WORT DER WOCHE
- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -
~ Wanderer ~
WORT DER WOCHE ~ Wanderer ~
mein gemüt . kleine wanderin . vom binden klarer schleifen
aus den attributlosen wiesen
in die nebenstraßensenke
richtung goldiger sonnenstrahl
unter den bitterpilz
hinein in die waldduftdornen
durch die domhaften steine
in den mitreißenden strom
auf, über, beim ..
bis//
bist du sicher, dass du stürzt? lachst du wirklich gerade?
aus den attributlosen wiesen
in die nebenstraßensenke
richtung goldiger sonnenstrahl
unter den bitterpilz
hinein in die waldduftdornen
durch die domhaften steine
in den mitreißenden strom
auf, über, beim ..
bis//
bist du sicher, dass du stürzt? lachst du wirklich gerade?
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Notizen aus dem Turm
Um die Nachtschichten unterhaltsamer zu machen, habe ich begonnen, "Game of Thrones" zu lesen, und zwar auf Französisch, wegen der intellektuellen Herausforderung. Regelmäßig stoße ich auf Ausdrücke, von denen ich nicht sicher bin, ob sie korrektes Französisch sind oder der Phantasie des Autors entspringen, wie chevalier oignon oder maître des chuchoteurs. Sollte ich je nach Frankreich kommen, werde ich es einfach ausprobieren, indem ich diese Wörter ganz normal benutze.
Gestern kam mein Kollege Mathis herauf, stellte sich an ein Fenster nach Westen und zog ein Teleskopfernrohr aus der Kitteltasche. Obwohl er zunächst gar nicht sprach, fühlte ich mich durch seine Gegenwart sofort heftig gestört; ich hasse ihn vor jeher, wahrscheinlich wegen seines Haarschnitts. Ich mag keine Männer mit Stoppelhaaren.
Zehn Minuten lang stand er wortlos und peepte durch sein Rohr. "Das ist es!", stieß er plötzlich heraus. "Jetzt hab ich ihn. Eine saubere Saturnbedeckung!"
Ich schaute von meinem Buch auf und sagte: "Quoi?" Es klang wohl nicht gerade intelligent. "Quak? Quak? Quak?" äffte er mich nach, schoss auf mich zu, riss mir das Buch weg und drückte statt dessen das Fernrohr in meine Hand. "Schau durch, Herrgott! Sowas kriegt man nur einmal im Leben zu sehen! Der Saturn wandert hinter den Mond!"
Ich sah nur Schwarz. Nachdem Mathis mich in aufdringlicher Weise hin- und hergeschoben hatte, kam endlich der Mond in den Fokus des Fernrohrs, die große blasse Scheibe, und dahinter rannte etwas wie ein silberner Druckknopf vorbei. Es verließ im Galopp mein Blickfeld; ich meinte etwas wie ein "Ätsch" zu hören. Ein aufgeregter und wenig meditativer Wanderer, sein Saturn.
"Zut", sagte ich, "und dafür holst du mich von Yunkaï weg? Va te faire foutre!" Ich war richtig stolz auf mich, weil das in meinem Buch nicht vorkommt, ich war ganz allein darauf gekommen.
Um die Nachtschichten unterhaltsamer zu machen, habe ich begonnen, "Game of Thrones" zu lesen, und zwar auf Französisch, wegen der intellektuellen Herausforderung. Regelmäßig stoße ich auf Ausdrücke, von denen ich nicht sicher bin, ob sie korrektes Französisch sind oder der Phantasie des Autors entspringen, wie chevalier oignon oder maître des chuchoteurs. Sollte ich je nach Frankreich kommen, werde ich es einfach ausprobieren, indem ich diese Wörter ganz normal benutze.
Gestern kam mein Kollege Mathis herauf, stellte sich an ein Fenster nach Westen und zog ein Teleskopfernrohr aus der Kitteltasche. Obwohl er zunächst gar nicht sprach, fühlte ich mich durch seine Gegenwart sofort heftig gestört; ich hasse ihn vor jeher, wahrscheinlich wegen seines Haarschnitts. Ich mag keine Männer mit Stoppelhaaren.
Zehn Minuten lang stand er wortlos und peepte durch sein Rohr. "Das ist es!", stieß er plötzlich heraus. "Jetzt hab ich ihn. Eine saubere Saturnbedeckung!"
Ich schaute von meinem Buch auf und sagte: "Quoi?" Es klang wohl nicht gerade intelligent. "Quak? Quak? Quak?" äffte er mich nach, schoss auf mich zu, riss mir das Buch weg und drückte statt dessen das Fernrohr in meine Hand. "Schau durch, Herrgott! Sowas kriegt man nur einmal im Leben zu sehen! Der Saturn wandert hinter den Mond!"
Ich sah nur Schwarz. Nachdem Mathis mich in aufdringlicher Weise hin- und hergeschoben hatte, kam endlich der Mond in den Fokus des Fernrohrs, die große blasse Scheibe, und dahinter rannte etwas wie ein silberner Druckknopf vorbei. Es verließ im Galopp mein Blickfeld; ich meinte etwas wie ein "Ätsch" zu hören. Ein aufgeregter und wenig meditativer Wanderer, sein Saturn.
"Zut", sagte ich, "und dafür holst du mich von Yunkaï weg? Va te faire foutre!" Ich war richtig stolz auf mich, weil das in meinem Buch nicht vorkommt, ich war ganz allein darauf gekommen.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
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