Helene in London

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.11.2008, 08:50

Bev kreischte ins Telefon: „Helene, du musst einfach nach London kommen! Wir kennen uns jetzt fünfundzwanzig Jahre, ein Jubiläum, silberne Hochzeit!“ Sie lachte so laut, dass Helene den Hörer vom Ohr nahm.

Sie reißt Helene fast um bei der Umarmung in Heathrow. Sie ist noch üppiger geworden seit ihrer letzten Begegnung vor zwei Jahren. Und lauter. Helenes Trommelfell saust. Mitgerissen von Bevs Hand rennt sie, die Empfangshalle des Flughafens rast an ihr vorbei. In den Minicooper geschubst, kommt Helene erst zum Atmen. Bev redet unaufhörlich bis in die Portobello Road, wo ihre Wohnung liegt.
Sie tritt gegen die pinklackierte Tür im fünften Stockwerk, die auffliegt. „Nein, ich sperre nicht ab. Ein neues Schloss käme teurer als der Dreck, den es hier zu holen gibt.“
Sperrmüllmöbel. Überwürfe, berauschend. Cache miserè.
Helene versinkt im Sofa, unterm Hintern sticht eine Sprungfeder.
Bev macht Tee. „Das Wasser der Stadt ist Weltklasse für Tee, wird dir schmecken.“
Earl Grey mit einem Schuss Rahm.
„Ja“, sagt Helene.

Am Nachmittag spazieren sie eingehängt über den Flohmarkt. Da steht einer und bewegt zwei kniehohe Marionetten. Dazu ertönt „Yellow Submarine“ aus seinem CD-Player. Die eine Figur ist der Nowhere Man, die andere George Harrison. Helene kauft den Nowhere Man mit dem braunen Plüschfell. Aus einer Kiste hinter sich holt der Puppenspieler Ersatz heraus.

Später, als die Sonne geht und die Herbstluft kalt wird, geht Bev mit Helene in ein Chinarestaurant. Es liegt in Soho.
„Ein gigantisches Essen haben die da und dennoch preiswert“, sagt Bev.
In der Auslage hängen Pekingenten in Reih und Glied kopfüber. Ihre Augen sind geschlossen. Helene entdeckt eine, die ihr zuzwinkert.
„Hallo!“, antwortet sie höflich.
Zu mehr kommt es aber nicht, weil Bev sie ins Lokal schubst. Hier ist nichts zu sehen vom Trend des unterkühlten Designs, der Neonfarben, der scharfkantigen Tische und Stühle. Rote Stofftapeten, Goldschnitzereien und überall Fransen. Leise chinesische Musik erklingt aus unsichtbarer Quelle. Helene wählt Fastensspeise des Buddhas, Bev Pekingente, obwohl das Gericht für zwei Personen gedacht ist.
„Den Rest nehme ich mit“, sagt sie.

Mit fünf haben sie sich im Kindergarten angefreundet, weil unter Beverlys Bett nachts ebenfalls ein Krokodil lauerte. Die gesamte Schulzeit verbrachten sie zusammen (du musst das Bju aussprechen, ermahnte sie immer alle Lehrer) und auch, als Bev nach dem Abitur zurück nach England ging, riss der Faden der Liebe nicht ab.

Die kleine Chinesin serviert Jasmintee. Bev schnappt sich den Nowhere Man, der auf Helenes Schoß sitzt, lässt ihn tanzen und singt dazu: „Alle meine Entchen schwimmen auf dem See ...“
In der Auslage entsteht Unruhe. Helene schaut interessiert zu, wie die rotglänzenden Enten die Haken aus ihren Hälsen ziehen. Sie formieren sich und springen, eine nach der anderen von der Rampe ins Restaurant. Sie haben jetzt Tranchierbeile in den Flügelhänden – Helene hat bisher keine Ahnung gehabt, dass Enten kleine Fingerchen besitzen – und marschieren in einer langen Reihe auf ihren Tisch zu.
„Bestelle die Pekingente ab“, fleht Helene.
Bev, die mit dem Rücken zum Geschehen sitzt, singt weiter: „ ... Köpfchen tief im Wasser ...“, als sie der erste Schlag mit dem Beil trifft. Mit großen Augen flüstert sie: „Aber wir sind doch Freundinnen.“
Helene reibt sich die Augen, schlägt sich auf den Kopf. Sie rennt zur Toilette und erbricht sich. Grüne und schwarze Kringel schwimmen in der Klomuschel.

Als sie zurückkehrt, ist Bev schon beim Vertilgen der Pekingente. Die Fastenspeise Buddhas steht an Helenes Platz und der Nowhere Man liegt auf ihrem Stuhl.
Auf Helenes Teller liegt eine rote Gladiole.


Helene mag den Picadillly Circus. Dort kann sie untergehen im Treiben. Obwohl Helene Bev liebt, braucht sie sich auch ganz allein in dieser Stadt. Sie zieht den Mantel aus – die Oktobersonne wärmt – und setzt sich auf die Stufen des Denkmals. Hoch über Helene schwebt Eros, breitet seine Schwingen ins Blau. Sein Pfeil wird Helene jetzt mitten ins Herz treffen. Das muss sein, sie weiß es einfach.
„Ich sah Sie gestern beim Chinesen durch die Pekingenten in der Auslage, als ich vorüberging. Dann liefen Sie hinaus.“ Ein Mann, schwarz gekleidet, steht vor Helene. Drei Stufen sind zwischen ihnen. Zuerst ziehen seine Hände ihre Blicke an. Schmal, beinahe durchsichtig, so weiß, die Finger alle gleich lang, auch der kleine. Und in der linken hält er eine rote Gladiole, reicht sie Helene. Streift dabei die langen, dunklen Haare aus dem Gesicht. Lächelt.
„Sie sind es also“, sagt Helene und nimmt die schwere, voll erblühte Blume wie ein Kind in die Arme. „Meine Freundin sagte, es sei ganz schnell gegangen, auf einmal lag die Gladiole auf meinem Platz. Sie waren wie der Wind.“
Er lacht. “Wo ist Ihre Freundin heute?“
„Bev arbeitet.“

Im Pub, in das er Helene geführt hat, sagt sie: „Ihre Hände sind außergewöhnlich, Robert.“
Er legt sie ausgestreckt auf den Tisch. Sie sind vollkommen und ruhig. „Mein täglich Brot.“
Helene wollte immer schon einen Messerwerfer kennen lernen. Nun sitzt er ihr gegenüber. Er schenkt ihr zwei Karten für heute Abend.
„Ich kann nicht“, sagt Helene.
„Bitte.“ Roberts Augen glänzen wie frisch geschlüpfte Kastanien.

Bev ist begeistert. „Da kommst du einmal nach London, spazierst über den Circus und triffst auf einen Zirkuskünstler?“
Das Revuetheater liegt in der Nähe der Westminster Abbey in der Circus Road. Die Plätze sind in der ersten Reihe Mitte. Ein klassisches Zirkusprogramm läuft ab, Helene wartet auf Robert und seine Hände. In der Pause muss Bev eine Zigarette haben. Auf der Straße sagt sie: „Jetzt bin ich gespannt auf deinen Robert“, und zwinkert.
„Er ist nicht mein“, antwortet Helene und wünscht es sich.

Auf der Bühne, nahe der Rampe, steht nun ein kleiner Tisch, darauf in zwei akkurat ausgerichteten Reihen lange spitze Messer mit roten Griffen. Robert tritt auf, in den Armen eine gigantische Menge roter Gladiolen. Lächelnd wirft er eine um die andere ins Publikum. Eine Blume landet vor Helenes Schuhen. Als sie wieder aufblickt, steht Roberts Assistentin oder Opfer in einem silbernen Catsuit neben ihm. Er führt sie zu einer schwarzen Holzscheibe, die an der hinteren Wand montiert ist, und schnallt sie mit Lederriemen daran fest. Die Arme, Beine, Taille, die Stirn.
Helene vergisst zu atmen, als Robert zu seinem Tisch nach vorn kommt, auf die Finger haucht und das erste Messer hoch nimmt.
Still wird es im Saal. Helene blickt auf seinen Rücken, die gespannten Schultern. Plötzlich steckt das Messer mit zitternder Spitze neben dem linken Ohr der Frau. In rascher Folge fliegen die nächsten Messer, bis die linke Körperseite gerahmt ist von ihnen.
Die Scheibe beginnt sich zu drehen. Schneller und schneller wirbelt sie. Robert jagt ein Geschoss nach dem anderen über die Bühne. Helene sieht, wie ein Augenlid durchstochen wird, der rechte Schenkel, zuletzt steckt eine Schneide im silbrigen Bauch. Blut rinnt über den Frauenkörper, der sich dreht und dreht. Eine schöne Kombination, rot mit silber, findet Helene.
Die Scheibe kommt zur Ruhe, alle Messer sind geworfen. Robert befreit seine Assistentin, geleitet sie zur Rampe. Ihr Catsuit ist makellos, sie macht einen Knicks.
Robert breitet die Arme aus und verbeugt sich. „Yes!“, schreit er triumphierend. Applaus brandet auf.


„Yes“, flüstert Robert und küsst Helenes Tiefen.

Nach der Revue verabschiedete Bev sich mit einem anzüglichen Grinsen vor Roberts Garderobe. Helene klopfte. Die Assistentin, in Jeans und Rollkragenpulli, öffnete die Tür und ging davon. Robert saß auf dem Schminktisch, knetete Creme in seine Hände.
„Danke, dass du hier bist“, ging er zum Vertrauten über.
„Ja“, sagte Helene. Sie knetete den Riemen ihrer Tasche.
Robert sprang vom Tisch. „Was trinken?“ Er wartete nicht auf ihre Antwort, füllte zwei Gläser mit Grenadier und Sekt. Hielt ihr ein Glas mit der rosigen Flüssigkeit entgegen und Helene trat auf ihn zu. Sie tranken, er durstig, während sie nippte. Dann zog Robert sie an sich und gab ihr einen Kuss, den sie erwiderte. Was denn sonst?, dachte sie und sagte: „Ich will dich.“
„Ich weiß. Komm, gehen wir.“

Das Hotel ist schäbig. Billig die Zimmer sicherlich.
Als Robert, der Messerwerfer, in Helene explodiert, brüllt er: „Yes!“, rollt neben sie.
„Es tut mir Leid“, sagt sie.
Er lacht. „Das sagen sonst die Männer. Ich war zu geil auf dich, zu schnell.“
„Es ist nur meine Angst.“
Er streichelt ihre Wangen. Sein Körper ist drahtig, so blass wie die Hände.
Helene fragt: „Deine Hände sehen so zart aus, wie kannst du so kräftig werfen?“
„Sie sind stark.“ Robert stützt sich auf den Ellenbogen, mustert sie.
„Hau mir eine runter, beweise es.“ Kaum ist es gesagt, schämt sich Helene dafür und versteckt ihr Gesicht unter der Decke.
„Nein. Das ist platt. Primitiv. Ich schlage nicht, ich werfe.“
Da steht Helene auf und stellt sich an den windschiefen Schrank. „Dann das.“
Robert schüttelt den Kopf. Er kommt zu ihr, reibt sich an ihrem Leib. „Willst du morgen mein Modell auf der Bühne sein? Wagst du es?“
„Yes“, sagt Helene.


„Nun ist er mein“, sagt Helene zu ihrer Freundin Bev, die den Kopf schüttelt.
„Ich schau mir das bestimmt nicht an!“ Entschieden plustert sie ihre Üppigkeit auf, indem sie die Weite des violetten Samtkleides demonstrativ um sich ausbreitet, in die Kissen auf dem Sofa sinkt, theatralisch einen Arm über der Stirn drapiert.
„Hab dich nicht so, Bev“, lacht Helene. „Du tust so, als würde ich aufs Schafott geführt. Robert ist ein Künstler. Er kennt sein Geschäft.“

Aber dann – Bev hat sie wirklich nicht begleitet – in Roberts Garderobe, trinkt Helene zwei Gläser Kir Royal hintereinander.
„Dein Köper muss ganz und gar ruhig bleiben“, mahnt Robert. Seine Finger spielen Klavier in der Luft, die wie Papier ist. Trocken. Helene nimmt noch ein Glas.
„Ich bin ruhig. Vielleicht sterbe ich heute. Ich will in einem Zustand der Erleuchtung ins andere Blau übergehen. Das klappt nur, wenn man vollkommen ruhig ist.“
„Du bist verrückt“, sagt Robert und steckt ihr seine Zunge zwischen die Lippen.
Helene schminkt sich. Dunkelrot malt sie den Mund aus. Die Kostüme seiner Assistentin sind zu groß für sie.
„Das ist dumm.“ Robert verzieht das Gesicht.
„Ich weiß was“, sagt Helene, „hast du vielleicht ein Messer hier?“ Darüber muss sie sehr lachen. Er auch.
Sie schneidet die schwarzen Seidenhosen, ihren roten Pulli in Streifen. Sieht Robert an. „Heute nagelst du zur Abwechslung einen Punk an die Scheibe!“
Er fügt sich.

In einem Aufwallen von Angst will Helene hinter dem Vorhang, der sich gleich für ihren Auftritt öffnen wird, nach Roberts Hand greifen.
„Nicht jetzt“, flüstert er heiser. In seinen dunklen Augen flackert Anspannung.
Auch er hat Angst, denkt Helene. Das beruhigt sie.
Als er sagt: „Du musst Arbeit und Liebe auseinanderhalten“, öffnet sich der Vorhang. Robert zaubert sein umwerfendes Lachen ins Gesicht, wirft dem Publikum die roten Gladiolen zu, winkt dann Helene zu sich. Sie stakst in ihren hochhakigen Stiefeletten auf die Bühne. Nun nimmt Robert sie an der Hand, verbeugt sich und zieht auch Helene mit. Auf dem schwarzen Bühnenboden sind Markierungen mit weißer Kreide gemalt. Schon steht sie wieder kerzengerade neben dem Messerwerfer, der sie zur Zielscheibe führt. Während er Helene die Ledergurten umlegt, flüstert er erneut: „Das ist Arbeit. Ernst wie der Tod.“
Sie sucht seinen Blick, er sieht sie nicht an. Nun bin ich eine Sache, denkt Helene, eine Schießbudenfigur. Schwungvoll dreht sich der Geliebte weg, läuft zur Rampe, wo der Tisch mit den Messern steht. Ihre Schenkel fangen zu zittern an, der Tremor ergreift den gesamten Körper bis hinauf zu den Haarwurzeln. Robert tariert das erste Messer aus, wirft. Helene schließt die Augen. Ein Luftzug, ein Aufschlag neben dem linken Ohrläppchen. Die Schneide singt eine Zehntelsekunde. Ein Aufschlag nach dem anderen. Ein Messer streift die Unterseite von Helenes Oberarm knapp neben der Achsel. Sie hält die Augen fest geschlossen. Schweiß sammelt sich zwischen ihren Brüsten, rollt abwärts zum Bauchnabel. Dann eine kühle Hand an ihrem Hals, erschreckt reißt Helene die Augen auf.
Robert sagt: „Ist gut. Alles gut“, und drückt den Hebel, der die Scheibe in Bewegung setzt.
Die Welt zerfällt in bunte Wirbel, Strudel, Schlieren. In das, was sie einst war, ehe der Mensch sie sich fügte, verurteilte, gewertet hat. Durch die Lichtkreisel kriechen die Amphibien aus dem brodelnden Meer ans Land. Vulkane spucken Feuerfontänen, die Erde bebt unter den Schritten der Saurier. Ein Tyrannosaurus Rex beißt den Kopf vom langen Hals eines Dinos als handle es sich um einen kandierten Apfel am Stiel. Mammuts wiegen sich vorbei und dahinter brüllen die ersten Menschen, bewaffnet mit Stangen. So klein ist der Mensch.

Die Scheibe wird langsamer, steht still. Applaus rauscht in Helenes Ohren. Robert löst die Fesseln. Jetzt sieht er ihr in die Augen. „Und nun kommt die Liebe“, sagt er und hebt sie herunter.
In der Garderobe desinfiziert Robert den winzigen Schnitt auf Helenes Oberarm und klebt ein Pflaster darüber. Es ist eines für Kinder, Daisy Duck ist darauf, sie zwinkert mit ihren langen Wimpern.

Als Helene mit Robert das Theater verlässt, hat Nebel die Stadt verhüllt. Zwei junge Frauen stehen vor dem Portal und bitten Robert um ein Autogramm.
Die eine sagt: „Sie sind der Rock-Star dieser Show.“
Die andere berührt seinen Ärmel: „Wir verehren Sie.“
Helene weicht einen Schritt zurück. Robert holt zwei Karten aus der Brusttasche. Sie haben die Form eines Messers. In der Klinge Roberts Porträt. Unwillkürlich schüttelt es Helene.
„Yes“, sagt er und kritzelt seinen Namen in den Messergriff. Er kneift die eine in die Wange. Die Mädchen trollen sich, der Nebel verschluckt sie schnell.
„Komm“, sagt Robert, fasst Helene um die Taille. Ihr werden die Knie weich, obwohl sie sich seiner Eitelkeit schämt. Trotzdem fühlt sie sich beschützt. So schnell gibt sie nicht auf. „Ich kann immer mit dir auf die Bühne. Angst habe ich keine mehr.“ Bei jedem Schritt tanzen die Streifen der Hose um ihre Beine. Der Nebel setzt sich in Tropfen auf der Haut ab.
„Du frierst.“ Robert geht schneller.
„Warum wohnst du in dem schäbigen Hotelzimmer?“
„Das machen hier alle, die auf der Reise sind.“
„Wann reist du?“
Robert lacht leise. „Ich weiß es nicht.“

Heute Nacht ist es in dem Zimmer schön. Auf dem zerschlissenen Teppich, der Bettdecke, überall, wo Helene hinsieht, rote Gladiolen hingestreut. In einer Dichte, die ihr den Atem raubt. „Ein Todesritual?“
„Aber Helene! Ein Freudenfest, du hast einen Auftritt mit mir gehabt, verstehst du?“ Robert wirft sich aufs Bett. Er verschränkt die Arme im Nacken. „Bleib“, sagt er, „ich kündige meiner Assistentin.“
Helene legt sich auf den Teppich, mit beiden Händen schaufelt sie Blumen über sich, bis sie ganz und gar bedeckt von ihnen ist. Durch die Blüten schimmert das Deckenlicht rosa. „Du bist auf der Reise, lass uns nach Rom fahren, da ist es wärmer als hier.“
Sie hört, dass Robert aufspringt. „Du bist gut! Wovon soll ich leben? Ich bin kein Gigolo, der sich von einer reichen Bitch aushalten lässt.“
Helene schiebt die Gladiolen von sich. Er steht über sie gebeugt, funkelt sie an.
Also doch die pure Eitelkeit.
Sie krümmt sich zusammen unter den Schlägen. Seine Fingernägel sind zehn Zentimeter lang, hart und spitz. Kratzen ihr den Rücken blutig, die samtweiche Innenseite ihrer Schenkel. Der Geruch von Schwefel benebelt Helenes Sinne, auf den kahlen Hügeln, in den schroffen Klüften lodern Feuernester. Nackthalsige Geier kreisen über der Schlucht, in der Helene an einen Felsen gekettet ist. Wenn das Untier sie zerfleischt hat, werden sie sich auf ihre Reste stürzen.
„Kennst du Rom? Haben die Revuetheater dort?“ Robert hat sich zu ihr auf den Boden gesetzt und streichelt sie. Zart hängt der Duft der Gladiolen im Zimmer. Helene streift seine Hand ab, steht auf.
„Es ist zu spät.“ Sie kann die Tränen nicht verbergen, obwohl sie sich Mühe gibt. Sie neigt sich seinem Mund zu. „Lebe Wohl.“
Robert bleibt zwischen seinen Gladiolen sitzen, als Helene zur Tür geht, sie leise hinter sich schließt.


(c)Elsa
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Trixie

Beitragvon Trixie » 15.11.2008, 16:22

...wenn ich groß bin, möchte ich einen helene-roman kaufen!!!

mehrmehrmehr!!!

*lechz*
es war zu schnell vorbei, wie die meisten guten romane und geschichten und texte.

fantastisch. genial. mehr!

hin-und-weg grüße
trixie

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 15.11.2008, 17:30

Huch! Was flattert denn da Schönes im meine Mailbox? Eine Antwort, juhuu! Und so eine schöne auch noch *strahl*

Es gibt bisher 21 Seiten Helene und keine Ende in Sicht (ist natürlich noch nicht überarbeitet, erst muss sie geschrieben sein :-) ).

Ich verspreche dir, sobald die 50 erreicht sind, schicke ich sie gern via Mail an dich, ok?

Dankesgrüße
ELsa
Schreiben ist atmen

Trixie

Beitragvon Trixie » 15.11.2008, 18:25

wieviele seiten sollen es denn insgesamt werden? schon eine idee??

dein angebot ehrt mich und ich nehme es hiermit herzlich gerne an!!!!!

"helene" sind wirklich phantastische geschichten und auch, wenn ich im anonymus, glaube ich, nichts dazu geschrieben habe, habe ich sie immer mit begeisterung gelesen.

bitte-grüße ;-)
trixie

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 15.11.2008, 20:11

Ich denke an 150. Episodenroman.

Gut, ich schicke es dir, wenn ich dort angelangt bin, dann kannst du gleich nach Fehlern ... ;-)

Herzlichen Dank für deinen Zuspruch, Trix, das ist sehr schön für mich.

Lieben Gruß
ELsa
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.11.2008, 23:29

Liebe Elsa,


ich habe ja immer fleißig im Anonymus gelesen und auch kommentiert, die meisten Episoden haben mir ja sehr gefallen, so auch diese hier! Ich würde davon auch noch viel viel mehr lesen!

(auch wenn ich, was den Liebesschwung der Geschichten angeht, immer auch mindestens ein Auge dann und wann zukneifen muss, weil die Autorin mir Helene doch sehr zugeneigt scheint und so Helene sehr sehr rein und urteilsautark, liebenswert daher kommt - aber es zieht mich schon mit, gelingt also!), ich finde schon auch, dass die Heleneteile etwas sehr eigenes haben.

Kleine Sachen, die mir aufgefallen sind:

„Ich sah Sie gestern beim Chinesen durch die Pekingenten in der Auslage, als ich vorüberging. Dann liefen Sie hinaus.“ Ein Mann, schwarz gekleidet, steht vor Helene.


- wie hat er sie wiedergefunden?

Sie sind vollkommen und ruhig.
-

"vollkommen" sagt die Erzählinstanz, das finde ich komisch/brechend

„Er ist nicht mein“, antwortet Helene und wünscht es sich.


Solche Sätze sind es, die mich fangen, auch wenn ich kritisch sein will.

hoch nimmt


- getrennt komisch, aber zusammen geht nicht, dann würde er es auf den Arm nehmen und nicht in die Hand .-), also alternativwort? aufnimmt? nimmt? greift? mit dem ersten Messer zielt?

unbedingt mehr,
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Lisa » 15.11.2008, 23:32

achso: Das wichtigste habe ich jetzt vergessen: ich bin nicht sicher, ob ich das Ende richtig verstanden habe:

Sie krümmt sich zusammen unter den Schlägen. Seine Fingernägel sind zehn Zentimeter lang, hart und spitz. Kratzen ihr den Rücken blutig, die samtweiche Innenseite ihrer Schenkel. Der Geruch von Schwefel benebelt Helenes Sinne, auf den kahlen Hügeln, in den schroffen Klüften lodern Feuernester. Nackthalsige Geier kreisen über der Schlucht, in der Helene an einen Felsen gekettet ist. Wenn das Untier sie zerfleischt hat, werden sie sich auf ihre Reste stürzen.
„Kennst du Rom? Haben die Revuetheater dort?“ Robert hat sich zu ihr auf den Boden gesetzt und streichelt sie. Zart hängt der Duft der Gladiolen im Zimmer. Helene streift seine Hand ab, steht auf.


das ist eine Vorstellung von Helene aufgrund seines Verhaltens, ja? Ein Bild, also? Für seine Eitelkeit bzw. warum es aufgrund von ihr für Helene nicht gut ausgehen könnte bzw. sie ihn nicht mehr haben können will und deshalb geht? Oder ist es anders gemeint?
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Beitragvon Elsa » 17.11.2008, 21:58

Liebe Lisa,

das ist eine Vorstellung von Helene aufgrund seines Verhaltens, ja? Ein Bild, also? Für seine Eitelkeit bzw. warum es aufgrund von ihr für Helene nicht gut ausgehen könnte bzw. sie ihn nicht mehr haben können will und deshalb geht?
Ja, genauso ist das gemeint.

Danke für deinen Zuspruch, dass Helene was werden könnte! Natürlich ist es erst Erstfassung und überhaupt noch nicht überarbeitet. Ich sammle deine Vorschläge aber auf für die Korrekturzeit. Nun möchte ich erst gern die ganze Chose mal schreiben, solange ich den run oder flow habe.

weil die Autorin mir Helene doch sehr zugeneigt scheint und so Helene sehr sehr rein und urteilsautark, liebenswert daher kommt
*lach* da sieht man, wie genau du liest. Klar ist das noch so, ein bisschen schiefer muss die Madame wohl noch werden. Aber eben in der Überarbeitung, gut? Dann allerdings wäre ich froh über Hilfe @Textblindheit.

Herzlichen Dank!

Elsa
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