Liebe Lisa, es ist schön, dass Du Dir soviel Zeit nimmst, Dich mit meinem Werk zu beschäftigen, dann möchte ich auch gerne ausführlich darauf antworten.
Lisa schrob:
Die Frau ist mir allerdings zu mutterhaft (das erinnert mich zu strak an die Riesenvaginafiguren von Niki de Saint Phalle (die in jüngeren Jahren übrigens GANZ was anderes gemacht hat). Diese Größe, dieses runde riesige Gefäß, in das der kleine Mann hineingeschwemmt wird...die Frau als weites, gut und natürlich berechnetes Labyrinth, so sehe ich mich nicht mehr. Und auch den Mann als einen solchen wahrzunehmen... Tom sagt:
Ich komme ja aus der schönen Stadt an Rhein
und Ruhr, in der der 'Livesaver' von Niki steht, und dieses Bild trifft es schon sehr gut. Das mit der Riesenvagina wäre auch nicht meine Gestaltungsabsicht gewesen. Durch die naturbedingte Kürze der Bauzeit (siehe oben: Tide...) und das Ich-Bezogene (auf die Mannsfigur) sah ich die Abstraktion als geeignet an. Die Spirale ist im Übrigen aber eher das Gegenteil eines Labyrinthes, sie ist klar orientiert und harmonisch proportioniert. Sie erzeugt auch eine gerichtete Dynamik in ihr Inneres, einen Sog gewissermaßen, der die Bewegung, in diesem Fall die Rückkehr in den Mutterleib, das höchste Maß an (vermisster) Geborgenheit, für mich symbolisierte. Ebenso liegt der Urform der Spirale ja die Unendlichkeit und Bewegung des Universums zugrunde. Ich hatte gehofft, dass gerade durch diese Abstraktion dieses von Dir angesprochene Frauenbild nicht zu wörtlich genommen wird.
Lisa schrob außerdem:
andererseits - wer weiß: Vielleicht ist dieses Empfinden, dieser Blickwinkel, immer noch einer, den die Männer emotional haben. Fühlst du das Verhältnis wirklich so? Kannst du es beschreiben? Dazu sagt Tom:
Ich weiß nicht, wie der emotionale Blickwinkel der Männer ist O:) . Gibt es den denn überhaupt so aus der Schublade? Was mag der Hooligan denken? Der Triebtäter? Die Transe?
Ich denke aber, dass die Figur, die in den abstrakten Mutterleib gespült wird, geschlechtsunabhängig ist. Könnte sich nicht auch eine Frau wünschen, im übertragenen Sinne dorthin zurückzukehren, wenn das Leben ihr zu übel mitspielt, wenn ihr die ganze Kälte der Einsamkeit ins Antlitz bläst?
Herrgott, ich sitze am PC und muss eigentlich Geld verdienen, stattdessen schreibe ich lieber Aufsätze über die Kunst. Der Blaue Salon wird mich noch um Kopf und Kragen bringen, so toll, wie man sich hier austauschen kann :grin: :grin: :grin: :grin: :grin:
Es macht echt schon und endlich wieder richtig Spaß, in einem Forum zu arbeiten...
Macht nur so weiter, Ihr werdet schon sehen, wohin das noch führt.... :grin: :grin: :grin: :grin: :grin:
Ganz liebe Grüße und herzlichen Dank für die fruchtbare Auseinandersetzung,
Tom.

