sandboot

pandora

Beitragvon pandora » 13.05.2007, 16:23

ich halte mich auf planken,
die das wasser nicht trägt,

zerreiße
mein segel,
verliere die ruder.

der kompass zeigt norden.

ich erwarte die fluten -
vom sturmwind erregt.


*************************************************************

SAND BOAT

I hold on.
Water carries neither the ship planks nor me.

I'm tearing the sail up, losing the rudders.

The compass always shows: NORTH.

I'm expecting the tides - excited of storm wind and sea.
Zuletzt geändert von pandora am 13.05.2007, 19:16, insgesamt 3-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 14.05.2007, 15:25

Lieber Pjotrs,

lustigerweise musste ich bei exakt der Stelle in verbindung mit der Überchrift denken: Nun wird alles vorweggenommen und das Bild gehört nicht zur Welt des Jungen ...

Lustig, wie verschieden das Verstehen sein kann.

Groetjes
Max

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 14.05.2007, 15:37

(Mein Fehler war, dass ich die Überschrift erst gar nicht beachtete; das liegt wohl an der Art, wie ich meine Browserfenster wahrnehme. Das verschiedene Verstehen, Max, ist hier vielleicht eher grafisch verursacht.)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.05.2007, 15:40

Seltsam, seltsam, dass die meisten von euch hier ein Kind sehen, das ich überhaupt nicht sehe *grübel*
Pandora?
Klärst du uns auf oder gibst uns zumindest Hinweise?
Saludos
schwimmende Mucki

pandora

Beitragvon pandora » 14.05.2007, 15:52

ihr alle, danke für eure zahlreichen kommentare. es ist gar nicht so einfach, zu den so weitgefassten interpretationen etwas zu sagen. man liest den eigenen text nach deren lektüre anders.

zunächst: witzig war das gedicht nicht angelegt und auch an ein kind hatte ich beim schreiben weniger gedacht. mir leuchtet der gedanke vom kinderspiel im nachhinein ein (und er gefällt mir!), aber ich kann ihn nicht durchgängig auf alle zeilen "anwenden". bei "ich halte mich auf planken, die das wasser nicht trägt" und "vom sturmwind erregt" komme ich mit einer naiv-kindlichen perspektive ins trudeln.
auch louisas erotische lesart hat natürlich etwas für sich. (das von pjotr erlesene - überaus poetische - bild von der männlichen...ähm...erektion merke ich mir für mein spätwerk.)

das lyrICH ist in einer verzweifelten situation und hält sich, im übertragenen sinne, an etwas fest, das scheinbar eine rettung sein könnte, sie aber de facto nicht ist. (es hat "auf sand gebaut"- etwas "in den sand gesetzt") in diesem wissen gibt das lyrICH stück für stück hoffnung auf, in dem es die restlichen möglichkeiten zu navigieren, segel und ruder, beseitigt. die richtung des geschehens ist vorgegeben: "der kompass zeigt norden". kälte. dunkelheit. eine möglichkeit, in entgegengesetzte himmelsrichtungen zu paddeln, existiert zu diesem zeitpunkt nicht mehr. ruder und segel sind nicht mehr vorhanden.
das lyrICH gibt sich verloren. (insofern kann ich mit pjotrs suizidgedanken mitgehen)
in einer ursprünglichen fassung resigniert der sandbootkapitän mit gesenktem kopf. ich wollte das gern ändern und im letzten vers ein ... wie schreibe ich das jetzt? ... zurückgehen zu den elementen/anerkennen der natürlichen kreisläufe? beschreiben.

zur übersetzung: ich habe das gestern abend nur auf die schnelle probiert, eigentlich, um das gdicht einem freund zugänglich zu machen. "rudder" habe ich auch als "steuer" gefunden. ich, als landratte, bin davon ausgegangen, dass auch ein segelboot eine steuerung hat. ist das falsch? :oops: "arouse" gebrauche ich als "aufrütteln/aufwecken". trifft es das? ich glaube: nein.

lg
p.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.05.2007, 16:00

Hallo pandora,

thx für die Auflösung. Ja, so erlese ich als stimmig für mich und finde auch keinerlei Widersprüche.
Saludos
nicht mehr schwimmende Mucki

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 14.05.2007, 18:54

Ich denke, "rudder" kann sowohl das Steuerruder wie auch jene Ruder zum Fahrt machen bedeuten (Riemen?). Bei "oar" sehe ich es genauso, nur eine Nummer kleiner (Paddel). Kommt nun wohl darauf an, wie "groß" jenes Fantasieboot "klingen" soll.

P.

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 14.05.2007, 19:05

Hallo Pandora

das rudder ist die Steuerung des Schiffes (STeuerruder) aber du hast die rudders verloren. Es gab zwar auch früher auf Seglern Doppelsteuerung, aber das ist seeeehr lange her.

Zum arouse / excite. Zumindest soweit mir die Worte begegnet sind ist das excite aufgeregt sein, arouse aufgerüttelt aber auch erregt.

Auch das ship planks klingt mir nicht richtig. Ich bin da versucht ships` planks also Genitiv zu lesen.

Aber das sind Feinheiten, die wohl eher ein Muttersprachler lösen müsste.

Gruß

reimerle

aram
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Beitragvon aram » 15.05.2007, 20:00

liebe pandora,

s2 finde ich im sinne deiner intention etwas unentschieden - und auch bevor ich diese vernahm, wurde mir die 'richtung' des textes dadurch nicht klar, dass hier aktives (zerreiße meine segel) und passives (verliere die ruder) hintereinandersteht - es hält sich die waage: ich fand im restlichen text keinen klaren anhaltspunkt, ob genau das das thema ist, bzw. wie es zusammengeht - entsprechend deiner intention wäre "verwerfe die ruder" o.ä. aber passender, oder?

ein weiterer kryptischer moment des textes ist für mich der satz "der kompass zeigt norden" - weil das kursunabhängig immer so ist bzw. sein soll, lese ich es am ehesten als indiz, dass das lyr.ich mit der orientierung in der 'realität' nicht klarkommt, aus ihr eigene bedeutung und tendenz liest.

die letzte strophe könnte m.e. in anderer form den text noch stärker machen - für sich betrachtet wirkt sie etwas nah am kitsch - ich glaube, du könntest sie noch eindrücklicher/ reduzierter gestalten, falls du das willst.


insgesamt eine in sich geschlossene stimmung, ein loslassen und kämpfen zugleich, handeln wollen auch ohne handeln zu können, auf- und hingeben, ahnen, fürchten und ersehnen dramatischer veränderung, sterben und neu geboren werden wollen, ohne zu wissen ob.

kommt zumindest so bei mir an, und gefällt mir so.


liebe grüße
aram



ps - falls du mit 'ruder' steuerruder (rudder) meinst und nichts anderes, wäre einzahl angemessen - aber vielleicht soll es mehrdeutig bleiben?
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen


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