von jahren und menschen
Verfasst: 30.06.2011, 15:39
spurlos sind sie über deine schatten gesprungen
du sahst sie im licht – das schienen die glücklichen
Flora hat geschrieben:
spurlos sind sie über deine schatten gesprungen
du sahst sie im licht – das schienen die glücklichen
ferdi hat geschrieben:Du schreibst: Ich bin ... davon ausgegangen, dass ... die Wendungen (Metaphern, Sprichwörter etc.), in ihrer ursprünglich wörtlichen Bedeutung benutzt werden sollten.
Das ist eine Möglichkeit, aber sicher nicht die einzige?! ....
Der Bezug zum Monatsthema, der sich mir verschließt, blieb unerwähnt.
Ich denke nicht, dass eine Übertragung zu vermeiden ist, weil diese Bedeutung meist inzwischen fest mit der Wendung verknüpft ist und von daher immer mitschwingen wird. Allerdings habe ich hier die Wendung "über den (eigenen) Schatten springen" aber auch die Worte Schatten und Licht, schon erst einmal ohne Übertragung als tatsächliches Bild, Beobachtung verwendet. Du selbst springst allerdings interessanterweise in deiner Antwort, deinen Fragen an den Text sofort in die übertragene Bedeutung und siehst die "Schatten" selbst gar nicht mehr als einfache Schatten?Bisher lese ich zumeist Texte, bei denen die Autoren die Metaphern in der Übertraung verwendeten, so auch du in deinem Text. Ich bin nach der Festlegung des Monatsthemas und den Erläuterungen dazu davon ausgegangen, dass gerade die Übertragung zu vermeiden sei und die Wendungen (Metaphern, Sprichwörter etc.), in ihrer ursprünglich wörtlichen Bedeutung benutzt werden sollten.
Welche Unstimmigkeit meinst du? Nein, da ist nichts verlorengegangen. Was verstehst du unter einer authentischen tieferen Aussage?Beim ersten Lesen fiel mir diese Unstimmigkeit nicht auf. Der Eindruck war: Gut. Nach mehrfachem Lesen, weil ich auf der Suche nach dem Bezug zum Monatsthema nicht fündig wurde, stellte ich fest, dass die beiden Zeilen keine authentische tiefere Aussage beinhalten. Vielleicht ist beim Verdichten etwas auf der Strecke geblieben, was den Versen jetzt fehlt?
So hatte ich mir das erhofft. :)er ist knapp, bedeutungsreich, assoziationsreich, führt den Leser UND lässt ihm Freiheit
Flora hat geschrieben:Welche Unstimmigkeit meinst du? Nein, da ist nichts verlorengegangen. Was verstehst du unter einer authentischen tieferen Aussage
Gerda hat geschrieben:Der Titel bestimmt den Vers. Also ist gemeint, dass Menschen und Jahre über die Schatten eines lyr. "Dus" gesprungen sind, ohne Spuren zu hinterlassen.
Wie ist dieses möglich?
Lebensjahre, Begegnungen mit Menschen (Lebenserfahrungen im Schönen, Wahren, Guten ebenso wie im Hässlichen, Schlechten und in der Lüge) hinterlassen Spuren. Bekannt ist, dass Menschen allgemein dazu neigen ihre Erinnerungen zu vergolden, in einem günstigen Licht zu sehen. Geht das "ohne Spuren"? Warum werden "Spuren" negiert? Handelt es sich beim lyr. "Du" um einen Ignoranten, jemanden der Erfahrungen leugnet? Dieser Jemand musste zwangsläufig im Schatten lebend, Spuren wahrnehmen, sonst wäre nicht in der Lage gewesen, den Unterschied zum Licht zum glücklichen "Schein" zu erkennen, oder?
Ja, so kennt man es und deshalb schwingt das für mich auch automatisch mit und weckt durch die Veränderung, aus meiner Sicht auch eine neue Aufmerksamkeit und einen Ansatz für eine mögliche Leseweise.wobei die Redwendung "Über den eigenen Schatten springen", lautet.
Das hatte ich schon gelesen, Gerda, aber der Widerspruch besteht ja darin, dass du liest, dass die Menschen und Jahre keine Spuren im Menschen hinterlassen haben, das Gedicht aber "nur" von den Schatten des LDu spricht. Die von dir angesprochene Unlogik und Unstimmigkeit entsteht wie mir scheint also erst durch dein Lesen?Ich dachte eigentlich, dass ich ausführlich geschrieben hätte, was mir textimmanent unlogisch erscheint.
Also hier nochmal der Passus aus meinem Kommentar.
Das wäre dann aber eben ein völlig anderer Text.Ich meine, es fehlt deinem Text die Einarbeitung jener Spuren, die jede Begegnung hinterlässt.
Spurlos bedeutet ohne Spuren, das war glaube ich nicht das Problem. .-)was bedeutet denn das "spurlos" anderes, als von mir verstanden?
Du bist der Meinung, dass meine Intention nicht existiert? Was war denn deiner Ansicht nach meine Intention?Ich glaube nicht, dass ich den Text falsch lese oder interpretiere. Meine Eingehen entspricht nur nicht jener Intention, von der du dir vorstellst, das der Leser sie herauslesen sollte, weil ich der meinung bin, dass sie nicht existiert.
Nein! Ich lege fest, dass jemand sagt, über die Schatten dieses LDu seien Jahre und/oder Menschen spurlos gesprungen. Die Schatten hätten sich durch sie nicht verändert, es wären keine Spuren an ihnen sichtbar.Das gerade ist doch der Knackpunkt: Du legst fest, dass an diesem Lyr. Du "Jahre und Menschen" spurlos vorübergegangen sind, womit du die metaphorische Ebene betrittst. (Ein Jahr kann ja nicht über den Schlagschatten hüpfen)
Ich lege fest, dass jemand sagt, über die Schatten dieses LDu seien Jahre und/oder Menschen spurlos gesprungen. Die Schatten hätten sich durch sie nicht verändert, es wären keine Spuren an ihnen sichtbar.
Flora hat geschrieben:Hallo Gerda,
Spurlos bedeutet ohne Spuren, das war glaube ich nicht das Problem. .-)was bedeutet denn das "spurlos" anderes, als von mir verstanden?Du bist der Meinung, dass meine Intention nicht existiert? Was war denn deiner Ansicht nach meine Intention?Ich glaube nicht, dass ich den Text falsch lese oder interpretiere. Meine Eingehen entspricht nur nicht jener Intention, von der du dir vorstellst, das der Leser sie herauslesen sollte, weil ich der meinung bin, dass sie nicht existiert.
Du kannst natürlich lesen wie und was du willst, nur kann ich damit relativ wenig anfangen, wenn du darauf bestehst, etwas zu lesen, was da nicht steht. Ein Mensch besteht nunmal aus mehr als seinem Schatten. Und nur, weil sich dieser nicht verändert, heißt das nicht, dass sich auch in anderen Bereichen keine Spuren zeigen. Mein Schatten bekommt ja auch keine Falten. .-)Nein! Ich lege fest, dass jemand sagt, über die Schatten dieses LDu seien Jahre und/oder Menschen spurlos gesprungen. Die Schatten hätten sich durch sie nicht verändert, es wären keine Spuren an ihnen sichtbar.Das gerade ist doch der Knackpunkt: Du legst fest, dass an diesem Lyr. Du "Jahre und Menschen" spurlos vorübergegangen sind, womit du die metaphorische Ebene betrittst. (Ein Jahr kann ja nicht über den Schlagschatten hüpfen)
Auf übertragener Ebene könnte ich es zum Beispiel auch so lesen, dass über die "Schatten" (Ängste, Wut, Trauer ... oder mit was auch immer man das assoziieren möchte) einfach hinweggesprungen/gegangen wurde, weil man sich nicht mit ihnen auseinandersetzen wollte. Dass da weder im positiven noch im negativen Sinn Spuren von ihnen (Jahren/Menschen) zu finden sind, dass diese Schattenbereiche unangetastet blieben. Das wäre aber für mich wirklich nur eine mögliche Leseweise.
Natürlich steckt der Begleitgedanke in den Zeilen, dass sich vielleicht der Schatten nicht verändert hat, aber "Seele", Geist, Körper ... sicher Spuren davongetragen haben. Aber dafür muss ich die Zeilen nicht verändern.
Liebe Grüße
Flora