Wort der Woche ~ STILL ~

Trixie

Beitragvon Trixie » 10.08.2011, 20:54

WORT DER WOCHE
- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -




~ S T I L L ~

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Eule
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Beitragvon Eule » 11.08.2011, 17:02

Das Herz der Dinge ist still, wartend auf ihre Zeit.
Wie könnten Wasser, Luft und Erde sonst stille erscheinen ?
Ein Klang zum Sprachspiel.

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 11.08.2011, 17:52

Wirklich still ist es erst, wenn man nicht nur sein eigenes Herz, sondern auch den Zeiger der Digitaluhr hören kann.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.08.2011, 01:18


stille wünsch ich mir
wenn es zu laut
nach außen
in mir ruft

Gerda

Beitragvon Gerda » 12.08.2011, 11:48

feuchte spinnennetze streifen
im vorbeigehen
lautlos drücken sich schritte weich
ins frische weiß
vereinzelt rote beeren frostgeschrumpft
vogelnahrung
schneebereifte äste mit letzten blättern
säumen den weg
vernebelte sicht lässt aufhorchen
ins innen
herbstlaub in wintertrauer

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.08.2011, 14:32

Pflegeleicht

Still wie offene Augen sein Mund; nur sehen, nicht sagen.
So ein liebenswertes Kind, immer zufrieden mit sich
und der Welt. Ein wahrer Sonnenschein. Zum Glück
hat es nichts Lebensbedrohliches abgekriegt. Das Goldlöckchen,
Engelchen mit dem Speichelfädchen. Wie es da liegt. Eiei.
Wie ein Eichhörnchen, das aus dem Kobel gefallen ist.
Decken wir es wieder zu. Wir wohnen auf verdichteter Erde.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Gerda

Beitragvon Gerda » 12.08.2011, 16:55

wenn - im traum gewünscht...

... geräusche der nacht weichen
fruchtschwere süße im wind
gegorenes schäumt und schwelt
der sommeratem schon schwächelt
jeder pore herbstduft entströmt - dann
magst du nicht ruhn
sondern lächelst
über den pflaumenbaum
dem mann
im mond
zu
er schließt den vorhang

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.08.2011, 21:11

eine stillfrage ist das

uta, uta...

mit diesen ohrfederchen sitzt
ihr auf
was nicht in den wald darf.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Klara
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Beitragvon Klara » 17.08.2011, 21:21

Kann nicht mehr ins Leere schreiben

Öffne mich in elektronischen Briefen, deren Ankunft ungewisser als Papier auf Postpferden, oder sinnlos kostbare Fracht auf großen Schiffen über Ozeane
unter Dampf verfasst
ohne Druck gesendet
auf den langen Weg gebracht, wie das hier -

Es liegt darin
eine Zaghaftigkeit, die niemand zu schätzen weiß (fürchte ich) denn meine Worte
kommen ungerufen (fürchte ich)
ziehen (grobe Kähne) vorbei
fallen höchstens zur Last, doch müssen
irgendwo hin, Kanäle finden, notfalls ein Kabel, das still bleibt, denn telefonieren liegt mir fern (der Siegeszug des Telefons bleibt ein lästiger Umweg zurück zum postpostmodernen Telegrafieren, denn nur das geschriebene Wort geht mir verbindlich von den Lippen).

Immer geht es um die Verbindung, ihr immanentes Gestörtsein. Die Ungleichzeitigkeit von Gedanken und Gesagtem, die Schnittmenge von Empfangen und Abschicken, Störsendern auf allen Seiten und Wegen zum Trotz. Da sind zeitversetzte Parallelen im Universum, das nichts vergisst, weil es nichts behält.

Und ich? Bin an keinem großen Fluss, sondern wohne mitten in den Milchstraßen der Stadt, an einem See, als hätte ich es zu etwas gebracht. Zahle für mein geliehenes Glück nun täglich den Pfand, und weiß genau: Auch dieses Zahlenmüssen ist in Wahrheit ein Geschenk.

Die Muße, die ich für Zeilen bräuchte, die über diese wenigen hinausgingen, fürchte ich wie eine Angstquelle , treibe mich fort von ihr in meine Unruhe, nur in der Bewegung besänftigt, als drohte im Stand der Weg einzubrechen, der Untergrund mürbe zu werden, oder als stünde ich auf Undichte, brüchigen Latten, im Moor, also zappeln, und rennen, weit fort, doch ich brauche die Zeit , die ich mir damit stehle – und fliehe sie!

Wohin und wovor?

Dann freut sich einer, den ich nur ahne, über ein Wort von mir, und ich werde heimlich ganz rot vor Stolz, weil etwas zu gebrauchen ist, eine Nutzlosigkeit gewendet, von links auf rechts, gefüllt, ein Kissen draus gemacht, ein Satz –

Haben andere auch so viele Hohlräume, Zwischenzeiten, dichtgedrängte Nichtigkeiten,
die sie am Leben halten?
Zwischen denen sie ihre Überfülle nicht loswerden?
Bin ich wenigstens nichts Besonderes?

Würde so gern ruhen, eine Weile
an einer Seite, einem Buch, einem Blick
einem anderen Atem

nicht mehr ins Leere schreiben


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