Da liegen sie wieder und spielen verliebt

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.11.2008, 23:05

 

Da liegen sie wieder und spielen verliebt

Und ums Laken schleicht der Tiger
den man fürchten muss
weil er nur dann nicht kommt

 

Max

Beitragvon Max » 10.11.2008, 10:56

Liebe Lisa,

der Text hat eine kräftige Pointe, die mir gut gefällt.
Er weiß auch gut zwischen Überschrift und Haupttext die Konture zwischen real und erfunden zu verwischen. Dabei gefällt mir gut, dass man selbst bei lange Hinsehen nicht so genau sagen kann, wie real der "Tiger" ist (also sicher nicht als Tiger, wohl aber vielleicht als Symbol). Das gefällt mir.

Das "Und" zu Anfang würde ich vielleicht fortlassen, aber das ist sicher Geschmacksache.

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.11.2008, 00:54

Hach, Lisa!

ich schleiche schon eine Weile wie ein bengalischer Säbelzahntiger immer wieder um deine Zeilen herum und frage mich:
was zum Deibel fürchtet man, damit es nicht kommt?
Leidenschaft kann es nicht sein. Liebe kann es nicht sein. Besessenheit kann es nicht sein. Der Tiger, der Tiger, wofür steht der Tiger? Ein Tiger ist wild, ein Raubtier, gefährlich, hat Krallen, Reißzähne. Leidenschaft ist ein Raubtier, ist wild und gefährlich. Aber davor fürchtet man sich doch nicht. Oder doch? Vor enttäuschter, nicht erwiderter Leidenschaft? :12:
zahnlose Tigergrüße
Mucki

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Zakkinen
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Beitragvon Zakkinen » 11.11.2008, 08:22

Hallo Lisa,
ich habe auch meine Mühe mit dem Text. Er klingt gut, aber...

... sie spielen nur verliebt, sie sind es nicht? Liegen zusammen? Wer sind sie?

Das Laken positioniert für mich die Szene im Schlafzimmer. Gibt eine sexuelle Komponente. Verliebtheit wird nur gespielt, also nur Sex? Wer ist dann der Tiger? Der Tiger ist ein kraftvolles Tier, ich würde ihn mit Leidenschaft assoziieren, wenn er hier nicht eindeutig negativ belegt wäre. Man muss ihn fürchten. Warum "man"? Warum nicht "sie"? Ist mir zu unklar.
Dann die letzte Zeile. "Weil er nur dann nicht kommt". Wenn der Tiger gemeint ist, der ist schon da, der schleicht schon ums Laken (Bett?). Da würde ich nicht mehr von kommen reden. Aber vielleicht ist ja auch "er" gemeint? Ein Teil des "sie". Und dann kriegt die Zeile eine komplett andere Bedeutung. Und auch das ganze Gedicht. Klingt dann nach verhinderter, unterdrückter Leidenschaft, weil die Leidenschaft zu körperlich ist, weil der gespielten Liebe ein Orgasmus ("er kommt") folgen könnte, der seinerseits wieder anderes nach sich ziehen könnte.

Wenn ich ehrlich bin, ich denke, ich bin damit auf Abwegen. Aber ich dachte, ich schreibe Dir diese Gedanken mal auf.

Gruß
Henrik

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.11.2008, 08:26

Liebe Lisa,

Nun, der Tiger kommt nicht, weil man ihn in der Furcht erwartet. Aber etwas anderes kommt gewiss, das noch mehr gefürchtet wird. Das liegt in der menschlichen Natur. Sobald wir etwas fürchten, bläst sich die Furcht auf, nimmt Raum, bis wir alles mögliche finden, wovor wir Angst haben können.

Den Titel, der eine ganze Geschichte zeigt, finde ich wunderbar. Mit dem Tiger, der hier wohl Symbol ist, wofür?, kann ich nicht so viel ... wobei "spielen" verliebt gewiss ein Hinweis zur Rätsellösung ist. Leider kann ich es nicht knacken.

Trotzdem: das ganze Wortgefüge klingt gut, sieht gut aus.

Lieben Gruß
ELsa

edit: Passt soo toll zum Monatsthema! Habe ich vorhin vergessen zu schreiben :-)
Zuletzt geändert von Elsa am 11.11.2008, 09:33, insgesamt 1-mal geändert.
Schreiben ist atmen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.11.2008, 08:47

Hallo Lisa,

ich lese es so, dass die Anwesenheit des Tigers ein Indikator für die Echtheit der Gefühle ist. Man muss ihn fürchten, wenn er nicht kommt, weil er das "Spiel" entlarvt. Das faszinierende an diesem Bild ist aber, dass Furcht und Sehnsucht durch den Tiger eine verblüffend reale Wendung bekommen, sich spiegeln und dadurch den Blick auf das unauflösbare Dazwischen freigeben. Es fängt so fein das Absurde ein, auch in einem allgemeineren Sinn aber besonders in der Liebe. Die wirkliche Gefahr lauert wohl in seinem Erscheinen, dem Eintreten des Schönen, Starken, aber damit auch "Verschlingenden".
(Nur, ob es ein Tiger sein muss, der doch in diesem Zusammenhang schon sehr besetzt ist, weiß ich nicht, oder vielleicht gerade deshalb? Könnte es für dich auch ein Jaguar/ Panther, Leopard oder ein anderes Raubtier z.B. ein Bär sein?)

Ich hab ein bisschen gebraucht .-), aber je länger ich es mir anschaue, desto begeisterter bin ich.

Liebe Grüße
smile

edit: nachdem ich nun die anderen Komms gelesen habe, bin ich wieder rückverwirrt :spin2: , denn da steht ja tatsächlich der Tiger schleicht...wobei, vielleicht hat er das Fragezeichen verschluckt. :pfeifen:
edit2: oder er ist wirklich da und entlarvt somit die Annahme/den Gedanken/den Wunsch?, dass es sich nur um ein Spiel handelt als falsch...
Wunderbar, eine kleine komplexe Welt in vier Zeilen und passt so schön unter das Monatsthema...

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 11.11.2008, 09:33

Ich habe spontan den Tiger als "die dunkle Seite der Liebe" verstanden (huch, auch ein sehr besetzter Ausdruck), also das Gegenteil vom Liebes-Spiel, das hier für mich nicht ein So-tun-als-ob meint, sondern die leichte, spielerische Seite der Liebe. Der Tiger steht für das Gegenteil: Eifersucht, den Wunsch nach Macht ... die zerstörerischen Seiten der Liebe.

Das ist natürlich eine sehr plakative Deutung, aber das Bild selbst ist auch plakativ.

Schönen Gruß
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.11.2008, 11:06

Hallo Lisa,

so, dank Zefis Plakat/Bild habe ich jetzt endlich gefunden, an was es mich unbewusst erinnert hat. .-)

Lisa hat geschrieben:Und es muss eine Mischung aus Phantasmen (eigenen) und ganz realen Tatsachen bis zu gegenständen sein, was sich dann vermischt (wie ein Dschungel im Schlafzimmer oder andersherum:

http://www.ibiblio.org/wm/paint/auth/ro ... .dream.jpg
hier

liebe Grüße smile

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.11.2008, 12:00

Je mehr ich darüber nachdenke, glaube ich auch, dass mit dem Tiger hier das wahre Gefühl gemeint ist, sprich die Liebe. Sie muss - aus welchem Grund auch immer, vielleicht aus einer inneren Verwundbarkeit heraus, unter allen Umständen verhindert, darf nicht zugelassen werden. Deshalb wird die Liebe nur vorgetäuscht, gespielt. Es ist ein schwieriger Drahtseilakt, ein Kampf, denn die Liebe ist sehr stark (wie ein Tiger) und lauert bereits ("schleicht"). Doch LI fühlt sich gezwungen, die Tarnung aufrechtzuerhalten.
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.11.2008, 12:15

Lisa, klick mal Hier
und stell auf ganz laut. Da schleicht er gefräßig und gefährlich ,-)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.11.2008, 13:17

Hallo,

danke für die ausführlichen Rückmeldungen! Ich weiß nicht, ob der Text als ganzer wirklich ausgereift ist, aber ich trage die Zeilen schon länger mit mir herum und wusste nicht, wohin mit ihnen, und dann fand ich auch, dass sie zum Monatsthema passen und dachte, ich könnte ausprobieren, ob sie alleine etwas sind.

Meist kann ich ja auch nur begrenzt Erklärungen zu einem Text von mir abgeben, aber hier gibt es schon eine klare Idee für die paradoxe Gestaltung:

Smile hat meine Idee und Gedanken zu dem Text in ihrem ersten Kommentar ziemlich genau getroffen:

Man muss ihn fürchten, wenn er nicht kommt, weil er das "Spiel" entlarvt.


bzw. würde ich sogar sagen:

Man muss ihn fürchten, damit er nicht kommt, weil er sonst das "Spiel" entlarvt (und weil man so sehr auf ihn angewiesen ist, schleicht er tatsächlich ums Laken (jedenfalls ist die Vermutung so groß, dass er es tut (vielleicht hat man beim Spielen ja die ganze Zeit die Augen geschlossen), dass kein Unterschied mehr in der Wahrnehmung ist, ob der Tiger da ist oder man es nur befürchtet - es wird sozusagen dasselbe oder kosntruktivistisch: es ist dasselbe, denn was soll der Unterschied sein?

Das ganze soll sich auf den (unhintergehbaren) Konstruktionsaspekt von Liebe beziehen, wie sich dieser Begriff in der Schwebe befindet: Die Geste ist unecht: Man spielt verliebt, man arrangiert die Liebe, aber indem man dabei echt empfindet (so hier die Furcht z.b.) ist darin auch zugleich etwas echtes (entsteht etwas echtes will ich nicht sagen, weil es eher eine gegenseitige, paradoxe Abhängigkeit ist, man kann nicht sagen: was ist zuerst da, was entsteht aus was: das Spiel aus dem Echtem oder umgekehrt)

Vielleicht ein analoges Beispiel, das andersherum aufgezogen ist:

Man steht am Abgrund und hat Angst, dass einem schwindelt und man hinabfällt, deshalb schwindelt einen und man fällt hinab.


Aber auch die anderen Ideen in den Kommentaren sind ja in den meisten Fällen durchaus damit kompatibel, als Facetten. Nebenassoziationen bzw. analoge Assoziationen wie die dunkle Seite der Liebe (Zefi: Liebe, dunkler Erdteil .-) @Bachmann, die sich ja auch mit dem Spielcharakter der Liebe früher viel beschäftigt hat (z.B. Im Hörspiel der gute Gott von Manhattan) und mit der ich mich wiederum viel beschäftigt habe (... :rolleyes: :pfeifen: ) sind schon auch bewusst dabei. Der Tiger als Dschungelwesen (und damit auch das Bild von Rousseau, genau smile .-)) schaffen für mich dabei den richtigen "Raum" (sinnlich, dunkel, fremd, undurchsichtig, saftig etc.). Für mich steht der Tiger im Umfeld Dschungel erst einmal für "Gefahr", etwas, was man befürchtet, was aus dem Dickicht springen kann, was einen entdeckt, was sehr feine (geschärftere als man selbst) Sinne hat, die Fährte aufnimmt und ganz plötzlich sehr tödlich zuschlägt. Die Attribute eines Tigers (Wildheit etc.) finde ich dann passend dafür, wie sich typisch Liebende diese Gefahr vorstellen: viele klassische Dramen folgen ja dem Spruch: "Liebe braucht Hindernisse", umso unmöglicher das Zueinanderkommen (Romeo und Julia etc.) umso aufgeladener und notwendiger kommt beim Zuschauer die Liebesanziehung der beiden Liebenden an. Kein Preis ist zu hoch. Um das verliebte Spiel also möglichst echt und intensiv zu halten, muss das, was es zu fürchten gibt, sehr gefährlich sein: es gilt sich so stark wie möglich zu fürchten. Kein Wunder also, dass man sich ein kräftiges Gefahrtier aussucht, umso gefährlicher, reißerischer, desto mehr Liebesgefühl kann man sich produzieren.
Und in diesem Sinne sind dann wieder auch die Liebenden selbst der Tiger und Ideen wie die dunkle Seite der Liebe, nicht erwiderte Leidenschaft (Ablehnung) von Mucki oder das nichtkommenkönnen von Henkki (was ich nicht primär/explizit als körperliches nicht Kommen können dachte, sondern dass es um Potenz im ganz allgemeinen (aushalten, dominieren, beweisen, standhalten,kämpfen, können) geht (worunter dann aber deine Idee durchaus fällt). In diesem Sinne sich auch Romeo und Julia und all die anderen Paare für mich die ersten Zuschauer von ihrer Liebe, ihr eigenes Publikum, ihr Unterhaltungszielpunkt.

Oder um auf deine Zeilen einzugehen, Elsa:

Sobald wir etwas fürchten, bläst sich die Furcht auf, nimmt Raum, bis wir alles mögliche finden, wovor wir Angst haben können.


ja- und eben nur indem sie Raum nimmt, kann sie überhaupt zugleich Raum für die Liebe schaffen (nur auf diese Weise) - so behauptet der Text/das wäre für mich die Nuss.

Nochmal wichtig dabei für mich: Das alles soll aber nicht in der Erkenntnis enden, dass ich am Ende das ganze, die Liebe als Spiel entlarve, sondern die Liebe als Akt bleibt - ganz konstruktivistische Perspektive - in der Schwebe, unauflös-sagbar, zwischen Spiel und Echtsein. So ist es ja mit allen erzeugten (kulturellen) Werten (z.B. moralischen Werten), aber in der Liebe empfinde ich es eben als besonders tragisch: dass man nicht anders lieben kann, als dass man die Liebe spielt. Und diese Notwendigkeit des Spielens führt oft dazu, dass Beziehungen scheitern. Irgendwann hat man sich müde gespielt, die Versuche, die Glaubwürdigkeiten der einzelnen sind aufgebraucht, man muss sich ein anderes endliches Wesen (endlich im Sinne seiner Anzahl an Versuchen) suchen, mit dem man dann wieder eine Weile spielt usf. Das hat etwas kraftraubendes, auch widerliches, wie ich finde, weil man bestenfalls wiederholen kann, man kann sich nicht erheben oder jedenfalls nicht lange genug - im Rückblick.


(und dann noch: das gespielte bezieht sich natürlich nicht auf das schlafzimmer, sondern auf alles .. etwa die Ehe als Institution, das Schreiben von Liebesbriefen, das Schwören, Händchenhalten, das Behaupten, Candle-Light-Dinner, Rollenspiele usf..; das Schlafzimmer finde ich als Mikrokosmos und in seiner Kräftigkeit dabei nur als gute exemplarisches Setting)


Max und Henkki: Obwohl ihr ganz verschiedene Dinge angemerkt habt, antworte ich euch zum "sie/man" und zum "und" zusammen: Vorab: Ich bin nicht ganz sicher, ob ich Recht habe, aber für mich bewirken gerade diese zwei Gestaltungsaspekte, die Möglichkeit, zugleich gnaz nah dabei zu sein (den Atem der Liebenden zu spüren) und doch eine allgemeine Behauptung aufzustellen, und zwar zugleich. Das dreiste Moment, das darin liegt (was auch das Plakative bewirkt, was Zefi ansprach), sowas auf solche Weise zu behaupten, ist für mich nötig, weil es der Situation entspricht und den Erzähler (und damit Leser) mit ins Boot (Bett .-) ) holt. Ob das funktioniert, weiß ich nicht, aber das war die Bewegung dahinter.

Smile zum Tiger: Ich glaube eh nicht, dass der ganze Schwall an Ausführungen von mir hier aus dem Text zu lesen ist (aber das macht ja nichts, ein Text kann ja auch wirken, indem er Gespräche anstößt?), aber wenn ich auch noch einen anderen, weniger besetztes Bild nehme, dann wird das Rätselraten noch mehr angekurbelt, denke ich. Der Tiger ist da schon recht klar/stark - also würde ich eher zu deinem "gerade deshalb" tendieren :smile:

Und zum Abschluss: Ich habe mich gefragt, ob ich das ganze nicht sogar pessimistischer gestalten müsste und anstelle von verliebt spielen Liebe spielen schreiben müsste. Denn dass man Verliebtheit spielt ist eigentlich ja nicht so tragisch, Liebe spielen für mich aber schon.


Ich finde aber keine gute sprachliche Formel (?)


Da liegen sie wieder und spielen die Liebe


Und ums Laken schleicht der Tiger
den man fürchten muss
weil er nur dann nicht kommt



vielleicht müsste man es auch so gestalten:


Von der Liebe IV


Da liegen sie wieder und spielen verliebt

Und ums Laken schleicht der Tiger
den man fürchten muss
weil er nur dann nicht kommt



Ich weiß es nicht, vielleicht ist das auch nur doppelt gemoppelt - eventuell könnt ihr mir dazu ja noch Rückmeldung geben.

Noch einmal ein Danke, es hat Freude gemacht, eure Gedanken zu dem Text zu lesen,

liebe Grüße,
Lisa

edit: Mucki, hat sich überschnitten - tolle Geräusche - ich könnte ein Hörspiel draus machen. Ist das Geräusch freigegeben? .-)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.11.2008, 15:18

Hi Lisa,

ja, das Geräusch ist für nicht-kommerzielle Zwecke freigegeben. Es durfte explizit runtergeladen werden. Du kannst es also verwenden.

Zu deiner Titelfrage: ich würde in den Titel nicht das Wort "Liebe" reinnehmen. Es wäre m.E. in der Tat doppeltgemoppelt. Ich finde es gut, dass man durch das "spielen verliebt" davon etwas abgelenkt wird und sich den tieferen Sinn erst suchen muss, und was du schreibst, ergibt durchaus einen Sinn!
Saludos
Mucki

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.11.2008, 16:51

Hallo Lisa,

Denn dass man Verliebtheit spielt ist eigentlich ja nicht so tragisch, Liebe spielen für mich aber schon.

Ich finde deine Ursprungsfassung genau richtig. :pfeifen:
Denn das "verliebt spielen" ist doch genau das, an was man meint die Liebe festmachen zu können. Das, was nach Außen sichtbar werden muss, durch Handlungen, Worte etc. damit man überhaupt an ihre Existenz glauben kann, als Bestätigung. Sozusagen ein in die Wirklichkeit sprechen durch (Zur)Schauspielerei. Und wie sollte man Liebe ("seelische") spielen? Wie ließe sich das überhaupt darstellen? Vielleicht müsste man dann rein gar nichts "tun"? Ich finde das gehört zu diesem ganzen Liebe-Betrachtungs-komplex dazu. Deine Antwort finde ich sehr spannend mit ihren verschiedenen Facetten, die aus meiner Sicht durchaus alle im Text angelegt und auch gesichert sind, auch wenn man sie nicht alle auf Anhieb selbst darin findet. .-) (Ich musste gerade an deine Gedanken zum Marionettentheater denken, das Nicht-tanzen-können, der Verlust der Grazie, weil man sich "bewusst" ist. Eine interessante Parallele, da schau ich gleich nochmal vorbei.)

Liebe Grüße
smile

Trixie

Beitragvon Trixie » 11.11.2008, 19:30

Hallo Lisa,

so, also, ich hab dein Textlein jetzt gelesen, als noch keine Kommentare da standen und es tat sich mir überhaupt keine konkrete Assoziation, kein klares Verständnis auf.
Dann las ich die Kommentare und es wurde alles etwas klarer für mich. Dann las ich deine Interpretation und Erklärung und ich finde sie fantastisch!!!!! Und dabei entwickelte sich in mir die Klarheit über das, was ich beim ersten Lesen nicht so ganz klar, aber dennoch schon spürte. Wie etwas, das einem "auf der Zunge liegt", man es aber doch nicht aussprechen kann:

Ich war in einem Theaterstück! Denn durch das "wieder" und das "spielen" erwuchs für mich ein Bühnenstück, vielleicht ein Musical, in welchem ein Liebes-Drama von"man" -also den Zuschauern- automatisch erwartet wird, wie Romeo und Julia usw. denn es kann ja nicht alles gut gehen, sondern es passiert ja immer noch etwas Schlimmes. (Das wäre jetzt das "spielen" auf die berufliche Art und Weise gelesen ).

Wenn ich dem Gedanken weiter folge, etwas weiter weg vom Text, aber mehr in die Allgemeinheit: Auch wenn man im Kino sitzt und schon erwartet, dass etwas schlimmes passiert, ist es gar nicht mehr so schlimm in dem Moment, aber dafür ist die Furcht ja die ganze Zeit über schon da. Wenn man es nicht erwartet, erschrickt man sich in dem Moment und hatte davor aber eine "gute Zeit" -

Und jetzt wieder zurück zum Text: Das Thema spielt für mich hierbei auch nochmal eine wichtige Rolle in Bezug auf (explizit) VERliebtheit, nämlich dieses naive, positiv erwartungsvolle Wahrnehmen, das man sich irgendwo paradoxerweise krampfhaft versucht, aufrecht zu erhalten (zb. durch Candle-Light-Dinner, Heirat, Sex, etc.), weil man denkt, dass es nur dann funktioniert (es=beziehung in irgendeiner form) und in dem Falle sehe ich den Tiger als die Kompromisse, die man eingehen muss, aber sich einredet und tatsächlich glaubhaft macht, dass man es gerne tut etc., sich aber widerum versteckt in der Verliebtheit, während alles eigentlich nur schlimmer wird, aber man auch nicht mehr ohne das kann, was man ja oft miterlebt, zb. wenn Frauen geschlagen werden - weil sie dann schon so in dieser Abhängigkeit, Gewohnheit etc. drin stehen, in dieser Co-Leben mit Kompromissen und so weiter, dass sie gar nicht anders können oder sich erst neu verlieben müssten, um da raus zu kommen.
Ja, also, das ist jetzt mal so heruntergeschrieben... ich hoffe, du verstehst ein bisschen, was ich meine :-)!

So, von der Bühne zum Kino ins Schlafzimmer - danke für die spannende Reise!

Liebe Grüße
Trixie


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