Störungen liegen vor

Jürer trans Brauklin

Beitragvon Jürer trans Brauklin » 23.06.2006, 01:12

Störungen liegen vor

Die Gefühle brechen
aus den Fugen.
Die Augen fallen
nicht mehr richtig zu.

Der Kreis der durchgerauchten Ketten
ward fast geschlossen.
Der Same Sehnsucht
potenziert sich
zum Sehnsuchtsgewächs.

Meine Gedanken tanzen
fiebrig durch die ewige Nacht.
Meine Schläfen, schwellend,
brennen wie zwei Sonnenbälle.

Ich lege mein Ohr
wie ein U-Boot
an ihr Spiegelbild
im Traum,
bis es zu pfeifen beginnt.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.06.2006, 11:21

Lieber Jürer,

ich weiß nicht, ob dieses Gedicht ganz neu ist, aber etwas ähnliches habe ich von dir noch nicht gelesen...bis auf einige Stellen scheint dieses Gedicht viel viel freier, nicht nur nach der Form, sondern auch die Bilderwahl...das ist viel näher an dir (ich will nicht lyrisches Ich mit dir gleichsetzen, sondern es geht um die Bilder, die viel mehr deine sind)...das sind keine mit antikem Staub geschliffenen Bilder, das sind deine Bilder...und teilweise sind die sehr gelungen, zum Beispiel:

Meine Schläfen, schwellend,
brennen wie zwei Sonnenbälle.


Das ist das beste Bild, was ich je von dir gelesen habe!

Auch der Titel...

Und auch die letzte Strophe, wenn sie sich mir auch etwas verschließt, ist wirklich originell und dein eigener Ton.

Ich weiß nicht, ob dies so ist, weil die Lust mit dir durchgebrannt ist ( :cool: ), oder ob du einen neuen Satz gemacht hast...aber knüpf an dieses Gedicht beim Schreiben unbedingt an...das ist ein viel eigener Ton von dir als alle anderen Gedichte.

Ich weiß, das war jetzt nicht zur erotischen Komponente des Gedichts und ich könnte auch einige Verkürzungen etc. hier vorschlagen, aber dieses einzelne Textchen ist mir gar nicht so wichtig, sondern viel mehr, dass du da weitermachst :grin:

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Jürer trans Brauklin

Beitragvon Jürer trans Brauklin » 23.06.2006, 15:24

Liebe Lisa,

danke für Deine positive Resonanz!
Ich versuche eben alle Möglichkeiten der Dichtkunst auszukosten,
das heißt also die traditionellen und auch die modernen.
Wie Du auch in meinem Sommergedicht "Aestas Allegoria" nachlesen kannst.

Was die letzte Strophe anbetrifft, wo Du ja schreibst, sie würde sich Dir nicht ganz erschließen, möchte ich anmerken, dass hier die Sehnsucht als so groß beschrieben wird, so dass der ganze Zustand, einem Kokainrausch oder dem Wahnsinn nahe kommt, "Ich lege mein Ohr wie ein U-Boot an Ihr Spiegelbild im Traum, bis es zu pfeifen beginnt."

Liebe Grüße
jürer


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