Wort der Woche ~ VERLUST ~

Trixie

Beitragvon Trixie » 28.07.2012, 20:18

WORT DER WOCHE
- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -




~ V E R L U S T ~

Gerda

Beitragvon Gerda » 29.07.2012, 10:15

vergehen VII

orte
aus einem anderen leben

namen
ausgesprochen
fremd

worte
grund los

bilder

verblassen

©GJ20100602

pjesma

Beitragvon pjesma » 29.07.2012, 11:51

verlust

major tom to groundkontrol
sos mayday
da kommt die suppe aus der tüte
und milch nicht aus der kuh
ihr zeichnet zwar auf: ich wäre noch da
unten
aber ich bin schon dort
weitentfernt
ein abgeschossenes
pig in space
da zählt es
nicht zu erwähnen
ich hätte ein verdauungstrackt
ich hätte fussel zwischen den zehen
mayday
mayday
mayday
ich rieche
aus allen haaren
aber es könnte glatt
auch der name sein
der taschentücher
ohne die
sagt ihr
wäre ich
verloren

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.07.2012, 13:13


Das Problem bei einem Kontrollverlust, die Weißkittel nennen es Psychose, ist, dass du nicht merkst, dass du die Kontrolle verlierst. Hinterher werden dir Stories erzählt, was du alles getan oder angerichtet hast. Und du entgegnest:
Ihr habt ja alle den Verstand verloren!

Mucki
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Beitragvon Mucki » 30.07.2012, 22:53

Dies ist ein älterer Prosalog-Eintrag von mir aus 2008, passt gerade gut hier rein.

Lord Nelson

Ich hatte fünf Hamster. Der erste war ein riesiger Goldhamster, so groß wie eine vollgefressene Ratte. Er hatte so etwas Würdevolles an sich, vor allem, wenn er sich aufrichtete. Ich nannte ihn Lord Nelson. Er rüttelte so lange an der Käfigtür, bis ich ihn frei herumlaufen ließ. Katze Mira leckte sich das Mäulchen.
Der zweite Hamster war ziemlich winzig. Ich nannte ihn Lord Nelson, der Zweite, in der Hoffnung, dass er so groß werden würde wie sein Vorgänger. Er blieb aber winzig, so winzig, dass er eines Tages durch die Gitterstäbe abhaute und nie wieder gesehen wurde.
Der dritte Hamster sah eigentlich aus wie ein zu klein geratenes Meerschweinchen. Ich nannte ihn Lord Nelson, der Dritte. Er war recht eigenwillig, was da Futter betraf, mochte keine Mohrrüben, keine Äpfel. Eines Tages, als er in der Küche herumlief, fraß er aus dem Katzennapf. Darmverschluss.
Der vierte Hamster war ein Albino. Ich nannte ihn Lord Nelson, der Vierte. Seine roten Augen sahen in der Nacht richtig gruselig aus. Er konnte sich so platt wie ein Pfannkuchen hinlegen und kam unter jeder Tür, jeden Schlitz durch. Die letzte Tür führte ihn ins Badezimmer, das gerade aufgrund eines Wasserrohrbruchs unter Wasser stand.
Der fünfte Hamster sollte ein Goldhamster sein, erwies sich aber als Zwerghamster. Ich nannte ihn Lord Nelson, der Fünfte. Er war von sehr lebendiger Natur und blitzschnell. Er konnte ziemlich hoch springen. Tagsüber unternahm er Wanderungen durch alle Zimmer. Einmal sprang er vom Käfigdach auf meinen Schreibtisch und von dort auf den Fenstersims, mitten ins dichte Efeu, das alle Wände unseres Haus umrankte und verschwand.
Danach kaufte ich mir einen Wellensittich. Am ersten Tag seiner Ankunft, fauchte ihn Katze Mira derart heftig an, dass er einen Herzinfarkt erlitt und nie einen Namen von mir erhielt.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 30.07.2012, 23:20

herzverschmerzt

nach einem illusionierten
wir – das braucht zeit zeit zeit
denn immer noch wütet:
ich will dich dich dich

du aber fürchtest dich
vor meinem schmerz
musst du nicht

ich krieg auch das noch hin
wahrscheinlich
weil ändern kann ichs nicht
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 31.07.2012, 00:06


Jedes Mal, wenn er das Haus verlässt und sagt: Ich fahr mal eben zur Tanke.
Jedes Mal, wenn er mir eine SMS sendet und schreibt: Abfahrt, bis gleich.
Jedes Mal, wenn er mal kurz weggeht.
Jedes Mal, wenn er gleich kommt.
Jedes Mal begleitet ihn mein Mantra, bis er die Tür öffnet.

Renée Lomris

Beitragvon Renée Lomris » 31.07.2012, 00:20

der Stoff

der Stoff, den du mir gabst,
war ein Gewebe blau und schön,
ich liebte mich darin
zum ersten Mal.

du sagtest, nackt sind wir
und bloß und wir sind schön
ich liebte dich darin
und liebte auch das Mal

du sagtest, lass ab von mir
sei nackt, sei bloß, bleib schön
dort, wo du bist, ich bin
so wie ich bin, nun mal.

du sagst nichts mehr zu mir
du sagst bestimmt erneut wie schön
sie ist und vielleicht nicht, ich bin
erschreckt vor mir ein übers andre Mal.

der Stoff liegt nun vor mir
ich denke noch wie schön
er ist und liebe mich darin
vielleicht zum letzten Mal.

scarlett

Beitragvon scarlett » 31.07.2012, 22:07

Der Sommer sirrt
zwischen den Strommasten
lauert der Schlag-
schatten im Feld

Du aber sitzt auf den Drähten
bist mit den Vögeln per du
und schnäbelst ihr Sorgloslied

Du weißt zwar wie der Hase läuft
doch als der Schuss fällt
rinnt dir der Herbst
von den Lippen


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