memento

Niko

Beitragvon Niko » 09.02.2010, 21:16

memento


sind gegangen
sind geblieben
aber anders

verklärter
aber klarer
und anders

ich bin geblieben
soviel ungeklärt
soviel unklares
nichts ist anders

das efeu wächst erschreckend schnell
moos rundet schon das kreuz
über euch wächst gras seit 20 jahren

noch immer
ist nichts endlich
nichts wird anders


auch das fehlen nicht


.
Zuletzt geändert von Niko am 10.02.2010, 22:32, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.02.2010, 23:40

Hi Niko,

das gefällt mir sehr gut. Es ist schlicht geschrieben und doch von großer Tiefe, die berührt.
Drei Anmerkungen:
Niko hat geschrieben:moos rundet schon das kreuz
über euch schon 20 jahre gras

Hier stört m. E. das doppelte "schon". Vielleicht findest du da eine elegantere Lösung.
Und dann einmal das Moos und das Gras. Klar, das Moos bezieht sich auf das Kreuz und das Gras auf das Grab. Ich würde hier nur Moos nehmen.
Niko hat geschrieben:ich stehe
vor verschlossenem
offengestanden
verstehe ich
noch immer
nichts ist endlich
und nichts wird anders

Hier würde ich das abgedroschene "nichts ist endlich" rausnehmen, ein bisschen verdichten und die Überhänge rausnehmen. Ist m.E. zu verspielt. Meine Idee wäre:

ich stehe vor verschlossenem
verstehe noch immer nichts
und nichts wird anders


Das würde sich m.E. harmonischer zu den anderen Zeilen fügen, die du auch ohne Überhänge geschrieben hast.
Hab ich gern gelesen.

Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 10.02.2010, 13:43

hast recht, mucki! das ist unrund, wo du den finger drauf hälst. das doppelte "schon" ist ebenfalls unnötig. ich werd´s ändern. nicht jetzt, aber heute.....
danke dir! hat mir gut geholfen!

lieben gruß: Niko

Herby

Beitragvon Herby » 16.02.2010, 01:05

Lieber Niko,

das ist ein Text, der das "memento homo, quia pulvis es..." des morgigen Aschermittwochs vorweg nimmt und in dem ich viele meiner eigenen Gedanken und Empfindungen wiederfinde. Einzig mit den folgenden Versen...

Niko hat geschrieben:soviel ungeklärt
soviel unklares


... tue ich mich noch schwer, da mir hier der Unterschied nicht klar ist. Wie möchtest du "unklares" abgesetzt wissen von "ungeklärt"? Mir scheint es bei diesem Wortpaar redundant.

Eine sehr persönliche, fast intime Art der Aufarbeitung dieses Themas, die Kommentare (zumindest für mich) schwierig macht (was nicht als Vorwurf gemeint ist).

Herzlichst,
Herby

Niko

Beitragvon Niko » 16.02.2010, 20:39

deinen "vorwurf" verstehe ich gut, herby. und du hast damit völlig recht. der frühe verlust beider eltern machen es schwer, ein anderes thema aus diesem themenbereich zu wählen. zuwischen "unklares" und ungeklärtes" gibt es für mich sehr wohl einen unterschied. ungeklärt: dinge, die nicht geklärt werden konnten, nicht aus der welt geschafft werden konnten. unklares: verschwommenes, uneindeutiges. im bezug auf das bild der eltern, als auch im bezug auf sachverhalte. das eine ist sozusagen auch aktiv (ungeklärt) das andere (unklares) eher passiv.

ich danke dir für´s kommentieren!

lieben gruß: Niko

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 16.02.2010, 21:22

Lieber Niko,

ein sehr schöner Text, der mich sofort berührt hat.

bei "ungeklärt" und "unklares" stimme ich dir zu, habe aber ein Problem mit der Strophe :

Niko hat geschrieben:memento

das efeu wächst erschreckend schnell
moos rundet schon das kreuz
über euch wächst gras seit 20 jahren

.


Efeu ist mMn maskulinum. Ich würde außerdem etwas umstellen. Mein Vorschlag (das ist immer heikel, aber du kannst ja elegant drüber weglesen, meine Eindrücke sind sehr subjektiv ) :

Efeu wuchert.
Moos rundet schon das Kreuz.
Gras wächst seit zwanzig Jahren
Über euch.

Deinen letzten Vers & Abschlusszeile finde ich wunderbar gelungen.

liebe Grüße

Renée


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