Metamorphosen

Herby

Beitragvon Herby » 21.02.2007, 11:18

Metamorphosen

Allabendlich
machen sie sich bereit
zum Tanz der Larven.

Dämmert es,
beginnt die Entlarvung.

Herby

Beitragvon Herby » 26.02.2007, 09:34

Lieber Max,

Du sprichst da etwas sehr Wichtiges an. Leser zu überschätzen ist ebenso gefährlich wie sie zu unterschätzen, und manchmal habe ich Zweifel, ob mir da immer das rechte Mittelmaß gelingt.
Aber ist es nicht auch die Frage, was und wie viel sich der Autor beim Schreiben selbst und danach im Prozess der Überarbeitung von Texten zutraut, ja manchmal auch zumutet? Wie weit darf der Leser eingreifen in den Text bzw. welches Maß an Mit- und Fremdbestimmung lässt der Autor zu?

Das waren jetzt ein paar Gedanken, die mir beim Lesen Deiner Antwort durch den Kopf gingen.

Liebe Grüße in eine für Dich hoffentlich gute Woche!
Herby

Max

Beitragvon Max » 28.02.2007, 20:11

Lieber Herby,

nun, wieviel man dem Leser zutrauen darf oder soll und wieviel dem Autor ist tatsächlich eine schwierige Frage ... irgendjemand, es könnte sein Frisch in einem seiner Tagebücher unterscheidet die Autoren in Kategorien, entsprechend dem Blick, den sie auf den Leser einnehmen.

Konkret ist es in Deinem Text so, dass mir schon bei meiner Formulierung die Gefahr bewusst war, dass der Leser vielleicht nicht mehr das liest, was Du meinst. Nun kann man einerseits hergehen und sagen: so ein breiter Spielraum ist gerade ein Kennzeichen von Lyrik oder man kann umgekehrt auf die Aussage des Autors hinweisen Wir haben hier im salon ja schon sehr unterschiedliche Auffassungen zu diesem Thema. Ich finde, dass jeder der beiden Standpunkte ins Extreme getrieben unsinnig wird. Ein reine Beschreibung, die nur vom Autor kommt, ist ein Sachtext und funktioniert selbst in der Mathematik nur schlecht. Die völlige Freiheit des Lesers mag ich aber auch nicht einräumen, denn sonst müsste ich ja nicht schreiben .. vielleicht liegt die Wahrheit wirklich in der Mitte.

Liebe Grüße
max

aram
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Beitragvon aram » 01.03.2007, 00:03

lieber herby,

ehrlich gesagt, verstehe ich diesen text nicht - wer sind "sie", die sich "allabendlich" zum tanz bereit machen?

-ich kann mir mehrere sinndoppelungen vorstellen (auch für s2), aber keine drängt sich auf - welche ist gemeint?

nächtliche märzgrüße!
aram
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l. cohen

Gast

Beitragvon Gast » 01.03.2007, 14:47

Lieber Herby,

ich glaube wenn du im Text umstellst, könnte es karer werden was du ausdrücken willst.

Das Wort "Larve" steht auch für "Maske".
Den"Tanz der Larven" sehe ich als einen "Maskenball", ich denke aber dass diese Formulierung Schwierigkeiten insofern macht, dass es DEN Tanz der Larven oder den Maskenball nicht gibt.
Insofern ist das "Sie" eben auch beliebig und zu hinterfragen, mit "wer geht da zum Tanz", was mir nicht aufgefallen wäre, würden Max und aram nicht mit Unverständnis reagieren.

Der Ablauf den du schilderst ist ja der folgende:
Otto Normalverbraucher (bewusst salopp von mir formuliert) maskiert sich.
Oder anders ausgedrückt, macht sich zur Larve, um dann auf dem Maskenball unerkannt zu tanzen. Kommt der Morgen, vielleicht ist auch Dämmerung hier eher durch "Morgendämmerung" oder "erstes Licht" zu ersetzen, dann folgt (nicht in allen Fällen) aber in vielen, eine Art Demaskierung. Oder aber der Mensch in der Larve (hinter der Maske) wird "entlarvt", weil die Maske im Licht nicht taugt.

Vielleicht verstehen Max und aram nun besser und du Herby, wieso es Verständnisprobleme gibt.

Liebe Grüße und eines sonnigen Tag euch Dreien
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 01.03.2007, 16:33, insgesamt 1-mal geändert.

aram
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Beitragvon aram » 01.03.2007, 16:13

liebe gerda,

danke für deine erklärung - was darin für mich nicht zum text passt, und worauf mein nicht verstehen beruht:

- "allabendlich" könnte sich dann ja nur auf sie ballsaison beziehen. auf diese begrenzung findet sich jedoch kein hinweis am text, daher scheint "tanz der masken" etwas anders zu bedeuten, allegorie zu sein.

- wer geht schon jeden abend zum ball? - vielleicht sind ganz verschieden menschen gemeint. daher die frage - wer sind sie? sie scheinen über nichts anderes definiert als darüber, dass sie eben zum ball gehen.

...soviel zur erklärung meiner verständnisschwierigkeiten.

liebe grüße,
aram
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l. cohen

Herby

Beitragvon Herby » 01.03.2007, 20:10

Lieber Max,
ich danke Dir herzlich für Deine Antwort. Ja, ich sehe es wie Du, die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Interessant finde ich Deinen Eingangshinweis auf Frisch (?), ich werde mal versuchen, da fündig zu werden.

Liebe Gerda,
so wie Du den Text erklärst, wollte ich ihn verstanden wissen, danke für Deine Erklärungshilfe an aram.

Lieber aram,
ja, ich verstehe Deine Verständnisschwierigkeiten. „Allabendlich“ bezieht sich weniger auf die Ballsaison – in diesem Fall hättest Du Recht: wer geht schon jeden Abend zu einem Ball – als mehr auf die Zeit von etwa Mittwoch vor Karneval bis zum sogenannten „Veilchendienstag“. Und ich kenne genügend Menschen, die an diesen Tagen tatsächlich jeden Abend zu einem Ball gehen (in meiner Strum und Drang Zeit gehörte ich mal selbst dazu). Ich werde Deine Anregungen (besonders auch die der Allegorie) und die von Max, Gerda und anderen Kommentatoren bei der Überarbeitung des Textes im Hinterkopf haben. Ich habe einiges als klar vorausgesetzt, was aber dem Leser nicht klar sein kann. Da divergierte wohl die Selbst- heftig von der Fremdwahrnehmung.

Doch in der nächsten Zeit möchte ich die Larven erst einmal ruhen lassen, damit ich Abstand bekomme. Jedenfalls bin ich Euch für Eure Anregungen und Gedankenanstöße dankbar und grüße euch herzlich!
Herby


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