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Darf ich mal? - "Spin-Art"

Verfasst: 03.05.2009, 16:09
von Zefira
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Ich zeige das hier, weil ich es in meinem üblichen Spin-Art-Forum nicht zeigen darf, und bei mir behalten kann ich es auch nicht ...
Zum ersten Mal nehme ich an einer anonymen Tauschaktion teil und das ist mein Beitrag dazu. Das Thema ist "Naturgeister" und der Geist, den ich gewählt habe, ist der indianische Windgott. Er hat keine feste Gestalt. In Winternächten fährt er durch die Luft (nach einer Erzählung von Algernon Blackwood, die mich vor Jahren mal sehr beeindruckt hat) und entführt einsame Jäger von ihrem Lagerfeuer weg. Die trägt er mit so hoher Geschwindigkeit durch die eisige Luft, dass die Füße der Jäger verbrennen. In Blackwoods Geschichte kehrt einer dieser entführten Jäger später zu seinen Kameraden zurück; wirr und verstört. Seine Füße sind schwarz und unförmig wie Kohleklumpen.
Das ist nun das Thema meines Fadens, der aus weißer Wolle mit eingesponnenen eisblauen Nylonfasern, feuerroten "knubs" und aufgefädelten kohlschwarzen Perlen besteht, das Ganze verdreht mit einem dünnen silbernen Glitzerband.
Man glaubt nicht, welchen Spaß es macht, so etwas zu entwerfen und zu fabrizieren, bis man es probiert hat. Ich hoffe, meine Tauschpartnerin hat Freude damit.

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Verfasst: 03.05.2009, 16:15
von Mucki
Ui Zefi,

das finde ich ausgesprochen schön und zudem spannend, was du dazu erzählst!
Eine ganz neue Form des Ausdrucks. Klasse!

Saludos
Mucki

Verfasst: 03.05.2009, 16:18
von leonie
Boh, Zefi, sowas kann man selber spinnen???

Ich glaub, ich spinne....

Nein, im Ernst, das sieht wunderschön aus. Dass man einen Windgott in Wolle "einfangen kann...Ich staune.

Wenn Deine Tauschpartnerin es nicht möchte, würde ich mich bereit erklären...

Ich kann allerdings keine Wollfäden spinnen, nur andere Dinge, aber das ganz gut...

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 03.05.2009, 20:09
von aram
gefällt mir, besonders das untere - wie groß ist das? sehe es weit, fließend im raumlosen raum - macht neugierig auf mehr, - ähm zef, z.b. den grund, warum du dies dem spin-art-forum vorbehalten zu müssen glaubst??

Verfasst: 03.05.2009, 20:54
von Lisa
Liebe Zefi,

seltsam genial, es sieht aus, als hänge dort nur Material, aber eben nicht willkürlich - wie ist das ineinander verbunden? ich kann ir das gar nicht richtig vorstellen - aber diese Art von Körperlichkeitsmaß kommt für mich einem Windgeist sehr nah - und die Farben sind "bewegend", toll!

liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 03.05.2009, 21:56
von Trixie
Ja, noch mehr so coole Bilder von deiner ganz besonderen Kunst. Ich finde das faszinierend, weil es sieht so selbstverständlich aus, so, als würde es eben einfach so aussehen. Aber dass da tatsächlich Arbeit dahinter steckt, drapieren und fabrizieren und überlegen - und dann das Foto zu machen ;-), das ist wirklich klasse! Wie lang braucht man, bis diese Art von Kunstwerk fertig ist?

Grüßlein
die Trix

Verfasst: 03.05.2009, 22:03
von Zefira
Es ist einfach ein aus unterschiedlichen Komponenten gesponnener Faden, ungefähr 200 Meter lang. Auf dem unteren Foto hängt der Strang noch zum Trocknen, auf dem oberen ist er fertigu und zum Knäuel gewunden.

Im Unterschied zu anderen Produkten dieser Art, die ich schon gesehen habe, könnte man daraus etwas machen, z.B. weben oder stricken. Ich kenne "Art-Yarn"-Spinnerinnen, die aufgedröselte Audiokassettenbänder, geschreddertes Papier, Federn etc verspinnen, aber bei dieser Tauschrunde ist Bedingung, dass der Faden weiterverarbeitet werden kann :-)

Man muss gegen vielerlei Vorurteile kämpfen, wenn man so etwas macht ... oder sich einfach damit abfinden, als plemplem zu gelten ...

Schönen Gruß von Zefira

@Trix - ich antworte gleich - muss kurz den Rechner räumen für Tochter :pfeifen:

Verfasst: 03.05.2009, 22:09
von leonie
oder sich einfach damit abfinden, als plemplem zu gelten ...


es heißt ja nicht von ungefähr "Spinnen"...

Nein, im Ernst, Zefi, ich bewundere, dass Du das kannst! Das ist wirklich richtig schön geworden, finde ich...

Liebe Grüße

leonie

Verfasst: 03.05.2009, 22:22
von aram
Zefira hat geschrieben:Man muss gegen vielerlei Vorurteile kämpfen, wenn man so etwas macht


wirklich? als da wären?

Verfasst: 03.05.2009, 22:55
von Trixie
"So was machen doch nur alte Omis oder Öko-Freaks, die keine Ahnung von den Vorzügen des modernen Lebens haben. Völlig veraltet und hinterwäldlerisch."

Sowas in der Art könnte ich mir vorstellen....

Verfasst: 04.05.2009, 00:24
von Zefira
Mit einer Produktion wie dieser hier kommen die Vorurteile von zwei Seiten. Die gängige Einstellung ist: "Hast du nichts Besseres zu tun?", eine Abart davon ist: "Ach ja, ich verstehe, das ist billiger als die Wolle fertig kaufen. Wie bitte? NEIN??? Warum machst du das dann??" Die andere Sorte lästiger Fragen kommt von den Naturspinnerinnen, die fragen, warum man nicht seine Zeit besser dafür nutzt, eine haltbare Strumpfwolle zu spinnen, am besten ungefärbt und im vollen Wollfett ... Es ist schon merkwürdig. Wir haben im Spinnforum zum Beispiel eine Teilnehmerin, die ein Knäuel Wolle mit eingesponnenen Schlüsseln und Zahnrädern hergestellt hat. Damit kann man weder stricken noch weben noch sonstwas tun, das fertige Garn ist viel zu schwer. Ihr ist das egal, für sie ist es ein fertiges Produkt. "Was machst du jetzt damit?" ist falsch gefragt.

Was den Zeitaufwand betrifft: Zwei Stunden fürs Spinnen des weißen Fadens mit den roten Knubbeln, weitere zwei Stunden fürs Zwirnen mit dem Silberbändchen und Einarbeiten der Perlen. Davor die Planung und das Mischen der Fasern (weiß, rot und eisblau) auf einem Wollkämmgerät, das in Spinnerkreisen "Kardiertier" genannt wird, und danach das Haspeln und Spülen. Ich würde mal sagen, fünf Stunden insgesamt. Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.

Übrigens kommt angeblich die Gleichsetzung von Spinnen und Spinnen aus den Irrenhäusern der früheren Zeit. Da hat man die Irren spinnen lassen, damit sie wenigstens zu was gut sind. Aus der gleichen Quelle kommt die Redensart "der dreht am Rad".

Grüßchen von Zefira (die sich über euer Interesse sehr freut)

Verfasst: 04.05.2009, 10:15
von african queen
Hallo Zefira,
dein Kunstwerk spricht mich sehr an, es ist ein " spinniges Kunstwerk" wundervoll ausgedacht.
Auch die Geschichte des Waldgeistes, große Bewunderung liebe " Spinnerin.
Bitte mehr davon. Melde auch mal mein Interesse daran. Vielleicht im Tauschverfahren??
Sehr interessant, eine kreative Arbeit- Kunst - die in dieser Form nicht sehr oft zu finden ist!!!!
lg
Gertraud

Verfasst: 04.05.2009, 10:41
von Lydie
Ja, mir gefällt's auch. Hände sind ausserdem total wichtig. Mit allen Sinnen Sinn spinnen. Oder so. Mit dem Irrenhaus, das ist interessant. Beschäftigte Hände beruhigen die "durchdrehenden" Gedanken.

Schön. Unideologisch spinnen. Ein Kunststück.

Greetings!

Lydie

:alien0017: (Das smily heisst "alien". Ich habe es immer für eine Schnecke gehalten... Es bräuchte mehr Smilies. Eine spinnende Schafoma, zum Beispiel.)

Verfasst: 04.05.2009, 15:21
von Zefira
Ich habe schon mal ein spinnendes Schaf-Gif gesucht, aber nur ein strickendes Shaun-Schaf gefunden ...
Spinnen gilt als sehr beruhigendes Handwerk. Ich kenne ein paar Leute, die als "Selbsttherapie" damit begonnen haben. Allerdings kann man einen so elaborierten Faden wie den hier nicht meditativ spinnen, weil man immer wieder anhalten und immer wieder andere Handgriffe machen muss.

Ich hoffe, dass ich bald wieder was in dieser Art zeigen kann. Freut mich sehr, dass es euch interessiert. Meine große Tochter will Monsterwolle - dafür sammle ich gerade die Spiralfedern aus kaputten Kugelschreibern ... und einen weiteren Naturgeist habe ich auch schon im Fokus. :bumper:

Spinnerten Gruß!