Ein Bild für die Liebe (das musste ja von mir kommen...)

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
Louisa

Beitragvon Louisa » 25.04.2006, 11:22

Meine Damen und Herren, wenn sie ihren Blick nach unten wenden, sehen sie ein Gemälde von Gustav Klimt.

Es trägt den Tit-tel "Der Kuss". Bei diesem Werk handelt es sich um eines meiner Lieblingsbilder, es ist, wie die meisten Werke des Künstlers, voller Fantasie und Leidenschaft.

Wenn man es sieht wünschte man sich auch einmal auf so einem Blumenhügel in goldenen Kleidern zu küssen O:) .

Aber beurteilen sie selbst. Auch ist die Internet-Ausstellung von Klimt sehr zu empfehlen.

Was wissen sie weiteres über diesen Herren? Ich nämlich nicht viel, obwohl ich mich hier ganz weise gebe.


Bild

Max

Beitragvon Max » 26.04.2006, 11:30

Liebe Louisa,

ja der Klimt! Ein wirklich tolles Bild (und gar nicht zu groß, es passt hier genau auf meinen Bildschirm!).

Zum thema Klimt fällt mir spomnatn aein, dass es doch einen kürzlich erschienenen Film mit John Malkovich zum Thema Klimt gibt: Hat den jemand schon gesehen?

Liebe Grüße
Max

Trixie

Beitragvon Trixie » 26.04.2006, 12:19

Servus Louisa!

Ein wundervolles Bild, auch wenn ich nicht so sehr ein Fan von moderner Kunst bin. Ich weiß leider nicht viel über Klimt, nur dass er viel igonriert wurde und ein Wiener war und erst spät erkannt wurde, dass er einen der Grundsteine für die moderne Kunst gelegt hat. Aber warum mich das Bild trotzdem besonders anspricht, ist weil meine Mutter eine Steinfigur besitzt, die den Namen "Der Kuss" trägt. Ich schätze mal, das soll eine Anlehnung an dieses Bild sein. Das Gemälde gefällt mir aber besser, allein schon wegen der Wiese und den Farben! Lässt einen träumen...

lg Trixie

Bild

Louisa

Beitragvon Louisa » 26.04.2006, 14:16

Hallo ihr beiden!

Max, was hast Du für einen riesigen Computer?

Nein, den Film kenne ich leider nicht, aber trotzdem vielen Dank für eure Informationen.

Es gibt dieses Bild auch als farbige Skulptur, glaube ich...

Man könnte ja meinen, ich wäre vielleicht durch ein schlaues, schlaues Kunstprospekt auf ihn aufmerksam geworden, aber weit gefehlt.

Es handelte sich um eine Tomatensuppe.

Dieses Bild ist merkwürdiger Weise auf meiner Serviette gewesen O:) .

"Die Liebe" und "Die Hoffnung" sind auch faszinierende Werke von ihm. Aber das ist das Schönste !

Kunterbunte Grüße, eine schlechte Suppenlöfflerin.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 26.04.2006, 19:13

Ja, dieses Bild ist wundervoll. Obwohl es so verkitscht wurde. Obwohl es Abermillionen Poster - Abdrücke (und Servietten!) davon gibt. :-s

Mit Klimt geht es mir wie mit Fontane. Fontanes Effi Briest war mein erstes „richtiges“ Buch, ich habe viel durch es gelernt, vor allem die Liebe zur Literatur, aber nachdem ich noch viele andere Bücher von Fontane las, merkte ich, dass Fontane von sich selbst dachte, dass er sich selbst nicht überwunden habe.

So erging es mir mit Klimt auch, seit ich seine aber und immer verzierten Goldwerke sah, die Art der Darstellung von Frau und Mann, glaube ich, dass dieser ungeheuerliche Aufwand viel erzählt...


Männer sind selten in seinen Werken zu finden, wenn dann oft als Rückenfiguren. Klimt malt eine klare Bewunderung für die Schönheit der Frau, wenn er Mann und Frau zusammenzeigt - dennoch auch Entfremdung zwischen den beiden.

Das kann man hier beim Kuss auch erkennen...Das männliche Gesicht ist nicht zu erkennen. Seine Hände umfassen mit großer Zärtlichkeit ihr Gesicht und dennoch dreht sie es von der Umarmung weg. Ihm wird nur die Wange zum Kuss geboten.

Für mich, das ist vage und nicht wissenschaftlich, aber ein fester Glaube, verhinderte der Blick des Künstlers auf die Frau, den Blick des Mannes Klimt auf die Frau. So wäre es auch von Bedeutung, dass die Frau im Kuss das Gesicht dem Betrachter zuwendet und nicht dem Mann. Wenn Schönheit vom maler beobachtet werden muss, ist die völlige Nähe des Mannes unmöglich, da der Künstler immer dazwischen steht...Deshalb meiner Meinung nach auch die starke Spannung zwischen Figuren und Ornamentik...die Figuren erscheinen mir oft (hier auch) in eine zusätzlich (2-dimensionale) Ebene gebracht, die der Ästhetik. Denn wenn man das Bild genau betrachtet, müssten die beiden auch liegen, denn die Haltung ist nicht statisch.

Normalerweise interpretiere ich nicht so direkt, das ist gar nicht meine Art, weil Bilder synthetisch sind und davon leben...aber bei Klimt konnte ich noch nie anders...



Zitat von Klimt:

Wer mich besser kennen möchte – das heißt als Künstler, und nur das lohnt sich – sollte meine Malerei studieren und versuchen daraus herauszufinden, wer ich bin und was ich will.“
Klimt bewunderte Rodin und Whistler (ohne wie die Kunstwissenschaft behauptet) sie nachzuahmen.

Klimt hoffte die Wiener Malerei aus ihrer Isoliertheit, in der sie dahinsiechte, zu befreien. Er gilt zusammen mit Olbrich und Hoffmann als begründer der Wiener Sezession.

Das ist jetzt stichwortartig das, was ich mir mal in meinem Bildbuch zusammen notiert habe (ich bin immerhin 3 ganze Maler weit gekommen :sad: ). Natürlich nicht fundiert etc...und höchst subjektiv, aber ich glaube dran
:cool:

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.04.2006, 10:35

Hallo Lisa.

Verkitscht ? Ich sehe darin eher eine starke Diffamierung O:) .

Man wischt sich mit der Kunst die Hände ab !

Ich war kurz davor die gesamte Packung vor ihrem unwürdigen Tod zu retten (verstecken, einramen, nur noch sauber essen...).

Zu Deiner Kritik: Also ich finde das gar nicht schlimm. Er war bestimmt ein großer Frauen- liebhaber und -versteher.

Aber ich finde auch, die beiden könnten sich noch ein bisschen zugewandter sein, aber dann würde man ihr Gesicht wahrscheinlich nicht mehr erkennen.

Im Bild "Liebe" scheinen mir die Partner aber sehr gleichberechtigt.

Liebe Grüße, eine Klimt-Freundin

Gast

Beitragvon Gast » 28.04.2006, 11:44

...Gutav Klimt... wer lässt sich von seiner Kunst nicht verzaubern,
obwohl teilweise zu Kitsch mutiert worden, weil sie so vielen
Mensche gefällt...
Damals allerdings imspäten 19.JH und frühen 20 JH hatte
seine Kunst kein leichtes Leben...
Die Ausstellung "die nackte Wahrheit", die ich 2005 in der Schirn (Frankfurter Kunsthalle) gesehen habe konnte ein Lied davon singen.

http://www.schirn-kunsthalle.de/index.p ... &year=2005


http://de.wikipedia.org/wiki/Klimt
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Secession

Mein Beitrag zum Zwiegespräch werden vorrangig Hinweise und Kommentare sein... liebe Louisa...

Liebe Grüße
Gerda

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 29.04.2006, 17:47

Hallo Louisa,

Zu Deiner Kritik: Also ich finde das gar nicht schlimm. Er war bestimmt ein großer Frauen- liebhaber und -versteher.


Das war gar keine Kritik....im Gegenteil, es war der Grund, warum ich seine Bilder liebe...


besonders auch dieses (allzu bekannte) hier, leider misserable Qualität:

Die Jungfrau

Bild

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 06.05.2006, 21:44

Hallo zusammen,

über Klimt weiß ich leider nicht viel. Ich kann mich aber noch genau daran erinnern, warum ich ein Buch über Klimt nicht zu Ende lesen konnte... Wie dem auch sei. Bei dem Kuss störte mich immer ein wenig die etwas ungemütliche Haltung des Kopfes der Frau. Ginge es um ein Klimt-Bild für die Liebe, dann würde ich dieses hier wählen. Denn früher oder später rollen allzu oft Köpfe:

Bild

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Beitragvon leonie » 07.05.2006, 16:36

Ich vbverstehe zu wenig von Malerei, um mich zu den Bildern zu äußern. Zu den allzuoft rollenden Köpfen möchte ich jedoch folgendes sagen:

Manche Dinge haben nur eine Chance, wenn man sie ihnen gibt. Ansonsten unterliegen sie dem Gesetz der self- fulfilling prophecy. Diese wiederum ist eine sehr ungesunde Form der Rechthaberei. Besonders wenn sie autoaggressive Züge annimmt.

Viele Grüße

leonie

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2006, 17:06

Hallo ihr beiden!
Leonie, ich danke Dir! Es ist doch vollkommen unerheblich, ob das rein anatomisch gemütlich wäre, für die Frau. Für mich ist das ein wahres Liebesbild !

Dieses hier aber auch. Es ermöglicht eine große Bandbreite an Interpretationsmöglichkeiten.

Es heißt "Liebe", aber wenn wir uns den Hintergrund ansehen, entdecken wir allerhand Bedrohungen, finst´re Fratzen, Hexen, höhnisch lächelnde Damen, vielleicht sogar den Tod an sich, die die zwei Liebenden aber gar nicht wahr zu nehmen scheinen.

Das ist wirklich Liebe, glaube ich. Auch ein Liebesbild also. Ein wunderschönes.

Sonntägliche Grüße, louisa

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 08.05.2006, 21:05

Da entdecke ich doch gerade in den Untiefen meiner Festplatte eine kleine Geschichte, die ich vor Jahr und Tag mal zu Gustav Klimts "Kuss" geschrieben habe. Ich hoffe es stört nicht, wenn ich sie hier einfüge. Sie verbindet den "Kuss" gewissermaßen mit der "Judith Holofernes":

Das Lesezeichen

Sie stand vor ihrem Bücherregal, strich sich mit einer unbewussten Geste eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ ihren Blick über die Buchrücken streifen. Sie hatte ihre Prüfungen geschrieben, die Entwürfe eingereicht, die dieses Semester von ihr verlangt worden waren, und wollte sich nun bei einem Buch entspannen. Ihr Blick fiel auf Romane, die sie schon gelesen hatte, auf Fachliteratur, die sie aus Studienzwecken gekauft hatte, und blieb schließlich auf dem Einband einer Monographie über Gustav Klimt hängen. Sie mochte die leidenschaftlichen und erotischen Gemälde Klimts und hatte, als sie den Namen des Künstlers auf dem Einband las, das Bild "Der Kuss" vor Augen.
Sie nahm den Band aus dem Regal, legte ihn auf ihr Bett und ging in die Küche, um sich einen Tee zu kochen. Dann lief sie mit träumerischen Schritten zurück in ihr Zimmer, setzte sich auf die Matratze und öffnete das Buch.
Der Einband war als Lesezeichen zwischen der achtundsiebzigsten und der neunundsiebzigsten Seite eingeschlagen. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie in dem Buch gelesen hatte. Ebenso wenig wusste sie, wann sie es gekauft haben sollte. Es war jedoch kein Geschenk gewesen, denn das hätte sie sich bestimmt gemerkt. Sie klemmte den überstehenden Teil des Schutzumschlags wieder zwischen das Cover und die Schmutzseite.
Während sie ein wenig Tee trank, blättert sie durch das Buch, betrachtete einige der Abbildungen und begann zu lesen.
Nach einer Weile merkte sie, wie ihre Augen schwer wurden. Der Tee hatte sie schläfrig gemacht. Sie zog die Tagesdecke über sich und steckte einen Einkaufszettel als Lesezeichen zwischen die neunzehnte und die zwanzigste Seite. Dann fielen ihr auch schon die Augen zu. Sie schlief vielleicht eine halbe Stunde. Plötzlich wurde sie wach. Sie wusste nicht, ob es ein Geräusch in der Wohnung gewesen war oder der wirre Traum, aus dem sie erwachte, aber irgendetwas hatte sie hochschrecken lassen. Ein diffuses Gefühl von Scham oder Schuld quälte sie. Es war verbunden mit der Erinnerung an einen Samstagnachmittag, an dem sie mit einem früheren Freund in der benachbarten Stadt einkaufen war. Dort hatte sie das Buch ausgesucht. Als sie zu Hause angekommen waren, hatten sie sich geliebt. Danach war sie eingeschlafen, gleichermaßen erschöpft und glücklich. Später wurde sie wach. Ihr Freund las in dem Buch, steckte aber, als er ihren Blick bemerkte, den Einband als Lesezeichen zwischen die Seiten. Er legte das Buch beiseite, küsste sie und sagte: "Ich muss gleich los, um den Zug zu kriegen. Aber ich kann ja beim nächsten Mal weiter lesen."
Es gab kein nächstes Mal. Zwei Wochen später verliebte sie sich in einen anderen und verließ ihren Freund.

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Beitragvon Lisa » 14.05.2006, 13:43

Hallo Paul,
ich finde das so spannend, was für Schätze in aller Menschen Schubladen schlummern...gut, dass es deine Geschichte nun nicht mehr tut! Ich weiß nicht, aber der Bezug verschiedener Kunstwerke aufeinander hat einfach einen ganz besonderen Zauber...


Louisa: Bei deinem Bild "Liebe" von Klimt ist es aber doch wieder interessant, dass der Mann viel stärker als die Frau zu dem unheilvollen Hintergrund gehören zu scheint, oder?

Louisa

Beitragvon Louisa » 14.05.2006, 14:01

Hallo Lisa,
meinst Du wirklich?
Ich glaube die beiden gehören viel mehr überhaupt nicht "dazu" und sind in ihrem Rosenrahmen und von sich selbst so eingenommen, dass sie das, was über ihnen und um sie herum passiert, gar nicht wahrnehmen, weil sie lieben.

Ich glaube nicht, dass einer der beiden mehr zu diesen Schatten-Gestalten gehört. Sie sind einfach abgeschottet vom Rest der Welt und isoliert.

Du darfst mich trotzdem überzeugen!

Maiengrüße, louisa


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