Musik von Klara & Pjotr, Lyrik von Du Bellay

Hier ist Raum für Werke, die das Zusammenspiel zwischen Literatur & anderen Künsten betonen, etwa Inspirationsfotos, fiktive Postkarten
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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 15.05.2007, 22:22

Klara schickte mir eine MP3-Datei ihrer, wie ich finde, wunderbaren leidenschaftlichen Interpretation von "Bayser" (bitte um Nachsicht, ihr stand nur eine bescheidene Aufnahmetechnik zur Verfügung, es poppt manchmal und rauscht) und lud mich ein, ihre Komposition zusätzlich zu instrumentieren und mit diversen Arrangements zu experimentieren:


Version 3 (16. Mai 2007) - "Radio Cut" für Gerda

Version 7 (10. Juni 2007) - "Director's Cut"


Gesang & Akustikgitarre (Komposition, Aufführung) © 2007 Klara K.
Piano- & Cello-Arrangement, E-Gitarren, Bass (Komposition, Aufführung) © 2007 H. Pjotr H.


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Joachim Du Bellay (16. Jh.)


Bayser

Quand ton col de couleur rose
Se donne à mon embrassement
Et ton oeil languit doucement
D'une paupière à demi close,

Mon âme se fond du désir
Dont elle est ardemment pleine
Et ne peut souffrir à grand'peine
La force d'un si grand plaisir.

Puis, quand s'approche de la tienne
Ma lèvre, et que si près je suis
Que la fleur recueillir je puis
De ton haleine ambroisienne,

Quand le soupir de ces odeurs
Où nos deux langues qui se jouent
Moitement folâtrent et nouent,
Eventent mes douces ardeurs,

Il me semble être assis à table
Avec les dieux, tant je suis heureux,
Et boire à longs traits savoureux
Leur doux breuvage délectable.

Si le bien qui au plus grand bien
Est plus prochain, prendre ou me laisse,
Pourquoi me permets-tu, maîtresse,
Qu'encore le plus grand soit mien?

As-tu peur que la jouissance
D'un si grand heur me fasse dieu?
Et que sans toi je vole au lieu
D'éternelle réjouissance?

Belle, n'aie peur de cela,
Partout où sera ta demeure,
Mon ciel, jusqu'à tant que je meure,
Et mon paradis sera là.



Übersetzungsversuch von Klara:


Kuss

Wenn dein zarter kleiner Nacken
sich für meinen Kuss hin neigt,
und dein Aug nur halb verschweigt,
wie du schmachtest …,

Dann bringt glühendes Verlangen
meine Seele schnell zum Schmelzen
zu stark ist die Lust
die sie erfüllt…

Wenn ich dann die heißen Lippen
deinen näher’… ja!… - so nah,
dass ich deinen Blumenatem
pflücken könnt…

Wenn der Seufzer aus den Düften,
(in denen die Zungen spielen,
feucht sich streifen, sich verbinden)
mich noch heißer macht,

scheint es mir, dass ich an einem
Tisch mit allen Göttern sitze,
und ich trink in großen Zügen
ihren süßen Göttertrank… -

Dieses Glück gestattest du
oh, so nah ist es dem größten!
Warum nur, Geliebte, gehst
du nicht auch den letzten Schritt?

Hast du Angst, dass meine Freude
mich aus Glück zum Gotte macht?
Dass ich ohne dich abhebe
ewig fort zum Höhepunkt?

- Schöne, du brauchst nichts zu fürchten!
bis ich sterbe, wär’ mein Himmel,
nur, wo du bist – das versprech ich! –
und mein Paradies.





Bild
Zuletzt geändert von Pjotr am 19.06.2007, 22:49, insgesamt 5-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.05.2007, 10:17

Tja,
ich reih mich dann mal ein, bestimmt kommt Nilf noch vorbei, ich kann nämlich leider auch nichts anderes als hui sagen und muss es dann ja auch nicht ;-)

Das seltsamste finde ich, dass es klignt, als sei es live zusammengespielt...das ist natürlich albern, aber dass ein Arrangieren auch mit Stimme und Instrument möglich ist, geht über meine Vorstellungskraft.

Tja, jetzt weiß ich auch, warum du so fein liest Klara - weil du so singen kannst.

Genial wie ihr beiden dann "Chanson-charakter" (falls man das so sagen kann, kenn mich da nicht aus) und E-Gitarre vermischt, als sei das eine typische Combo und seit Jahrhunderten so klassisch, dass keien Stilfragen mehr offen lägen.

Toll...berührend...hui...

Danke auch für die Übersetzung...

(Rauschen höre ich null)

Liebe Grüße,
Lisa

(bei so ganz besonders feinen Sachen, ist das immer so schön, dass sie wirklich hier im Salon zu finden sind...)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 16.05.2007, 10:29

Auch jetzt immer mehr zum Weinen schön ...

ich kann mich kaum trennen, muss aber ...

Euch Beiden vielen Dank für dieses HörErlebnis.

Bitte weiter solche genussvollen künstlerischen Verbindungen schaffen.

Einen schönen Tag
Gerda

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 16.05.2007, 12:28

Danke an alle!

(Ich kann meinen Dank nicht in lange Worte fassen, dafür in meine Musik.)

Gerda, schön, dass Deine Anlage jetzt funktioniert. Wäre schade gewesen.

Aram, ich fühle mit Dir: der Übergang aus dem Solo heraus hat auch Klara und mich lange gewurmt. Die Stelle ist einfach zu hackig. Ich habe gerade eine neue Version hochgeladen mit weicherem Solo-Übergang (weniger Noten!), außerdem mit 4 dB weniger Hall in den ersten Strophen und mit längerem Ausklingen am Datei-Ende. Diese neue Version ist die Nummer 3, die gestrige heißt Version 2 (das unveröffentlichte Rohstück wäre Version 1).

(Mein Kopf ist immer noch prall voll mit Klang-Cocktail, während mein Sprachzentrum fast leer ist, ich kann fast nichts schreiben ...)


Nastrovje

Pjotr

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Beitragvon Klara » 16.05.2007, 12:35

Das seltsamste finde ich, dass es klignt, als sei es live zusammengespielt...das ist natürlich albern, aber dass ein Arrangieren auch mit Stimme und Instrument möglich ist, geht über meine Vorstellungskraft.

Dafür gibt es nur eine Erklärung: Pjotr kann zaubern.
Das ist wirklich so!

Herzlich
Klara

Louisa

Beitragvon Louisa » 16.05.2007, 13:16

Hallo ihr zwei Künstler!

ich gebe all meinen Vorschreibern Recht und glaube, dass nicht nur Pjotr, sondern auch Klaras Stimmbänder zaubern können...

Mich hat ja eigentlich schon die Übersetzung beeindruckt :smile: , aber das ganze als solch´ gelungene Vertonung, veranlasst mich zu einer kleinen Verbeugung :blumen: .

Es ist wirklich fabelhaft und sehr sexy!

Das neue blaue Duo!

Was vertont ihr als nächstes :smile: ?

Wartende Grüße!
l.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 16.05.2007, 17:19

Das ist der reinste Wahnsinn! Ab mit euch ins Studio, ich bestelle die Scheibe jetzt sofort!

Erinnert mich ein bisschen an die französischen Interpretationen von Carla Bruni …. wundervoll.

Danke!

Leider kann ich nichts Kritisches beitragen, weil ich in Sachen Musik reiner Konsument bin.

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Beitragvon Nifl » 16.05.2007, 17:22

bestimmt kommt Nilf noch vorbei, ich kann nämlich leider auch nichts anderes als hui sagen

Hey! *lach
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 04.06.2007, 19:26

Liebe Punks,

in dieser neuen, noch nicht ganz fertigen Version geht der Pogo los, der Renaissance-Pogo.

Gib der Renäsangs eine Schangs.

Meine Ära der Reduktion ist zu Ende. Es beginnt die Zeit der herausgelassenen Sau.

Grobmixversion (die Trommeln grooven noch nicht richtig etc.)

Nicht vergessen: Erst auf die Festplatte kopieren vor dem Anhören, sonst verzerrt's.


Nastrovje

Pjotr


(Allmählich wuchert das in eine Minisinfonie aus).

Gast

Beitragvon Gast » 04.06.2007, 21:47

Hallo Pjotr,

Pjotr hat geschrieben:Nicht vergessen: Erst auf die Festplatte kopieren vor dem Anhören, sonst verzerrt's.


Ich fühlte mich sofort angesprochen ... :rolleyes:

Danke für eine weitere, wieder etwas andere, "eigene" Version eures tollen Gemeinschaftsprojekts.
Auch diese gefällt mir, allerdings hat Version 3 hat für mich einen Zauber, der ganz besonders ist und der für mich bei Vers. 4 nicht erreicht wird.
Mir fehlt das, ich sage es hoffentlich annähernd richtig, das "Aufjaulen" der E-Gitarre, wenn das Instrumentalstück beginnt ... weißt du was ich meine?
Das ist nämlich die (leidenschaftliche) Stelle, die m. M. nach, extrem gut mit Klaras Stimme korrespondiert und die Aufnahme so besonders macht.
( Ich meine, dass sich die Stelle langsam ankündigt, das prickelt immer so schön)

Unabhängig davon, gefällt mir aber die eingespielte Klangpracht für sich sehr gut.

Liebe Grüße
Gerda

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Beitragvon Pjotr » 04.06.2007, 22:12

Pardon, falsche Version, seltsamerweise hat das Marimba gefehlt.

Aber jetzt: Grobmixversion, die zweite von heute


Salve

Pjotr



P.S.: Hallo Gerda, meinst Du das "Aufjaulen" direkt nach dem ersten Slide nach oben?

Max

Beitragvon Max » 04.06.2007, 22:29

Wiiiieeeso seh ich das erst jetzt?

Das ist ja große Klasse, es gibt doch gelegentlich - nicht allzu oft - aber zum Glück immer öfer das Gefühl, dass sich einige Beiträge hier nicht hinter professionellen Ansprüchen (oder davor? .. naja, der Beitrag hier gehört eh nicht dazu) verstcken müssen.

Super! und Danke!
Max

Sam

Beitragvon Sam » 04.06.2007, 23:04

Hallo Klara, Pjotr

Ich bekomme ja gerne mal feuchte Augen im Kino. Bei Musik eher selten, aber es kommt vor. Hier habe ich auf alle Fälle mehr als einen Klos im Hals. Ob von Klaras Stimme, von der schönen Melodie oder der Melancholie, die der franzöische Text verströmt - ich weiß es nicht.

Das ist ein starkes, und noch viel mehr, schönes Stück von euch beiden!

Vielen Dank!

Liebe Grüße

Sam

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 05.06.2007, 01:18

Hi Mr. Brian Pjotr.

Um ehrlich zu sein, hatte ich nach Ihrer Ankündigung, die Sau rauszulasen, mehr erwartet. Das Verhaltene, nicht wirklich ausbrechen Wollende scheint Ihnen anzuhaften wie dem Schulknaben die Kletten. Nicht, dass die Harmonien nicht hinreißend wären, neinnein, das ist es nicht. Sie wissen es selbst.

Auf den wahren Ausbruch wartend,

Ihr stümperhafter Gitarrenschüler Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

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Beitragvon Pjotr » 05.06.2007, 10:57

Danke an alle!

Bild

Tom, Du hast es erfasst. An jenem Punkt darf es nicht nochmal weicheln. Ein zweiter coitus interruptus ist zuviel, da muss endlich abgespritzt werden, und dann nochmal, lieber zwei Klimaxe als einen zuwenig. Ursprünglich hatte ich diese mehrstimmige "Brian May"-Widmung ein paar Takte später drin und im Hintergrund, da tue ich sie jetzt auch wieder hin und schneide das Solo wieder in seinen linearen Originalzustand.

Ich bin oftmals verleitet, mich dem breiten Publikum zu prostituieren. Ich Hure. Gitarrengedudel ist nicht jedermanns Sache, mit meiner als Ankündigung getarnten Warnung wollte ich das andere Ende der Publikumsbreite abschrecken, um Enttäuschungen vorzubeugen, haha. Was soll's, dem Einen ist's zu jazzig, dem Jazzer zu gerade, dem Rocker zu artig, dem Barden zu rockig ... ...

Was mir sehr gut gefällt und ich nicht ändern werde, sind diese neuen leisen acht Takte nach dem Slide, das steigert sich langsam, da streichle ich die Saiten nur, da geht mir der Blues direkt ins Blut.


Cheers

Pjotr


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