WORT DER WOCHE ~ verzweigt ~

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birke
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Beitragvon birke » 23.12.2016, 15:33

WORT DER WOCHE

- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -


~ verzweigt ~
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 24.12.2016, 09:20




sich in die zeichen fallen
zwei gerade sein
lassen

den christbaum anschauen
wie er sich verzweigt

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Eule
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Beitragvon Eule » 26.12.2016, 12:04

Eine dunkle Wurzel
wächst durch diese
Tage

ich weiss diese Zeit
lässt Stille zu

und Hoffnung die oft
schwer bezahlt

in persönlichen Dingen
und Geschenken
für lange Winterträume
Ein Klang zum Sprachspiel.

Klara
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Beitragvon Klara » 28.12.2016, 15:46

Begehung II: abseitig

Die Frage, ob etwas richtig ist, stellt sich nicht mehr, wenn man es gefunden hat, das weiß man einfach.
(Pina Bausch)


I
Bin mir selbst
abhanden gekommen
Unterwegs
recke ich den verbogenen Kleiderbügel in die Luft
meine verrostete Wünschelrute

Das Scheppern der Schritte heftet sich an meine Schatten
Das Klirren hitziger Tage
entfaltet sich zum Sturm
im Körperglas
Die Schale: zerbrochen
Die Seele: versagt ihr den Dienst

II
Manchmal gehe ich
ins Museum, zu müde zum Schauen
bis an den Rand voll
mit Bildern
und stelle mir vor, leer zu sein
oder flüssig

Dann sitze ich
mit meinen Buchstaben zwischen Stühlen
auf Treppenstufen, die behutsamen Geräusche Anderer
im Rücken
die Möglichkeit, mich zu erheben
im Herzen

III
Oder hocke
in einem der Nebeneinanderklos
umgeben von unvollständigen
Holzwänden

Zwischen Boden und Decke
fließt das Spülen
dringt das Hochziehen
von Hosen und Nasen
das Schließen von Schnallen und Muskeln
das Spritzen der Wasserhähne
(das Murmeln: wie läuft es?)
das Ablassen von Urin
das Drücken an Seifenspendern
mit Buchstaben
die erst entstehen
wenn ich sie schreibe
doch immer schon waren
Die Worte und Sätze und Nervenbahnen
Neugeborene Ewigkeiten
in Geräumen

IV
Verheißungsvolle Traurigkeit
drängt aufs Papier
Filter: später
Jetzt: nehmen, was kommt!
Entgeistert atme ich
Hingebung
aus
und stecke den Kleiderbügel
in der Seele fest
(meine Erb-Brosche, meine
Haarspaltespange)
Ich halte mich
an seine Widerhaken

V
Keine Frau
sonst auch kein Mensch
sondern Ausdruckswesen
den Eindrücken ausgesetzt
dem freien Willen unterworfen
wirft es
singende schreiende Figuren
unter Taube, mixt Farben
für Blinde
(Was könnte ich sagen
Wer könnte mich hören)
während die Welle bricht
um die steinalten Welten
sich in Himmel verdünnt

VI
Manchmal kann ich mich nicht entscheiden
zwischen dem Leid am einen oder andern Wort
Dann leide ich Satzzeichenqual
Verblende unzulässig
Silben zu neuen Gebilden, so fremd
wie es Not tut

und stehe erst auf
wenn der Oberschenkel auf der Klobrille
seufzt
wenn sehr viel Zeit
in sehr wenig Raum
geflossen ist
portionierbar
in Verse verpackt: meine Gabe
an die unendliche Materie

VII
Am Tiefpunkt angekommen
erhebe ich mich
und setze meinen Weg fort


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