nicht -gesicht nr.1

Niko

Beitragvon Niko » 08.07.2010, 22:27




nicht nah genug


als zwänge
sich totes aus den höhlen
als seien die zähne
vor schärfe stumpf
gerichtet auf´s eigene fleisch

ich bin nicht
nah genug der stelle
wo es anfing wo es endete
die spuren hast du
verwischt die taubheit
zerstreut das muster
verwebt
zu leb-endigkeit

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 10.07.2010, 23:04

Hallo Niko,

dieses Gedicht, das für mich gekonnt mit Widersprüchen und verschiedenen Leseweisen arbeitet und so einen schönen Sog entwickelt, zerfällt für mich mit dem Wortspiel der letzten Zeile. Für mich wäre es viel stärker, wenn sie entfiele und das Muster zwischen Zerstreuung und Verwebtem in der Spannung und Schwebe gehalten werden würde.

An was ich noch rätsele ist die Taubheit. Ich möchte dort immer "die Stimme" lesen, analog zu den verwischten Spuren. Denn die Taubheit, das fehlende "Hören können", wird doch eher vom LDu erzeugt, als zerstreut, oder?

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Max

Beitragvon Max » 11.07.2010, 12:17

Lieber Niko,

vielleicht sage ich hier Ähnliches wie Flora.

Für mich ist das Gedicht vom Auftakt bis kurz vor Schluss sehr anziehend, es bindet sehr kräftige Bilder, um dann alles in einem Wortspiel aufzulösen, das mir (wie viele Wortspiele, das muss ich zugeben) vorkommt, als suche es etwas in den Wörtern, was dort nicht zu finden ist.

Liebe Grüße
Max

Niko

Beitragvon Niko » 11.07.2010, 12:55

hallo!
ich freue mich sehr über eure kommentare! eure meinung, was das ende des textes angeht, kann ich so nicht teilen.
um dann alles in einem Wortspiel aufzulösen, das mir (wie viele Wortspiele, das muss ich zugeben) vorkommt, als suche es etwas in den Wörtern, was dort nicht zu finden ist.

in diesem "wortspiel", das ich für keines halte, ist nichts zu suchen, was dort nicht zu finden ist, sondern es wird durch eine aufteilung des wortes sinnentfremdet. für mich ist das etwas ganz anderes.
lebendigkeit vs leb-endigkeit - für mich sagt es etwas aus. viel sogar. denn so könnte man sich vorstellen, dass die lebendigkeit nur die maske ist über etwas, was das leben bereits beendet hat. oder: leb-endigkeit kann bedeuten, dass für das lyrich -lyrdu (dazu gleich) den tieferen sinn von leben bereits verloren hat.
gerade im kontext mit dem rest des gedichtes bekommt die schlusszeile FÜR MICH eine starke aussagekraft. vielleicht wäre lebEndigkeit akzeptabler gewesen ;-)

An was ich noch rätsele ist die Taubheit. Ich möchte dort immer "die Stimme" lesen, analog zu den verwischten Spuren. Denn die Taubheit, das fehlende "Hören können", wird doch eher vom LDu erzeugt, als zerstreut
letztendlich kommt eine taubheit ja aus einem selbst und hat nur sekundär mit ursachen zu tun, so denke ich. und es ist ja mehreres bezüglich taubheit möglich: taubheit verwischt, taubheit zerstreut...
die "wechelwirkung" von lyrich und lyrdu ist das, was ich persönlich im text am spannensten finde (manche dinge in einem gedicht entdecke ich erst, wenn es fertig ist und ich es auf papier gedruckt schwarz auf weiß vor mir lese). es ist möglich, dass sich lyrich selbst betrachtet und über ein lyrdu spricht. ebenso ist es möglich, das das lyrdu das lyrich betrachtet.
liebe grüße: Niko
Zuletzt geändert von Niko am 11.07.2010, 14:55, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 11.07.2010, 13:38

Hallo Niko,

letztendlich kommt eine taubheit ja aus einem selbst und hat nur sekundär mit ursachen zu tun, so denke ich. und es ist ja mehreres bezüglich taubheit möglich: taubheit verwischt, taubheit zerstreut...
Ah, wie ich es lese, wird die Taubheit verwischt und zerstreut vom du, also als Aufzählung. Du hast die Spuren verwischt, die Taubheit zestreut, das Muster verwebt, natürlich noch mit den sich durch die Zeilen ergebenden zusätzlichen Lesemöglichkeiten. Vielleicht bräuchte ich da dann doch einen Punkt hinter "zerstreut", um nach deiner Intention zu lesen.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Niko

Beitragvon Niko » 11.07.2010, 15:25

tja.......ich lasse ja die interpunktion fast ausschließlich fehlen......

liebe grüße: Niko

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 11.07.2010, 15:59

Ist mir nicht entgangen, Niko. Wollte dir auch nur Rückmeldung geben.
Und danke für die Punkte, sie waren mir gerade ausgegangen. ;-)

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Nifl
Beiträge: 3909
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 11.07.2010, 17:21

Huhu.

Ich habe ein grammatikalisches Problem mit "verwebt"

"hast ... verwoben" läse ich als korrekt.

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 11.07.2010, 17:32

hi nifl.
stimmt schon aber in anderen lesezusammenhängen würde wiederum verwoben nicht passen.

liebe grüße: niko


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 41 Gäste