trost-los

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.01.2010, 09:31

zusammen
gefaltet die nacht
im gebet

wächst schmerz-
blüte um blüte
in meine hände

fiebern die lippen
mutter

© Monika Kafka, 01/10
Zuletzt geändert von scarlett am 01.02.2010, 07:31, insgesamt 2-mal geändert.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 17.01.2010, 22:05

Hallo scarlett,

dann freu ich mich.

Ich hätte dich übrigens letztes Jahr beinahe gefragt, ob du mit zur `Münchner Sicherheitskonferenz`im Neuen Haus gehen willst. Aber ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, ob ich das verwirklichen kann. Und hab mich auch nicht getraut. Das wäre frei ernst von mir gemeint gewesen.

liebe grüße,
Stefan

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.01.2010, 22:10

Liebe scarlett,

danke für den Hinweis - ich gebe zu, ich kenne zwar dieses Sprichwort, aber ich habe es nicht sehr gegenwärtig, ich weiß also nicht, wie viel mein Urteil taugt, wenn ich sage, dass ich (ebenso wie Flora inzwischen schrieb) mir das ganze noch eine Spur für den Leser erlesbarer wünsche, ich finde es schwer, hier deiner Idee zu folgen und es ist eine wichtige Spur (weil Weiche) des Textes (?)

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

scarlett

Beitragvon scarlett » 18.01.2010, 09:01

Hallo Lydie, Flora und LIsa,

danke für eure Rückmeldungen!

Ich habe das Gefühl, dass sich hier wieder einmal die Geister scheiden.

"Erlesbarer" für den Leser, schreibst du, Lisa ... Ja, mag sein, dass man das machen könnte/sollte (?), aber das will der Text in diesem Fall nicht. :-) Er verweigert sich mir.

Auch denke ich, dass er schon eine Menge transportiert, bis hin zu einer Lesart, wie Flora sie angesprochen hat, die nicht in meiner ursprünglichen Absicht lag.

Flora: das "wächst" auszutauschen gegen ein "treibt" ist mir zu nah an der Redensart. Ferner hab ich den Umlaut hier gern, weil er mit dem aus "Händen" harmoniert.

Der Gedankenstrich ist hier eher ein Trennungszeichen, d. h. man kann es in beide Richtungen lesen und das war genau so beabsichtigt.

Und last but not least: der Titel.

Mag sein, dass bei dem einen oder anderen Leser dieser von dir geschilderte Eindruck entsteht. Das muss ich wohl oder übel in Kauf nehmen (das "Melodramatische").

Ich habe mir allerdings schon was dabei gedacht: korrespondiert nicht gerade Trost mit Gebet? Wenn man davon ausgeht, dass für gläubige Menschen, welcher Religion auch immer, Gebet Ausdruck für Trost sein kann, d. h. im Gebet Trost gefunden werden kann, so setzt mein GEdicht dieses gerade als Negation. Trost gibt es keinen, das "Los" des LIs in diesem Fall ist gerade, dass es keinen finden kann.
Die Lippen fiebern - auch das ist durchaus doppeldeutig zu lesen - letztendlich ein Wort, wobei nur scheinbar offen bleibt, ob dieses "Mutter" der Grund für den Schmerz ist oder dadurch, von ihm Trost erwartet wird. Scheinbar deswegen, weil durch die Einbeziehung des Titels eigentlich die zweite Lesart wegfällt.

Vielleicht ginge ja TrostLos besser? Hmm ... ich denk mal darüber nach.

Mehr kann und will ich hierzu nicht sagen, mag sein, dass es falsch war, diesen Text einzustellen, allerdings dachte ich schon, dass er - nicht zuletzt durch seine Machart - über das rein Persönliche hinausweist und nicht unter Betroffenheitslyrik fällt. Dazu ist er doch viel zu durchkomponiert.

Wie auch immer, merci für eure Gedanken, ein Mal mehr habe ich dadurch meinen Text genauer hinterfragt und bin dem darin Verborgenen auf die Spur gekommen, will heißen, dass ich das, was mich dazu bewogen hat, diesen Text genau so und nicht anders zu schreiben, durch die Beschäftigung mit euren Fragen ausdrücken konnte.

Liebe Grüße,
scarlett

P.S. Stefan, das nächste Mal kannste ruhig fragen ... :smile:

Andreas

Beitragvon Andreas » 18.01.2010, 12:39

Liebe Scarlett,

ich schließe mich bzgl. der Eindringlichkeit deiner Zeilen meinen meisten Vorschreibern an. Hab Dank für diese Zeilen, zu denen ich dir 2 Nuancen anbringen mag, wie ich sie der Eindringlichkeit halber für mich lese. Wohlbemerkt sind es keine Änderungsideen, sondern vielmehr etwas, was dazu anregen soll, wie die Wirkung auf mich eingeht.

Dieses "wächst" eingang Absatz 2 lese ich als "durchwächst" (fast wie durchwuchern), denn "wächst" alleine ist für mich nicht stark genug, den Schmerz auszudrücken.

Den Titel, der hier auch schon auf der Tagesordnung stand, lese ich für mich eher als ein hoffnungs-los als ein trost-los.

Liebe Grüße
Andreas

scarlett

Beitragvon scarlett » 18.01.2010, 16:11

Lieber Andreas,

hab Dank für deine Rückmeldung!

"Durchwuchern" trifft es schon, ja, das stimmt. Mir gefiel an dem "wächst" auch die Idee des Mehr-Werdens und die ist beim "durchwuchern" auch gegeben.

"Hoffnungs-los" kann so eine Situation schon erscheinen, allerdings ist mir persönlich das zu stark.

Aber so wie du schriebst: es sind deine Lesarten und ich freu mich, dass dich der Text erreicht.

Liebe Grüße

scarlett

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Beitragvon Lisa » 18.01.2010, 21:58

Liebe scarlett,

ich bin gespannt, was dieses "verweigern" des Textes bedeutet - ich kann mir ganz gut vorstellen, dass der Text dich noch verfolgen wird und sei es in Form weiterer Texte, ich ahne ... .-) - und danke, dass du so offen geschrieben hast,

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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scarlett

Beitragvon scarlett » 18.01.2010, 22:07

Liebe Lisa,

ja ich bin auch gespannt ....

Weißt du, so lang mein Hirn beschäftigt ist, ist alles halb so schlimm ... (welch maßlose Untertreibung!), aber ohne Hirnklimmzüge würd ich grad vor die Hunde gehen. Ich muss schreiben ... auf Teufel komm raus. Und es ist nicht immer steuerbar, weißt du ... es fügt sich manchmal wie von Geisterhand.
Möge dir diese Erfahrung noch lang vorenthalten bleiben.

Herzlichst,

scarlett

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Beitragvon Elsa » 19.01.2010, 09:23

Liebe Mo,

Ich finde den Titel passend mit dem Bindestrich, weil dadurch eine weitere Bedeutung entsteht:
Das Los des verlassenen "Kindes" ist, keinen Trost mehr von der verlorenen Mutter zu bekommen.
WO soll es nun den Trost hernehmen? Aus Gebeten? Die helfen in dem Fall auch nichts, der Schmerz wächst noch mehr, vielleicht, weil das Kind früher gemeinsam mit der Mutter die Hände gefaltet hat? Nun ist da Leere. Und auch der Ruf nach Mutter verhallt ungehört.

Ich schätze dieses Gedicht, es ist von dieser Verlassenheit getragen, die hilflos macht.

Liebe Grüße
Deine ELsa
Schreiben ist atmen

scarlett

Beitragvon scarlett » 19.01.2010, 10:15

Liebe Elsa,

danke für deine nochmalige Rückmeldung zu diesem Gedicht.

Ja, und weil das alles so auch ist, wie du schreibst, werde ich den Titel nicht ändern.

Liebe Grüße
Monika

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 19.01.2010, 10:28

Liebe Mo,

eben wegen der Überlegungen wollte ich nochmals ...

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen


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