II. Version, mit geringfügigen Änderungen:
Er
Des Morgens singt seine
Stimme meine Musik
und träufelt mir süßes
Legato ein.
An alles und alles sind
seine Augen gesteckt
sie säuseln wie fein
der Glaskasten glänzt
in dem ich wohne.
Ich schwitze am Tisch
als schrilles Läuten
von überall in meinen
wehen Magen sticht
zerkaue die Knorpel
der frühen Fragen
mein Kopf drahtet
Sturmrufe in die Welt
nirgends ein Ort
der mir gehört.
Und finde schon wieder
die zierliche Schrift:
Du hast doch Hunger.
Ich habe ein Brot
vor deine Tür gelegt.
Ursprüngliche Version:
Der Stalker
Des Morgens singt seine
Stimme meine Musik
und träufelt mir süßes
Legato ein.
An alles und alles sind
seine Augen gesteckt
sie säuseln wie fein
mein Glaskasten glänzt
den ich seit gestern bewohne.
Ich schwitze am Tisch
als schrilles Läuten
von überall in
meine Mägen sticht
zerkaue die Knorpel
der frühen Fragen
mein Kopf drahtet
Sturmrufe in die Welt
nirgends ein Ort
der mir gehört.
Und finde schon wieder
die zierliche Schrift:
Du hast doch Hunger.
Ich habe ein Brot
vor deine Tür gelegt.
Der Stalker
Hallo Amanita,
dein Text erzählt in einer für mich sehr gelungenen Klimax, was da abläuft. Fängt so harmlos an und steigert sich immer mehr. Wirklich gut gemacht.
Als Titel würde ich einen ganz neutralen wählen. Z.B. "Er"
Der Leser weiß dann gar nicht, was kommt und stellt sich auch nicht auf etwas ein, sondern erlebt das Geschehen, das du schilderst, dann umso intensiver.
Was meinst du?
Saludos
Gabriella
dein Text erzählt in einer für mich sehr gelungenen Klimax, was da abläuft. Fängt so harmlos an und steigert sich immer mehr. Wirklich gut gemacht.
Als Titel würde ich einen ganz neutralen wählen. Z.B. "Er"
Der Leser weiß dann gar nicht, was kommt und stellt sich auch nicht auf etwas ein, sondern erlebt das Geschehen, das du schilderst, dann umso intensiver.
Was meinst du?
Saludos
Gabriella
Ja, "Er" finde ich gut, das wäre für mich eine - vermutlich sogar die einzige - Möglichkeit.
Die anderen Titel geben eine falsche Richtung vor. Ich habe das Gedicht jemandem ohne Titel vorgelegt - der kam wirklich auf eine völlig andere Fährte: Verfolgungswahn oder andere Psychosen, jedenfalls was ohne "Täter". So war ich fast wieder vollständig zum ursprünglichen Titel zurückgekehrt.
Keinsilbig - den Glaskasten hatte ich schon für mich gedreht und gewendet, ob er nicht als Titel passt, aber s. o. Das arme Ich wird für bekloppt gehalten ... aber es wird ja (so vorübergehend wi systematisch) bekloppt gemacht. Und dass das richtig rüberkommt, bin ich ihm wohl schuldig ...
Die anderen Titel geben eine falsche Richtung vor. Ich habe das Gedicht jemandem ohne Titel vorgelegt - der kam wirklich auf eine völlig andere Fährte: Verfolgungswahn oder andere Psychosen, jedenfalls was ohne "Täter". So war ich fast wieder vollständig zum ursprünglichen Titel zurückgekehrt.
Keinsilbig - den Glaskasten hatte ich schon für mich gedreht und gewendet, ob er nicht als Titel passt, aber s. o. Das arme Ich wird für bekloppt gehalten ... aber es wird ja (so vorübergehend wi systematisch) bekloppt gemacht. Und dass das richtig rüberkommt, bin ich ihm wohl schuldig ...
Amanita hat geschrieben:Ich habe das Gedicht jemandem ohne Titel vorgelegt - der kam wirklich auf eine völlig andere Fährte: Verfolgungswahn oder andere Psychosen, jedenfalls was ohne "Täter".
das ist sehr nachvollziehbar, amanita,
ich finde "Er" auch am besten. (wurde anscheinend zeitgleich gepostet und ich hab es erst jetzt gesehen).
lg,
keinsilbig
Hallo, Amanita,
das ist ein starker Text, der bei mir unmittelbar Bilder und ein Nachempfinden der Situation erzeugt! Die umgesetzten Änderungen empfinde ich als Gewinn. Das Adjektiv "wehen" vor Magen wäre allerdings für mich entbehrlich. Wenn es sticht, tut es weh, das ist auch so klar. Statt mit "des morgens" würde ich ausnahmsweise mit "und morgens" beginnen, denn davor steht ja bereits eine lange Kette ähnlicher Begebenheiten.
Viele Grüße
fenestra
das ist ein starker Text, der bei mir unmittelbar Bilder und ein Nachempfinden der Situation erzeugt! Die umgesetzten Änderungen empfinde ich als Gewinn. Das Adjektiv "wehen" vor Magen wäre allerdings für mich entbehrlich. Wenn es sticht, tut es weh, das ist auch so klar. Statt mit "des morgens" würde ich ausnahmsweise mit "und morgens" beginnen, denn davor steht ja bereits eine lange Kette ähnlicher Begebenheiten.
Viele Grüße
fenestra
Liebe Amanita,
ich stimme fenestra zu, ein starker Text.
Noch lieber würde ich lesen
..der Glaskasten glänzt,
den ich seit gestern bewohne
Ebenso finde ich fenestras Vorschlag mit dem "und" sehr gut. "Des Morgens" ist, glaube ich, nur in manchen Landstrichen üblich, hier würde man nur "morgens" sagen. Ein "und morgens" würde deutlich machen, dass da schon öfter "was war". Das "wehen" würde ich auch weglassen.
Der Text ist sehr intensiv und nachfühlbar, das macht ihn stark!
Liebe Grüße
leonie
ich stimme fenestra zu, ein starker Text.
Noch lieber würde ich lesen
..der Glaskasten glänzt,
den ich seit gestern bewohne
Ebenso finde ich fenestras Vorschlag mit dem "und" sehr gut. "Des Morgens" ist, glaube ich, nur in manchen Landstrichen üblich, hier würde man nur "morgens" sagen. Ein "und morgens" würde deutlich machen, dass da schon öfter "was war". Das "wehen" würde ich auch weglassen.
Der Text ist sehr intensiv und nachfühlbar, das macht ihn stark!
Liebe Grüße
leonie
Und morgens geht nicht, weil dann auch wieder ein und kommt ... hatte es geändert, es sieht aber doof aus.
"Der Glaskasten" überzeugt mich, während ich den wehen Magen stehen lasse, nur "Magen" klingt für mich nicht. Diese Version hatte ich nämlich schon selbst ... und ich nahm ganz schnell Abstand davon.
Danke für die Anregungen!
"Der Glaskasten" überzeugt mich, während ich den wehen Magen stehen lasse, nur "Magen" klingt für mich nicht. Diese Version hatte ich nämlich schon selbst ... und ich nahm ganz schnell Abstand davon.
Danke für die Anregungen!
Hallo Andreas,
"Parasit" finde ich auch unpassend, nicht wegen zu vieler Skrupel einen Menschen mit Insekten zu vergleichen, -
Literarische Figuren dürfen subjektiv und auch unfair sein - aber dieser Vergleich hinkt.
Denn, so groß das Leiden der Opfer sein mag, so hat doch auch der Stalker keinen Vorteil: er leidet auch, weil sein größter Wunsch unerfüllt bleibt, - anders als etwa bei einer Hörigkeitsbeziehung.
Und auch der Extremfall >falls das Opfer, wie es durchaus häufig passiert, vom Stalker des Lebens beraubt wird.<
ist doch eine Frustreaktion des Stalkers, kein Ziel auf das er hinarbeitet.
Abgesehen von diesen grundsätzlichen Einwänden, würde der Titel hier auch ganz konkret ad absurdum geführt, wenn der Parasit seinem Opfer Brot vor die Tür legt.
LG ZaunköniG
"Parasit" finde ich auch unpassend, nicht wegen zu vieler Skrupel einen Menschen mit Insekten zu vergleichen, -
Literarische Figuren dürfen subjektiv und auch unfair sein - aber dieser Vergleich hinkt.
Denn, so groß das Leiden der Opfer sein mag, so hat doch auch der Stalker keinen Vorteil: er leidet auch, weil sein größter Wunsch unerfüllt bleibt, - anders als etwa bei einer Hörigkeitsbeziehung.
Und auch der Extremfall >falls das Opfer, wie es durchaus häufig passiert, vom Stalker des Lebens beraubt wird.<
ist doch eine Frustreaktion des Stalkers, kein Ziel auf das er hinarbeitet.
Abgesehen von diesen grundsätzlichen Einwänden, würde der Titel hier auch ganz konkret ad absurdum geführt, wenn der Parasit seinem Opfer Brot vor die Tür legt.
LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck
Hallo, ZaunköniG,
ich fürchte, niemand will hier hören, dass "Parasit" ein schlechter, unpassender und irreführender Titel wäre, und wir sollten nicht länger darauf bestehen, sonst heißt es nachher nur: "Typisch Mann!" War letztlich nicht auch Petrarca, der Zeit seines Lebens Sonette auf eine ihm völlig fremde Frau schrieb, parasitär? Ohne Laura wäre er nichts gewesen, jedes seiner Gedichte ist sozusagen ein Floh, den er ihr angesetzt hat, auf dass er Blut aus ihr sauge! :)
Gruß
Quoth
ich fürchte, niemand will hier hören, dass "Parasit" ein schlechter, unpassender und irreführender Titel wäre, und wir sollten nicht länger darauf bestehen, sonst heißt es nachher nur: "Typisch Mann!" War letztlich nicht auch Petrarca, der Zeit seines Lebens Sonette auf eine ihm völlig fremde Frau schrieb, parasitär? Ohne Laura wäre er nichts gewesen, jedes seiner Gedichte ist sozusagen ein Floh, den er ihr angesetzt hat, auf dass er Blut aus ihr sauge! :)
Gruß
Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Wieso - wir haben gehört.
Ich fand es für mich/ meinen Text ja doch auch unpassend ... meine nur, dass es prinzipiell durchaus geht, oder dass man es jedenfalls darf.
Und mit "typisch Mann" biste bei mir an der völlig falschen Adresse, Quoth . Noch nicht bemerkt?
Zum Thema: Es gibt natürlich auch Stalkerinnen, deren Bedrohungspotential vielleicht nicht ganz so groß ist, aber belagern können die ihre Auserwählten ja wohl auch mächtig, später falsche Anschuldigungen zurechtbasteln usw. Die Mittel unterscheiden sich also hier und da, aber man kann eben nicht sagen, dass Stalken "typisch eins-von-beiden" wäre. Das wäre niemals mein Anliegen.
Ich fand es für mich/ meinen Text ja doch auch unpassend ... meine nur, dass es prinzipiell durchaus geht, oder dass man es jedenfalls darf.
Und mit "typisch Mann" biste bei mir an der völlig falschen Adresse, Quoth . Noch nicht bemerkt?
Zum Thema: Es gibt natürlich auch Stalkerinnen, deren Bedrohungspotential vielleicht nicht ganz so groß ist, aber belagern können die ihre Auserwählten ja wohl auch mächtig, später falsche Anschuldigungen zurechtbasteln usw. Die Mittel unterscheiden sich also hier und da, aber man kann eben nicht sagen, dass Stalken "typisch eins-von-beiden" wäre. Das wäre niemals mein Anliegen.
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