zeitLos
Verfasst: 16.11.2006, 19:38
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Das Ophelia-Motiv
Einen ganz anderen Blickwinkel auf das Thema „Frauen im Wasser“ zeigt das Motiv der Wasserleiche, in die Literatur als das „Ophelia-Motiv“ eingegangen. Dieses Motiv geht auf Shakespeares „Hamlet“ zurück, in der Ophelia, die lange Zeit von Hamlet umworben wird, sich das Leben nimmt bzw. im Wahnsinn im Wasser ertrinkt. Bei Shakespeare ist das Konstruktionsprinzip dieser Figur das einer gezielt „ambivalenten Gestaltung “, eines „absichtsvollen Bedeutungsvakuums einer „Hohlform mit einer Vielzahl potenzieller Rezeptionsmöglichkeiten. So wurde das Ophelia-Motiv in der Folge von den verschiedensten Schriftstellern bearbeitet. Und auch in der Malerei wurde dieses Thema vielfach umgesetzt, unter anderem in drei Arbeiten von Eugène Delacroix. Für diese erweisen sich insbesondere „zwei produktions- und rezeptionsästhetische Positionen als äußerst aufschlussreich: Erstens die romantische, selbstreflexive Liebesvorstellung [...] und zweitens die Imagination eines utopistischen Sehnsuchts- und Unendlichkeitsraumes “. Über Rimbaud erhielt diese Lesart des Motivs Einzug in die Literatur des deutschen Expressionismus , in welchem die „anonyme Wasserleiche [...] in enger Verbindung mit dem Motiv vom ‚gefallenen Mädchen’, der Jungfrau, die sich ihrem Geliebten oder Bräutigam hingibt und daraufhin von diesem verlassen wird, obwohl sie ein Kind von ihm erwartet “ steht. Der Selbstmord bedeutet diesen Frauen den einzigen Ausweg aus ihrer Situation. Bertolt Brecht endlich schließt – nach einer Vielzahl eigener Bearbeitungen des Themas – den Motivkreis in seinem in der Einleitung bereits zitierten Gedicht „Vom ertrunkenen Mädchen“ 1920