Zum Inhalt: , Selbstreflektiv und dicht, wie ich finde. Durch Stabreime gelingt dir eine eindringliche Sprachführung und -melodie.

ein Wort machte mich stutzig:
glubschte aus dem Schoß

Das Wort "glubschen" hat die Bedeutung glotzen /mit Stielaugen sehen...
;-) (Glubscher: das Auge)
meinst du vielleicht klaubte von [i]etwas klauben, pflücken, sammeln nehmen... oder grabschte?, greifen nehmen?

Mir gefällt auch wie du den Text liest, bis auf ein paar Kleinigkeiten.
Vielleicht hätte ich etwas langsamer gelesen,
bei manchen Textstellen hätte ich anders betont: Beispiel:

ich habe versagt
gebrochen
was versprochen
denn versprechen die rächen sich vor sich sollte m. e. keine zäsur sein
geschultert zu lange
wenn sie liegen
siegen


Es ist auf jeden Fall ein hervorragneder Einstand hier. :daumen:
Ich hoffe wir lesen mehr von dir.

Liebe Grüße
Gerda

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noel
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Beitragvon noel » 05.08.2006, 19:53

@ nifl danke für die nifeleien, wie bin ich nur ohne

@ max merci von der noel

@ gerda, bearbeitetes photo von mir
das mit der zäsur
muss ich mir noch einmal anhören
fein, konstruktive kritik
feinfeinfein das
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Max

Beitragvon Max » 06.08.2006, 19:57

Ups, DIE Noel .. hm *lach* ich schäme mich und bitte um Verzeihung, dem Auge hätte man es ansehen könne ;-)

Liebe Grüße
DER max

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noel
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Beitragvon noel » 06.08.2006, 20:14

dem auge
ahaha
hast du keine boxen?
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

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aram
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Beitragvon aram » 06.08.2006, 20:35

hallo noel,

meine notebook boxen sind auch sehr schlecht - überhaupt keine ordentlichen bässe

aram voll daneben .-)



außerdem vertraue ich max immer taub und wage mich überhaupt erst seit kurzem, auch mal vor ihm nen kommentar in den thread zu setzen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 08.08.2006, 13:55

Hallo noel,

auch bin begeistert...das ist schon ziemlich gut und ausgereift!
Ich gebe dabei Max recht, dass auch ich den text zum Ende hin als stärker empfinde und das letzte Stück ist dann wirklich sehr sehr stark:

aber vielLeicht kannst du die samen
aus deiner hosentasche kratzen
sie sind
trocken gewiss
doch ich hoffe noch
dass unsere augen sich treffen
über der blütenstaude


Das ist schon fast ein eigenes Gedicht für sich :-).

Ich habe noch etwas Schwierigkeiten das Bild und den Text in engere Beziehung zueinander zu setzen, klar der Rucksack ist erwähnt/auch das zu starke Schultern der Versprechen. Aber mit dem Feuer/ den Feuerhänden habe ich noch Probleme - wegen der Gottesaustreibung? Ich meine der text, auch in Kombination mit der Tonspur passt klanglich zu diesem Schmerz - aber ich könnte mir auch andere Verbindungen als Feuer vorstellen. So wirkt das Feuer auf mich etwas wahllos. Auch wünschte ich mir Teile der letzten von mir zitierten Stelle in dem Bild klarer wiederzufinden...vorallem, weil der Text am Ende eine mutigen Schluss zieht, der Hoffnung (wenn auch nur pur) in sich trägt. Das vermittelt das Bild für mich nicht. Vielleicht musst du mir aber auch nur helfen?

Auf jeden Fall bin ich mächtig beeindruckt!
Mehr davon!
Lisa

PS: ich finde übrigens, dass die Stimme auch männlich sein könnte.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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