hallo niko, annette und leonie,
ich weiß, dass dieses gedicht schwer zu verstehen ist, nicht ohne grund blieb es so lange ohne kommentare.
zur erhellung kann ich vielleicht drei dinge beitragen.
- die instellationen von mrs parker habe ich vor zwei jahren im norwich castle gesehen und sie haben mich zutiefst beeindruckt. für "thirty pieces of silver" hat die künstlerin, und einer der links enthält ein bild dazu, silberne gegenstände mit einer dampfwalze plattfahren lassen. (ihnen den gebrauchswert genommen. etwas sehr wertvolles gewissermaßen "entwertet".") danach hängte sie die flachen teile in gleicher höhe an durchsichtigen fäden auf und arrangierte sie so, dass der eindruck einer schwebenden tafel entstand. mehrere gedecke (auf den bildern sieht man jeweils nur eines - aber ich denke, es waren zwölf?), symmetrisch im raum angeordnet - eine wunderbar leichte, weil sich ab und an im luftzug bewegende und geräusche verursachende, fragile installation. MICH erinnerte sie an das letzte abendmahl,vielleicht hatte ich auch leonardos berühmtes bild mit der langen tafel im sinn, an die zwölf apostel und vor allem an den verrat des judas ischarioth. (letztgenannter fand ja unmittelbar nach dem abendmahl am ölberg statt: "der, den ich küsse, der ist es." --->letzte strophe)
- wenn erste und vorletzte strophe die binnenhandlung verlangsamt darstellen, ihr sogar von zeitlupe sprecht, so freut mich das. mir würde reichen, wenn der leser von einer intensiven und teifgründigen betrachtungsweise ausgeht. wenn das wasser einen lupen(=vergrößerungs)effekt erzeugt. das plankton steht für kleine schwebeteilchen, die sich im glaskörper des auges befinden können, und die das sogenannte "mückensehen" hervorrufen. vielleicht kennt ihr das. vor weißem oder hellem hintergrund, an sonnigen wintertagen zum beispiel, fallen einem kleine schwarze strukturen auf, wenn man "sieht". oder habe ich das hier als einzige?
die kleinen gewebeteilchen, schwarze schatten, folgen jedenfalls dem blick, in diesem falle dem blick auf die bestandteile der installation. sie lassen die szene lebendig werden, jedesmal, wenn sie einen teller oder ein messer... berühren, wird die szenerie lebendig und erschließt sich dem betrachter mehr und mehr.
- "und blind tritt er heran zum kuss" schließt das eigentliche betrachten ab. ich könnte auch sagen bzw schreiben, das lyrICH denkt die szene mit dem nächsten lidschlag fort. "blind", ohne blick auf die tafel.
"blind" steht auch für das schlechte gewissen des verräters, der jesus für dreißig denare (---> SILBERLINGE) verriet.
lg
p.
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