märzprojekt

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
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nera
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Beitragvon nera » 23.11.2014, 16:02

ich möchte hier ein (für mich) eher schwieriges projekt vorstellen, das mich gerade beschäftigt. das ganze ist so etwas wie eine auftragsarbeit und ich weiß ehrlich gesagt noch nicht so richtig, wie es bewerkstelligen soll. ich soll für zu circa 20 gezeichneten (kohle) motiven aus der zeit zwischen 1935-1960 zeitgenössische fotos machen, die den jetztzustand künstlerisch umsetzen?! die motive sind relativ typisch: ländliches und städtisches idyll, landschaft, "wahrzeichen" wie das göthehäuschen auf dem kickelhahn. vieles oder das meiste davon ist zur schaffenszeit schon oder sowieso idealisiert. einiges gibt es gar nicht mehr, anderes ist absolut aufgehübscht oder zumindest in einem aufhübschenprozeß. wie kann man nun dazu wirklich spannende fotos liefern? ich werde nur die fotos liefern, weil ich nicht weiß, ob ich die kohlezeichnungen veröffentlichen darf.
heute nun der erste knipstag: ein dankmalgeschütztes haus auf´m dorf. die zeichnung zeigt erstmal die gleiche ansicht, allerdings ohne häuseer im hintergrund und etwas kleineren bäumen. ich weiß, dass dieses gebäude kurz vorm zerfall stand und seit 96 restauriert wird.
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schmerfeld.jpg

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nera
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Beitragvon nera » 23.11.2014, 16:11

...die überlegung: vielleicht details?
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schmerfeld3.jpg
schmerfeld2.jpg
schmerfeld1.jpg

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 23.11.2014, 16:21

Das mittlere der unteren Reihe finde ich sehr spannend. Das untere auch, aber es wäre mir zu blaustichig.
Interessantes Thema, viel Glück damit!
Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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birke
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Beitragvon birke » 23.11.2014, 16:43

hui, spannende herausforderung!
soll es ein foto pro zeichnung sein?
hier finde ich die gesamtansicht sehr schön, aber auch das mittlere detailbild wunderbar.
ich wünsch dir auch viel spaß & viel glück damit!
lg
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 23.11.2014, 17:45

Ja, spannendes Projekt, nera.
zeitgenössische fotos machen, die den jetztzustand künstlerisch umsetzen?!
Und das ist schwierig. :) Das erste Bild ist schön, aber künstlerisch würde ich es jetzt nicht nennen? Was ich daran aber interessant finde, wie der Baum seinen Schatten auf das Haus wirft (was vielleicht ein mögliches durchgängiges Thema sein könnte, falls du das haben möchtest? Die Schatten der Vergangenheit. .-)) und das Zusammenspiel mit dem Zaun. Aber es kommt natürlich auch darauf an, wie viel, oder wenig du mit der nachträglichen Bildbearbeitung arbeiten willst. Ich hab mal auf die Schnelle mit dem ersten Foto herumgespielt.
schmerfeldtest.jpg

Details finde ich aber auch immer schön und "augenöffnend", wenn das für deine Auftraggeber passt.
Viel Spaß mit dem Projekt, ich bin gespannt, wie es sich entwickelt.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Niko

Beitragvon Niko » 23.11.2014, 21:24

sehr spannend, nera!
Ich würde zwei fotos machen zu einer zeichnung. Das erste aus exakt der perspektive des zeichners, so es geht. Ohne rücksicht auf den jetzigen ausblick. Und ein foto, dass entweder einen letzten rest originales zeigt, oder eben das krasse gegenteil.

Beste grüße-niko

Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.11.2014, 21:58

hui, richtig richtig schwer. Floras Ansatz finde ich ziemlich gut, wenn das Künstlerische im Auftrag ernst gemeint war und nicht eher die biedere fotografische Dokumentation. Viele verwechseln ja auch Ästhetik mit Kunst, da wäre (und aber auch sonst) der Weg der speziellen Blickweisen, den du gewählt hast, sicher der richtige. Ich würde versuchen "die Zeit" zum zentralen Thema zu machen. Und mit welchen Instrument könnte man Zeit besser "fokussieren" als mit einer Kamera. Ich würde mit langen Verschlusszeiten spielen. Das Haus als scharfe Zeitkonstante und alles Veränderliche verwischen, ein Ast des Baumes im Wind, ein Blatt im Fall, ein vorbeifahrendes Auto, ein Passant (oder nur teilweise siehe zB Lydiabild), dahinter immer scharf das Gebäude als Bollwerk gegen die Zeit? Nur als Idee.

Gruß
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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nera
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Beitragvon nera » 23.11.2014, 23:09

erstmal danke, ich war ne runde arbeiten.
ich finde es auch sehr schwierig. ein postkartenmotiv im doppel zu zeigen, fände ich absolut langweilig, dazu kommt, dass ich dann auch komplett die falsche wäre. ich war vorgestern zu der besprechung zum projekt und habe abzüge der zeichnungen bekommen. seitdem grübele ich.
die zeit ist da einmal das zentrale thema und die hat sich irgendwie selbst überholt. wir haben da kriegs-bezw. nachkriegszeichnungen, die die umgebung idealisieren und romantisch verklären, mal die naturbilder weggelassen. durch die aufwertung die solche historischen gebäude in den letzten jahrzehnten erhalten haben und natürlich durch das geld, das zur verfügung steht, gestellt wird, durch die stadtplanungen, die neben der ästhethik auch tourismus im auge haben (es gibt sicher noch mehr gründe) wurden sie den gemalten vorstellungen ähnlich geworden. da gibt es ja nicht wirklich etwas zu kritisieren oder zu hinterfragen? welche geschichte soll also erzählt werden?
- das ist so eine der fragen, die ich mir stelle.
eine andere frage ist die machart. ich spiele mit dem gedanken verfremdungen mit photoshop auspropieren, wie flora es angesprochen hat. vielleicht noch "brutaler". auch das spielen mit verschlußzeiten habe ich angedacht. zb. auch lange nachtbelichtungen hier in der stadt. auf dem dorf wirds etwas einsam. und das führt zu dem nächsten problem: alle motive liegen irgendwie "auseinander". die dorfkirche, das stadtpostamt, der hermannstein (eine kleine gebirgshöhle, die goethe liebte und in der er charlotte von stein den hof machte) usw. usw......mal abgesehen davon, dass ich es noch nicht sehe, wie ich da nur eine technick anwenden könnte, muß ich das ganze jetzt im winter teilweise erwandern....

das erste bild hier soll euch nur zeigen, was das gemälde zeigt, ungefähr die gleiche perspektive. ich habe jede menge fotos geknipst und mein lieblingsbild ist eigentlich eine alte treppe, die gar nichts vom gebäude zeigt. hm;)

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nera
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Beitragvon nera » 23.11.2014, 23:23

hier erstmal nur noch weitere impressionen.
(und flora, ich habe auch noch mehr "schattenbilder" weil das toll aussah )

(und ich hoffe, ich nerve euch nicht mit diesen "öffentlichen überlegungen?)
(niko, es geht nur ein foto)
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schmerfeld6.jpg
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schmerfeld4.jpg

aram
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Beitragvon aram » 24.11.2014, 00:54

hallo nera,

fragen vorab - um wie viele motive handelt es sich? welcher anteil davon ist 'in der stadt', welcher 'auf dem dorf' (wo nichts los ist), und welcher 'in der natur'? sind die stadt/dorfmotive in der überzahl? sind darin in der regel einzelne gebäude vordergründig abgebildet, ähnlich wie im ersten bild oder ist alles 'ganz durcheinander'?

ich finde die aufgabe eigentlich ganz schön und habe eine vorstellung, wie ich sie in etwa umsetzen würde, aber dafür bräuchte ich erst diesen motivischen überblick.

... hier in der stadt. auf dem dorf wirds etwas einsam. und das führt zu dem nächsten problem: alle motive liegen irgendwie "auseinander". die dorfkirche, das stadtpostamt, der hermannstein (eine kleine gebirgshöhle, ...

bilden alle motive zumindest außenräumliche situationen ab? - wenn ja, würde ich aus dem 'problem' das 'thema' ableiten .-)

lassen sich in den vorlagen jahres- und tageszeiten erkennen/ableiten? wenn ja, sind sind diese bunt gemischt?

liebe grüße


p.s. soweit ich es verstanden habe kann man im salon gar keine bilder veröffentlichen, weil die immer nur für eingeloggte mitglieder sichtbar sind.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 24.11.2014, 04:33

Details (in Farbe) finde ich gut. So wie Du das immer machst, Nera, wirken die Detail-Fotos wie Geschichten, und damit kommt gewissermaßen auch eine historische Geschichte mitrein. Detail-Fotos stellen auch einen guten Kontrast dar zu alten, oberflächlichen Zeichnungen. Es ist also ein Fortschritt, und keine Kopie alter Postkarten. Wie eine scharfe Nahaufnahme, die Falten und Narben zeigt, von einem Wesen, das es schon lange gibt.

Es gibt auch einen durchgängigen Perspektiven-Stil -- der entsteht zwangsläugig, und passt gut zur Erhabenheit der überlebenden Gebäude: Die Details sind immer vom Boden aus nach oben fotografiert.

Verfremdungen mit Photoshop würde ich sein lassen. Der Schatten auf dem Dach, zum Beispiel, ist mir nicht einmal nach der Bearbeitung bewusst aufgefallen -- wahrscheinlich weil so ein Schatten ganz normal ist; das lenkt zudem vom Kern des Themas ab, finde ich.


Ahoy

P.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 24.11.2014, 09:19

Pjotr hat geschrieben:Es gibt auch einen durchgängigen Perspektiven-Stil -- der entsteht zwangsläugig, und passt gut zur Erhabenheit der überlebenden Gebäude: Die Details sind immer vom Boden aus nach oben fotografiert.
Diese eine Perspektive würde aber auch sehr einschränken? Und es sind ja anscheinend auch andere Motive?
Das Problem der Details könnte im Zusammenhang mit dem Thema sein, dass sie "austauschbarer" sind, weniger Wiedererkennungswert haben und oft nicht sehr viel vom Ort selbst erzählen, sondern ihre ganz eigenen Geschichten. Solche Fassadenbilder zum Beispiel könnte man von sehr vielen Häusern machen?

Die Verzerrung im Spiegel ist klasse, nera ... hm ... hast du es schon mal mit einem Fischauge versucht?
Oder du könntest Menschen einbinden, die oft auf solchen alten Zeichnungen auch fehlen, die aber durch Mode, Bewegung, Verhalten etc. auch ein Zeichen der Zeit setzen/sein können?
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Beitragvon Pjotr » 24.11.2014, 20:33

Flora hat geschrieben:Diese eine Perspektive würde aber auch sehr einschränken?

Vielleicht so ähnlich wie es Niko vorschlug: ein Foto, das die Gesamtheit zeigt; dazu eine Sammlung einiger Detailbilder. Die finde ich sehr anziehend. (Den Begriff "Kunst" verwende ich seit langem nicht mehr. Wenn das Bild etwas sagt, und in mir eine Regung erzeugt, dann ist es ein klasse Bild -- jenseits aller Kunstbegrifflichkeitsdebatten.)


P.

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Beitragvon nera » 24.11.2014, 22:47

aram, es werden 20 zeichnungen ausgestellt, 6 davon landschaft mit und ohne bauwerk,4 dorfbilder, 10 bilder stadt. aber der maler hat einige stadtbilder so gemalt, dass sie eher dörflich daher kommen oder den eindruck erwecken, sie ständen im wald. auf zwei landschaftsbildern könnte man herbst vermuten, alle andere haben belaubte bäume. keine schneelandschaft.

flora, ich denke ich werde mal mit transformationen spielen oder solarisation? einfach ums auszutesten?

pjotr, ich kann nur ein foto zu einem motiv bringen.

ich habe mir nun nochmal das essay angesehen, dass die kuratorin des museums an irgendeine förderstelle geschrieben hat und zitiere mal den satz zu mir : ....durchstreift die stadt ilmenau seit einigen jahren mit dem fotoapparat und erkundet unsichtbar-sichtbares, den wandel der stadt, der unbemerkt im getümmel des alltags verschwindet....blabla..." also das heißt doch, ich könnte meine detailliebe ausleben?

unter zwei bilder stehen sogar goethezitate. hm, ich könnte ganz frech aus seinem tagebuch zitieren....ein ganz anderer goethe......


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