WdW: Dreizehn

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.08.2010, 00:05



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- jeden Sonntag ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -


Hallo in die Runde,

unser neues Wort der Woche lautet:

Dreizehn

Möge dieses Wort euch reichlich inspirieren! ;-)
Ich bin gespannt auf eure Beiträge!

Saludos
Gabriella

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 04.08.2010, 10:07

13 Männer

Schlaft euch hurtig und duftig
das Risiko der Meerjungfrau hinfort-
erschlaft euch den Gipfel der Luft
von der man leben kann,
weil man nicht liebt, im Traum
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.08.2010, 11:43


Katzenmensch

Merle kann nicht schlafen, schaut auf den Wecker. 24.00 Uhr. Endlich! Auf dem Kalender kringelt sie
Freitag, den dreizehnten mit einem dicken Edding gold ein.
Ich muss meine schwarzen Katzen rufen.
Merle wirft sich einen schwarzen Mantel über. Ihr Gesicht reibt sie mit schwarzer Schuhcreme ein.
Ich bin jetzt ein Katzenmensch.
Sie läuft leicht gebückt aus dem Haus. Vereinzelt begegnen ihr Nachtmenschen.
"Miau!"
Erschrocken weichen sie zurück.
Vor einem alten Fachwerkhaus sitzt ein Kätzchen. Es ist hellbraun-weiß gefleckt.
Schade. Du bist nicht schwarz.
Merle eilt weiter, bis sie das Ende der Stadt erreicht. Merle geht an den vielen Gräbern vorbei.
Die Engelstatuen ärgern sie.
Ihr seid mir zu friedlich.
Merle setzt sich an die äußerste Hecke.
"Miau, miau, miau!"
Sie kommen von überall her. Schwarze Katzen, kleine, große, junge, alte. Aus den Büschen,
aus den Gräbern. Alle finden den Weg zu ihr.
Merle streichelt sie zärtlich.
"Ich hab euch so lieb. Und jetzt lauft. Ihr habt heute viel zu tun!"
Zufrieden geht Merle nach Hause.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 04.08.2010, 14:42

zur dreizehnten stunde (sprechen wir im sinn der sonnenuhr von liebe)


was ich tat, was ich nicht tat
oder du nie tun würdest
weil man es – ach, wie töricht
wenn wir uns verlören
im reigen des besserschweigen

dreh dich doch um, du, wohin ich bin

zum ersten mal würde es regnen
denn so wecke ich mich in dein beben

wir atmen wie handbeschriebene seiten

schweifen ab von listen
bis uns das schwarz ins gemüt steigt
erfinden wir worte, die unsere pupillen
weiten ins all der dreizehnten stunde

was uns erweicht unter der funktionspanade aus sammelmehl und kreide :
da wären die blitze der lippen im konjunktiv
nähern wir uns, schlucken sterne
auf dass wir uns aus dem licht machten
warmheimlich wie dein augenaufschlag an meinem
sänken wir ins wolkenkleid

noch schattet nur meine hand über die zeilen



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 06.08.2010, 16:20

roter clown
sitzt am kaffeehaustisch
weicht blicken aus
als kennte er nicht die musik
als kennte er nicht die melodie
der DREIZEHNTEN bar
am ende der elenden gasse

er lächelt spöttisch
ergibt sich dem süßen likör
lauscht trunken den worten der liebenden
blutsilben der warmen nacht

Niko

Beitragvon Niko » 06.08.2010, 23:42




wäre


ein längeres wort als dreizehn
wäre eine lösung
amnäsie ziehe ich der erleuchtung vor
sie ist treppengeländer
stufenlos mit aufwind

das vergessen birgt alleine
gewissheit in gesichtern
neuland zu betreten
und nicht lernen aus
krieg und verfolgung
pflegen wir das unabänderliche wund

jondoy
Beiträge: 1631
Registriert: 28.02.2008

Beitragvon jondoy » 07.08.2010, 12:31

Die Geschichte von Rapunzel

Die Waldfrau kam nur einmal im Monat
dreizehn Marihuanafelder blühten im Garten vor dem Tor
Die ersten sieben Jahre verbrachte Rapunzel
im unteren Raum des Austragsturms
die nächsten sechs Jahre im ersten Stock.

Ein Tag vor ihrem einhunderteinundzwanzigsten Geburtstag
verrannnte sich ein junger Mann in der Tür.
"Ich habe das Sehen verloren", klagte sie, als sie ihn erzögerte
Der Rosenkranz der Werbung wurde vom jungen Mann heruntergebetet
bis sie alles im Schlaf nachplappern konnte
"Träume mein Liebling, träume", sagte sie.
Und der Mann konnte Rapunzel nicht mehr finden

Niko

Beitragvon Niko » 08.08.2010, 09:59


offenbarung


die offenbarung
liegt in korinth
zweimal die dreizehn
dreizehn

liebe und tod
sind das leben


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