Bö (Foto 1, 2, 3, 4)

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Beitragvon Pjotr » 30.12.2010, 02:05

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 01.01.2011, 09:55

Hallo Pjotr,

ich würde sagen, hier liegt die Möglichkeit von Kunst und Literatur im Auge des Erschaffers. .-)
Ich schau mir auch gerne deine Sandburg neben meinen an und frage mich, wo für dich Basteln aufhört und kreatives Arbeiten beginnt und sinniere über die alte Frage, wann etwas "Kunst" ist und ob diese Betitelung etwas ändern würde und wozu die Herabsetzung des eigenen "Werkes" gut sein soll.

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Beitragvon Pjotr » 01.01.2011, 11:02

Hallo Flora.

wo für dich Basteln aufhört und kreatives Arbeiten beginnt
Nun, auch das Basteln halte ich für kreatives Arbeiten. Aber ich weiß, was Du meinst:

die alte Frage, wann etwas "Kunst" ist
Diese Frage stelle ich mir seit einigen Jahren nicht mehr; ich habe bemerkt, dass die Menschheit den Kunstbegriff inzwischen so weit verundeutelt hat, dass es keine Nichtkunst mehr gibt. Selbst ein Stück Kitsch kann als Kunst gedeutelt werden, es muss nur als Kunst deklariert werden, beispielsweise indem es in eine Kunst-Galerie gestellt wird oder indem durch eine ungewöhnliche Aktion auf dessen Existenz gewiesen wird.

[Edit: Mit anderen Worten: "Kunst" bedeutet "Etwas". Also alles. Das führt wahrscheinlich zu keiner weiteren Erkenntnis.]

Den Begriff "Kunstwerk" habe ich nur aus Lisas Kommentar zitiert. In dem Zusammenhang verstehe ich darunter ein "Werk, das mir viel bedeutet". Diese Montage hier (Bö) bedeutet mir nicht mehr als eine Runde Halma. Es war ein Moment lang unterhaltend. Das war schön.

Einige meiner Werke bedeuten mir viel, dann freue ich mich über positive Kritiken besonders (wobei ein paar negative Kritiken nicht fehlen dürfen, sonst werde ich skeptisch und vermute allseitsbefriedigende Flachheit). Allerdings, wenn mir ein Werk viel bedeutet, heißt das noch lange nicht, dass ich mit der Umsetzung voll zufrieden bin. Das bin ich extrem selten. Das sage ich dann. Meist ist das so eine Sache zwischen "zu schade zum Nichtzeigen" und "zu schlecht zum Protzen".

wozu die Herabsetzung des eigenen "Werkes" gut sein soll.
- Eitelkeit: Will sagen, dass ich es auch besser kann und dass dieses Stück nicht als höchste Referenz dienen soll
- Lernwille: Bin noch auf der Suche nach den Ursachen der Mängel, Tips sind willkommen
- Gefühl: Einfach eine spontane Äußerung der Unzufriedenheit

Was für Vermutungen hast Du auf Deine Fragen?


Ahoi

Pjotr
Zuletzt geändert von Pjotr am 01.01.2011, 11:22, insgesamt 3-mal geändert.

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Beitragvon Amanita » 01.01.2011, 11:08

Diese Frage stelle ich mir seit einigen Jahren nicht mehr; ich habe bemerkt, dass die Menschheit den Kunstbegriff inzwischen so weit verundeutelt hat, dass es keine Nichtkunst mehr gibt. Selbst ein Stück Kitsch kann als Kunst gedeutelt werden, es muss nur als Kunst deklariert werden, beispielsweise indem es in eine Kunst-Galerie gestellt wird oder indem durch eine ungewöhnliche Aktion auf dessen Existenz gewiesen wird.



Da höre ich aber ganz schön Cyanfarbenes heraus!!! :daumen:

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Beitragvon Pjotr » 01.01.2011, 11:20

Wie meinst Du das?


Edit: Ach so, Dein Gedicht Cyan.

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Beitragvon Amanita » 01.01.2011, 11:30

Ja, da ging es um das schale Gefühl, dass die Kunst vielleicht doch keine ist.


("Acrylmalerin").

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Beitragvon Pjotr » 01.01.2011, 12:01

Übrigens, um nochmal einen steinalten Faden hochzuziehen, hier sind ein paar Beispiele, was man mit dem "Dali-Werkzeug" (heißt "Verflüssigen" in Photoshop) machen kann, wenn man subtil vorgeht:

viewtopic.php?f=42&t=5898&hilit=studien


:-)

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Beitragvon Ylvi » 01.01.2011, 12:14

Hallo Pjotr,

Diese Montage hier (Bö) bedeutet mir nicht mehr als eine Runde Halma. Es war ein Moment lang unterhaltend. Das war schön.
Und warum sollte ich mich mit deiner abgeschlossenen Runde Halma auseinandersetzen? Ich gehe eigentlich immer davon aus, dass alles, was hier eingestellt wird, dem Erschaffer von Bedeutung ist, weil er es sonst nicht "zeigen" würde und Rückmeldung dazu haben wollte. Ob er mit der handwerklichen Umsetzung zufrieden ist, oder nicht, sei dahingestellt. Perfektion führt aber sicher nicht automatisch zu mehr "Kunst".

Ob und von wem ein Werk als Kunst oder Unkunst deklariert wird, ist mir ehrlich gesagt ziemlich schnurz. Eine schöne Freiheit.
[Edit: Mit anderen Worten: "Kunst" bedeutet "Etwas". Also alles. Das führt wahrscheinlich zu keiner weiteren Erkenntnis.]
Dann doch eher: "Kunst" bedeutet "Etwas", das jemand mit einem kreativen Ansinnen geschaffen hat. Das reicht mir eigentlich als Erkenntnis.

Unsubtile Grüße :o) (Falls sich das subtile Daliieren auf mein Reh bezieht, darfst du auch gerne dort etwas schreiben, ich wäre gespannt auf die Kritik.)
Flora
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Beitragvon Amanita » 01.01.2011, 12:30

Von Bedeutung sein könnte für mich aber auch heißen: Anregend-unterhaltend. Vielleicht ist der Halmavergleich nicht so ganz passend, aber die Tendenz kann ich schon sehr gut nachvollziehen - man weiß doch, dass das wenigste, was man macht, wirklich von Bedeutung ist.!

Ich finde es oft einfach anregend, mit etwas in Wort oder Bild irgendwas Kommunikatives zu "entfachen", das muss noch nicht mal eine richtige Diskussion sein ... Assoziationen zum Beippiel, mit denen ein anderer ins Erzählen kommt, und sei es was Anekdotisches.
Ich gehöre (auch? Ist Pjotr auch so einer?) zu den Menschen, die immer was "machen" müssen. Und manchmal interessiert mich auch die Reaktion darauf, wenn ich mir sicher bin, es war kein toller Wurf. Aber es gibt eben Facetten, Einsprengsel, die findet man dann trotzdem irgendwie wichtig.

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Beitragvon Pjotr » 01.01.2011, 12:48

Hallo Flora.

Und warum sollte ich mich mit deiner abgeschlossenen Runde Halma auseinandersetzen?
Man könnte zum Beispiel diskutieren, ob es nicht besser gewesen wäre, den hinteren Hut zwei Felder weiter zu schieben.

Setzt Du Dich mit weniger wichtigen Sachen nicht gerne auseinander?

Zu Deinem Reh ist mir bisher leider kein Kommentar eingefallen. Das "subtile Daliieren" war eher allgemein gemeint, Dein Reh miteinschließend, aber auch in meiner Montage habe ich das sehr extrem angewandt (in den Stelzen etwa).

Hoffentlich habe ich Dich nicht beleidigt (mit dem Link, und weil ich meine Montage in den Salon stelle, obwohl ich sie nicht besonders wichtig finde).


Grüzi

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Beitragvon Pjotr » 01.01.2011, 12:53

Ich glaube, ich bin auch so einer, Amanita :-)

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Beitragvon Pjotr » 01.01.2011, 13:31

Ich versuche mal, das Wort "wichtig" in diesem Zusammenhang zu definieren: Es ging darum, ob eine negative Kritik mich schmerzen würde. Ich sagte nein, weil dieses Werk hier mir nicht wichtig genug ist.

Diese Wichtigkeit ist eine andere als jene der Kritik. Wäre ja grotesk, wenn Kritik nur dann berechtigt wäre, wenn sie den Urheber des kritisierten Werks schmerzen würde.

Soll heißen: Wenn jemand Lust auf Kritik hat, mit Fokus auf das Werk (nicht auf den Werker), dann ist diese Kritik wichtig, wichtig für den Kritiker, denn er befriedigt damit seine Lust. Das ist gut so! Hingegen, wenn jemand Kritik übt aus Lust an der Beglückung des Werkers, dann ist das ebenfalls wichtig für den Kritiker, für seine Lustbefriedigung, -- auch gut so! -- und da sehe ich ein, dass dies nur funktionieren kann, wenn dem Werker sein Werk wichtig ist. Klar. Aber das wäre wiederum Almosenkritik, auf die ich, persönlich, nicht stehe.

Wenn ich Kritiker bin, befasse ich mich mit einem Werk nicht deshalb, weil dem Werker sein Werk etwas bedeutet -- den kenne ich meist nicht einmal, vielleicht ist er sogar schon tot --, sondern weil ich mich mit dem Werk befasse.

Aber es gibt auch Ausnahmen. Beispielsweise habe ich Xanthippe neulich eine Kritik gegeben, als sie im Salon verkündete, sie sei frustriert, weil niemand ihren Text kommentiere.

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Beitragvon Ylvi » 01.01.2011, 14:48

Hallo Amanita und Pjotr,

Amanita hat geschrieben:man weiß doch, dass das wenigste, was man macht, wirklich von Bedeutung ist.!
Das ist aber ein großes Feld. Wenn ich es jetzt mal rein auf dein künstlerisches Schaffen beziehe, impliziert es aber, dass manches von dem, was du machst, wirklich von Bedeutung ist. Für wen oder was und warum?
Das ist glaube ich grundsätzlich nicht mein Ansatz, oder Blickwinkel.
Pjotr hat geschrieben:Setzt Du Dich mit weniger wichtigen Sachen nicht gerne auseinander?
Hier im Forum, indem der Künstler in den meisten Fällen nicht tot ist, sondern man mit ihm in einen Dialog treten kann und möchte, setze ich mich gerne mit Sachen auseinander, die dem "Künstler" von "Wert" sind, wie auch immer man das für sich selbst definiert. Und zwar nicht, weil ich den Künstler beglücken möchte und auch nicht aus Lust am eigenen Wort, sondern aus Interesse am Werk und am Austausch. Wenn dem Künstler weder das Werk noch die Rückmeldung, der Austausch "wichtig" sind, habe ich auch keine "Lust" mich damit schriftlich auseinanderzusetzen, dann denk ich mir meinen Teil.
Pjotr hat geschrieben:Hoffentlich habe ich Dich nicht beleidigt
Nö. :-)

Liebe Grüße
Flora
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Beitragvon Amanita » 01.01.2011, 15:07

Jedes Detail kann wichtig sein.

Also auch innerhalb der Kommunikation. Wo ist das Problem?
Dass unterschiedlich "gewichtet" wird, auch schon beim Einstellen eines Textes oder eines Bildes, liegt doch auf der Hand: Vielleicht bekommt das, was man als relativ belanglos empfand, mehr Reaktionen als das, was einem wichtig/er ist? So ähnlich hatte ich Pjotr verstanden.

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Beitragvon Pjotr » 01.01.2011, 17:17

(Kurz zur Sicherheit noch: Wenn ich subtile Beispiele angebe für den Verflüssigungs-Effekt, meine ich das einfach als ergänzendes Beispiel für unsere Experimentier-Runde hier, es ist nicht wertend gemeint; natürlich kann und darf alles sowohl extrem wie auch subtil angewandt werden.)

Flora hat geschrieben:Und zwar nicht, weil ich den Künstler beglücken möchte und auch nicht aus Lust am eigenen Wort, sondern aus Interesse am Werk und am Austausch. Wenn dem Künstler weder das Werk noch die Rückmeldung, der Austausch "wichtig" sind, habe ich auch keine "Lust" mich damit schriftlich auseinanderzusetzen, dann denk ich mir meinen Teil.
In diesem Kommentar steckt alles drin, Flora, was ich zu klären versuchte:

"Interesse am Werk ..." -- Genau. Fokus auf das Werk.

"... und am Austausch". -- Das tun wir ja. Wir haben Lust auf Austausch. Den schließe ich ja nicht aus. Wir reden nochmal über unsere unterhaltsame Halma-Runde. Die war doch interessant.

Ich kann doch eine Runde Halma gut finden, obwohl ich dabei nicht traurig wäre, wenn beispielsweise der Regen das Halma-Brett nass gemacht hätte.

Wie wichtig ist Dir Dein Reh-Bild? Druckst Du es aus, hängst es an die Wand? Wie wichtig ist Trixies Elefant, Gabriellas Höhle? Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Ihr diese Eure Bilder wichtiger nehmt, als ich das meinige, beziehungsweise, als ich das meinige wichtig zu nehmen habe, um damit Befassung zu verdienen :-)


Gute Nacht

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