glückszeitlose

Gast

Beitragvon Gast » 09.08.2007, 13:08

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 10.08.2007, 16:32

Hallo Gerda,

der Titel kommt mir vor, wie eine Anlehnung an die Herbstzeitlose. Eine zarte und schöne aber giftige Blume, deren giftige Wirkung zeitlich verzögert eintritt. Für dein Gedicht könnte das heißen, dass das Glücksempfinden (und die Träume davon), sich nicht halten lässt, und diese Hoffnung, dieses sich an die Träume klammern lähmend ist.

Die erste Zeile klingt für mich bedingt durch die vielen "t" sehr hart, was für mich einen Gegensatz zu den Träumen und dem Glück darstellt, ist das bewußt so gewählt?
ich würde hier vielleicht eher ein:

wärmende träume entrückten

lesen wollen.

Das zeilenübergreifende "schon" würde mir klanglich besser gefallen, wäre da ein "die" vor Sorgen und ein Zeilenumbruch nach den Sorgen.

Es ist ein trauriges Gedicht in dieser Hoffnungslosigkeit der Situation.

Gefällt mir gut, besonders das auf der Schwelle festkleben.

Liebe Grüße smile

Stefan

Beitragvon Stefan » 11.08.2007, 02:36

Hallo Gerda,

das lyrische Subjekt wird von Sorgen festgehalten und kann daher seinen Träumen nicht nachgehen. Diese Situation könnte zum Beispiel den Konflikt Realität-Traum beschreiben, oder gar eine seelische Störung, vielleicht auch einfach die durchaus alltägliche Erkenntnis, dass einige Ziele (letztendlich der Zustand des Glücks) nicht bloß mit dem eigenen Willen erreicht werden können.
Insofern ist dein Gedicht beinahe universell deutbar. Es gibt aber noch Stellen, da frage ich mich:

Z1:
träume entrückten wärmten

Müsste ich mir da ein Komma zwischen "entrückten" und "wärmten" denken? Irgendwie scheinen mir die beiden Verben auch im Widerspruch zu stehen, wenn sie sich beide auf "Träume" beziehen sollten, denn "Wärme" würde ich eher mit Nähe in Verbindung bringen als mit Entrückung/Abkehr .... Was bedeutet "wärmen"?

Z4:
sich tragen zu lassen

Heißt: Sich vom Traum tragen lassen? Treiben in Unbekümmertheit, fern aller Sorgen? Wäre wohl das Naheliegendste.

Z5:
scheitert im schweben schon

Ich möchte so gerne das Schweben als einen frühen Schritt in Richtung Träume deuten. Das "schon" unterstützt ja auch diese Annahme (zu einem frühen Zeitpunkt) - dagegen halte ich "Schweben" schon für recht weit fortgeschritten/verträumt. Also ein kleiner Widerspruch beim "schon im Schweben scheitern". Die Frage ist ja, was dann nach dem Schweben noch so kommen würde, wenn die Sorgen nicht da wären. Jedoch ist der Übergang in die folgende Zeile mittels dieses "schon" eine nette Idee. Eventuell muss man trotzdem darauf verzichten, oder aber "Schweben" durch etwas Anderes ersetzen - je nach dem, was du ausdrücken möchtest.

=> Z6/7
kleben mich fest / auf der Schwelle

.. finde ich an sich auch gut. Der Schluss deutet an, dass der Lyrische Sprecher kurz davor war, die Schwelle zu überschreiten. Aber ist der Hinweis passend? - Bei Z5 wurde ja bereits gesagt, dass er sich im "Schweben" befand. Insgesamt beißt sich auch diese Zeile in der Aussage mit dem "schon" der Z5. Wie gesagt, ein "scheitert schon" impliziert m. M. n. eine gewisse Entfernung von der "Schwelle", wie auch vom "Schweben". Und auch wenig "Wärme".

Ich finde es ein reizvolles kleines Gedicht, leider mit noch gravierenden Unklarheiten. Vielleicht habe ich ja auch was Fundamentales übersehen .... jetzt verabschiede ich mich erst mal,

liebe Grüße!

Stefan

Gast

Beitragvon Gast » 11.08.2007, 12:33

Liebe smile und lieber Stefan,

über eure Rückmeldungen habe ich mich sehr gefreut und danke euch.

Ich werde später im Einzelen antworten.

Liebe Grüße
Gerda

Gast

Beitragvon Gast » 14.08.2007, 23:36

Liebe smile und lieber Stefan,

ich schreibe euch nun endlich wie ich meinen Text intendiere, tut mir leid, das es etwas gedauert hat.

Das Lyrich träumt (echt), erwärmt sich am Geträumten, vielleicht an einer Traumbegegnung, im Wachwerden möchte es die Träume festhalten, sich davon in den Tag tragen lassen, bereits in diesem Schwebezustand zwischen Traum/Schlaf/Erwachen scheitert das Vorhaben ...
Dieallltäglichen Sorgen überschatten schon das Wachwerden, und lassen das Lyrich "festkleben", erstarren ... auf der Schwelle zum Leben vol Glück ...

Liebe smile,

Zeit ohne Glück = glückszeitlose, so dachte ich es mir und natürlich in Anlehnung an die Herbstzeitlose, aber nicht unbedingt im Hinblick auf das (mir unbekannte) Gift.
Du meinst die erste Zeile höre sich so hart an, ich empfinde sie beim Lesen eher ein wenig spröde und armselig, so wie es dem Lyrich ja auch tatsächlich ergeht ...


Lieber Stefan,

das "schon" habe ich bewusst so gesetzt, weil man es dann auch zeilenübergreifend lesen kann..
Sicher könnte ich in Z1 zwischen "entrückten, wärmten" ein Komma setzen, aber ich habe mich ja gegen Satzzeichen entschieden.

Ich hoffe, dass der Text nun für dich eine innere Form annehmen kann.

Edit 20070815 13:57
Vielleicht noch folgendes, es gibt menschen, die schaffen es nicht von der Schwelle wegzukommen, die bleiben in ihren Träumen stecken ... ein mir nahestehender Mensch verhält sich so, und kann sich von Traummustern nicht lösen ... nicht das Leben leben ...


Euch Beiden liebe Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 15.08.2007, 13:58, insgesamt 2-mal geändert.

Trixie

Beitragvon Trixie » 15.08.2007, 13:47

Liebe Gerda,

ich schleiche und weiche und schleiche. Was soll ich sagen?

Ach, das passt zu meiner momentanen Stimmung...
Da will ich ändern und kritisch-konstruktiv rangehen, aber ich kann nicht. Die Stimmung ist genau so. Mehr kann ich nicht sagen, außer: Danke für die Worte, die meinen Gefühlszustand so genau beschreiben können...

Grüße
Trixie

Gast

Beitragvon Gast » 15.08.2007, 14:15

Liebe Trixie,

vielen Dank für deine Rückmeldung, :smile: es ist doch so in Ordnung. Der Text ist für mich fertig und beschreibt einen destruktiven Gefühlszustand , der bei dir hoffentlich vorübergehender Natur ist ... nicht so wie bei dem Lyrich.
(Nein, nicht Autorenich)

Liebe Grüße
Gerda

Trixie

Beitragvon Trixie » 15.08.2007, 15:13

Naja, ich denke doch, dass es auch beim LyrIch vorübergehend ist, schließlich heißt es nicht nur pauschal "glücklos", sondern bezieht sich auf eine Zeit ;-) .

Grüße
Trixie


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