Eine Mauer um das Gedicht

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 14.12.2008, 19:37

Da ist dieser Dichter
der Mauern baut
um seine Strophen
Betreten verboten
Sprachgitter
Silbenkitt für die Fugen
Wegezoll Brückengeld
Nachts Scharfschützen
Mit geladenen Gewehren
Finger am Abzug
Und später
Wenn längst keiner mehr
Das Verbotene umschleicht
Wächst Efeu die Mauer hinauf
Immergrün auf dem Grau
Zuletzt geändert von Xanthippe am 09.01.2009, 11:29, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.12.2008, 15:23

Hallo Elke,

ein paar Gedanken zu deinem Gedicht:

Da ist dieser Dichter
(es gibt sie immer wieder)
der Mauern baut
um seine Strophen
Betreten verboten


Bis hier gefällt es mir sehr gut. (Die innere Mauer, der Widerstand, den du hier beschreibst)

Unüberwindbar wie die chinesische Mauer

Die chin. Mauer kommt mir hier ziemlich unvermittelt und ich verstehe auch nicht, wieso du die chin. Mauer wählst. Sie ist weder unüberwindbar (es gibt sogar Touristenzentren an einigen Stellen direkt in ihrer Nähe und man kann (mit Visum) durchaus auf ihr entlanglaufen und auch fotografieren. Zudem gehört sie zu den neuen 7 Weltwundern. (Damals, als sie zur Verteidigung u.a. gegen die Mongolen gebaut wurde, galt sie wohl als unüberwindbar). Mir scheint es so, dass du die Mauer gewählt hast, um später auf die Scharfschützen Bezug zu nehmen, doch m.E. "hinkt" es.
Die Vermischung der Themen tut deinem Gedicht nicht gut. Ich würde an deiner Stelle beim Widerstand des Dichters bleiben und die Elemente, die mit der chin. Mauer, Scharfschützen, etc. zu tun haben, rausnehmen.

Soweit mein Eindruck.
Saludos
Gabi

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 06.01.2009, 08:14

Hallo Xanthippe,

ich finde den Einschub in Klammern störend und verzichtbar.
(es gibt sie immer wieder)

Selbst wenn man in Betracht zieht, dass diese Aussage stimmt, scheint mir diese Verallgemeinerung hier überflüssig.
Zumindest in der vorliegenden Form.
Sie bekommt dadurch zu viel Gewicht und Bedeutung, so als ginge es in erster Linie um diesen Dichter in verschiedenen "immer wieder" Formen - und nicht darum, was mit der Sprache an Grenzsetzung, Verletzung und Tötung alles möglich ist.
Dabei empfinde ich den Rest des Gedichtes gerade als sehr intensiv und spannend, welche Bilder und Assoziationen du nimmst und weckst, um die Mauer in den Köpfen zu beschreiben. Knallhart. Treffend.

Doch dieser Einschub - ich muss noch mal darauf zurückkommen - macht die Aussage nicht allgemein gültiger in meinen Augen, sondern beliebig. Und nimmt ihr dadurch an Schärfe. Das finde ich schade.

Lieben Gruß,
Kathrin

Nifl
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Beitragvon Nifl » 06.01.2009, 19:53

Huhu Xanthi,

(keine Kommentare gelesen)
gefällt mir sehr gut der Text. Ich habe auch oft den Eindruck, dass Dichter bewusst oder unbewusst Mauern um ihre Texte bauen und so letztlich den Zugang verwehren…eine originelle Analogie zur „Mauer“.

Da ist dieser Dichter
(es gibt sie immer wieder)
der Mauern baut
um seine Strophen
Betreten verboten

sehr gelungen

Sprachgitter
Silbenkitt für die Fugen
Wegezoll Brückengeld

hier wirkt es leicht krampfhaft auf mich, unbedingt Bezüge herstellen zu müssen.
Kitt und Fugen, och nö.
Wegezoll und Brückengeld sind mir in Punkto Gedicht nicht recht klar.

Und nachts Scharfschützen
Mit geladenen Gewehren
Finger am Abzug
Und später

Zwei ‚und’ auf engem Raum
Wenn der Finger am Abzug ist, gehe ich davon aus, dass das Gewehr geladen ist.

Guter Text! (meiner Meinung nach)

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 09.01.2009, 11:31

Liebe Leute,
danke, dass ihr euch so eingehend mit meinem "Werk" auseinandergesetzt habt, und mir so viele wertvolle Anregungen gegeben habt, ich habe einiges übernommen und geändert und werde während der nächsten Tage noch näher auf eure Kommentare eingehen, nur bedanken wollte ich mich jetzt wenigstens endlich mal
xanthi


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