Von der Liebe (I)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.05.2007, 22:31

Von der Liebe (I)


Sich den Bach runter lieben, zu dieser fernen Stadt, die keine ist

Zwei Forellen mit Beinen, die der Konversation vorm Theater ein Ende machen,

mit blanken Zähnen Wunden küssen,
Zahn auf Kuss auf Zahn auf vergessenen Dialog


(Es lässt sich nur verzeihen, wo nichts zu verzeihen ist)


Auf dem Weg zum Ende der Wolga,
mit allen Wassern gewaschen, das Handtuch aus Frack verloren

auf diesem weiten Feld, auf dem sich die Akeleien vermehren wie blöde,
zu schön, um wahr zu sein, mit ihren Hälsen in der Requisite


Ja, sterben will ich, denn ich bin die einzige, die es wird

Mit dem glänzendem Bogen im Rücken, wenn ich wieder ans Ufer treibe

Komm nur, komm...siehst du nicht, wie die Kühe am Ufer kauen, wie die Schauspieler...

Eine einzelne Schuppe lassen wir da. Soll sie den andern die Sonne sein
Hinter dem müden Vorhang beginnt das Unglück, das ich tauchen möchte

hinab Richtung unscharfes Licht








Sonne sein: vorher Sonne ... (auf Klaras Hinweis)
Zuletzt geändert von Lisa am 12.05.2007, 21:25, insgesamt 2-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.05.2007, 14:04

Liebe Lisa,

deiner Aufforderung folge ich frech, und dringe in deinen Text ein. Vor allem in die Formatierung. Mir erscheint der Text (rein persönlich) zu sehr auseinander gefetzt.

---

Von der Liebe (I)

Sich den Bach runter lieben, zu dieser fernen Stadt, die keine ist.

Zwei Forellen mit Beinen, die der Konversation vorm Theater ein Ende machen,
die Gewänder fallen lassen (nicht alles), (ein Vorschlag, weil ich die Forellen angezogen sehe: Anzug/Kostüm)
mit blanken Zähnen Wunden küssen,
Zahn auf Kuss auf Zahn auf vergessenen Dialog.

(Es lässt sich nur verzeihen, wo nichts zu verzeihen ist)

Auf dem Weg zum Ende der Wolga, mit allen Wassern gewaschen,
das Handtuch aus Frack verloren auf diesem weiten Feld,
auf dem sich die Akeleien vermehren wie blöde,
zu schön, um wahr zu sein, mit ihren Hälsen in der Requisite.

Ja, sterben will ich, denn ich bin die einzige, die es wird!

Mit dem glänzendem Bogen im Rücken, wenn ich wieder ans Ufer treibe ...

Komm nur, so komm ... siehst du nicht, wie die Kühe am Ufer kauen, wie die Schauspieler ...

Eine einzelne Schuppe lassen wir da. Soll sie den andern die Sonne sein.

Hinter dem müden Vorhang beginnt das Unglück, das ich tauchen möchte

hinab Richtung unscharfes Licht.

---

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Maija

Beitragvon Maija » 11.05.2007, 16:25

Hast du etwas über die Akeleien gefunden?


Ja, sehr viel und was man so alles in einer Blume sah (sieht) fasziniert mich immer wieder auf, s Neue.
Nun sehe ich deinen Text mit anderen Augen, würde ich der Blume folgen. Obwohl, solche Gedanken hatte ich auch schon vorher vernommen. :love:

Gruß, Maija

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.05.2007, 13:06

Liebe Elsa,

die Setzung habe ich bei diesem Text nicht in der Hand - ich hätte es mir gerne selber anders gestaltet - aber egal, was ich probiere, anders geht es nicht...es sind Fetzen...

Zu dem:

die Gewänder fallen lassen (nicht alles)

Das Bild gibt es schon im text! :d050:

das Handtuch aus Frack verloren <--- Kleidung wird zu Handtuch wird zu verlorenem Handtuch. Vielleicht würde es deutlicher, wenn ich statt Frack "Kostüm" schreiben würde....aber es geht mir um die Konversation vor dem Theater...also die Liebenden sind für mich nicht Rezipienten, die Gäste der Auführung und nicht die Akteure, darum möchte ich bei der Theaterabendgarderobe bleiben....

Danke für das Vorstoßen!

Lieber Sam,

der Satz scheint mir immer mehr rauszufallen - meinst du, man könnte durch eine andere Setzung (tauschen/Anordnung) etwas erreichen?

Liebe Maija,

:engel2:


Liebe Grüße,
Lisa
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.05.2007, 16:32

Liebe Lisa,

ich dachte es mir schon. Dennoch wollte ich auf deine Aufforderung, zu sagen, was ich *noch* zu deinem beachtlichen Textkunststück denke, loswerden.
Ja, ich weiß, der Frack. Trotzdem sehe ich die Forellen vorm Theater richtig angezogen.
Dort schon.

Weil es Fetzen sind, ich kann das schon verkraften. Ich denke mir die Punkte dazu, offenbar bin ich eine pedantische Seele, die das beunruhigt.

Herzlichen Gruß
Elsa
Schreiben ist atmen

Sam

Beitragvon Sam » 12.05.2007, 18:40

Hallo Lisa,

vielen Dank, dass du mich um meine Meinung fragst.

Ich habe ein grundsätzliches Problem mit diesem Satz. Zum einen erscheint er mir irgendwie falsch:
- Es lässt sich nur verzeihen, wo nichts zu verzeihen ist -
Müsste es nicht heißen: Es lässt sich nur verzeihen, WAS nicht zu verzeihen ist. ?
Oder. Es lässt sich nur DA verzeihen, wo nichts zu verzeihen ist.


Zum anderen passt er nicht in das filigrane Gefüge der von dir gezeichneten Bilder. Er ist eine rhetorische Volte, wie z.B. die Aussage: Man kann nur die Dinge hassen, die man auch lieben kann. Solche Sätze klingen laut (und vielleicht auch schön) haben aber nicht unbedingt viel Inhalt. In einem Prosatext kann soetwas, gut gesetzt, seine Berechtigung haben. In einem Gedicht, das sich fast vollkommen auf einer metaphorischen Ebene bewegt, wirkt ein solches Satz für mich sperrig und deplaziert.

Der Satz kann aber nicht ganz unwichtig sein, für das Gedicht. Sonst stünde er nicht in Klammern.
Ihn verändern? Ihn weglassen? Ihn woanders plazieren oder einfach so lassen, wie er ist? Ganz erhlich, ich weiß es nicht. :a050:

Er würde mir, wäre ich der Autor, jedenfalls noch ein einiges an Kopfzerbrechen bereiten.

Liebe Grüße

Sam

pandora

Beitragvon pandora » 12.05.2007, 20:59

liebe lisa,

(ich habe keinen der kommentare gelesen)

ich schleiche schon eine weile um diesen text herum und habe das gefühl, dass er in einer sprache verfasst ist, die ich zwar nicht spreche, aber in grundzügen verstehe. erspüren und erfühlen kann ich ihn. er wirkt auf mich vollkommen in seiner fremdheit. ich wüsste nicht, was man ändern könnte.

einzelne details kann ich allerdings nur mit mühe erklären.

die bilder scheinen mir allesamt surreal, sie erinnern mich an rene margritte, an seine gestrandete nixe, die einen fischkopf hat und einen menschlichen unterleib.

das fisch/wasserbild lese ich als das veränderliche/freie/natürliche? (schön: die schuppe als glückssymbol. ist es nicht so, dass man sagt, eine karpfenschuppe im portemonnaie verheiße wohlstand?)

das theaterbild ("konversation" - "vergessener dialog" - "frack" - "requisite" - "schauspieler" - "vorhang") steht für das starre/gebundene/künstliche - künstlerische?

lg
p.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.05.2007, 14:58

Liebe Elsa,

ja, vor dem Theater sind die Forellen auch noch richtig angezogen...du hast Recht, der Entkleidungsmoment ist nicht geschildert...erst angezogen...dann schon nackt ;-). Das ist sicher bezeichnend, dass der Text gerade die wichtigen Akte (das Ablegen der Kleidungshaut) auspart und dort springt...kann man von den wirklich wichtigen Sprügen erzählen? ...

Lieber Sam,

die Unschärfe des satzes (dass er sich zwischen deinen beiden "richtigeren" Varianten bewegt, ist Absicht...dadurch wird er möglich, obwohl er eine Lüge ist (ich weiß, das klingt übertrieben ;-)))

Die Kopfzerbrechen sind trotzdem noch nicht abgeschlossen, denn genau diesen rhetorischen Volte-Charakter...ja, das ist so :-(. Mal sehen, vielleicht...insgehiem hatte ich gehofft, dass es noch einen Satz mehr dieser Art einfände, das hat bisher aber nicht geklappt ;-). Dann wäre esvielleicht schon besser. Naja, ich warte mal ab. danke für die nochmlaige Rückmeldung.


Liebe pandora,

ich denke, du hast sich sehr fein genähert...ich jedenfalls fühle mich gelesen.

die Schuppe soll ein wenig der Abglanz sein...wenn zwei angeblich in einen Bereich verschwindne, wo alle anderen nicht sind/hin können/es nicht versuchen, dann mischt sich auch immer gern die Geste bei: seht her, wo wir sind...wir lassen euch eine kleine Sonne davon zurück...(das Schimmern der Schuppe)...aber eben auch als Hinweis: Schaut, da gäbe es auch für euch..macht es uns nach......darum ist der Glücksbringer schon auch in meiner Idee enthalten.

Liebe Grüße,
Lisa
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noel
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Beitragvon noel » 13.05.2007, 15:51

olala
ein text der gefällig beginnt & dann uns /mich treibt
vom könnte ins müsste & wieder zurück

da ich lange abhold war & zur zeit mir zeit nehmen (kann)
kommentiere ich auch hier
ohne die vor tagen geschriebenen anderworte zu erlesen

ich sehe, fühle zwei bilder, die widerstreiten & doch ein & dasselbe sind
ein bach = element wasser = ursprungssein = urliebe
das theater = spiel = re&aktion = larven, masken= verwandlung & realität aus der irrealität.
oder auch scheinbare irrealität in der scheinbaren realität, denn real ist, was aufgenommen wird.

Sich den Bach runter lieben, zu dieser fernen Stadt, die keine ist


da ist etwas, noch ist es, aber das LI spricht schon vom morgen. sich lieben bis die realität der irrealität das UNS eingeholt hat.

Zwei Forellen mit Beinen, die der Konversation vorm Theater ein Ende machen,


immer das spiel mit der gebrochenen realität, ich kann es so schlEcht vermitteln. aber die forellen sind die, die sich der liebe, dem fluss hingeben eben. aber dennoch & final haben sie zwei beine, die forellen & wErden wieder
ufern & stadtmenschen sein.... doch noch sind sie nicht angekommen, am ende & noch können sie
wortlos dem schein der liebe, dem sein im uns sich hingeben.


Auf dem Weg zum Ende der Wolga,
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zu schön, um wahr zu sein, mit ihren Hälsen in der Requisite


hier mischst du die bilder (mir) ,aber hier ist auch der schnitt für mich.
weg vom sein, rauschen fließen,
hin zum anGesprochenen ende.
selbst das wasser ist nicht mehr der ort
der behüteten zweisamkeit, des urvertrauens.
frack (theater) & akeleien,
die sich wie BLÖDE vermehren (schon mit den schmalen stielen in der requisite hängEnd. die hoffnung ist deppert & dünnhalsig. hoffnungsschwanger wider besseren wissens), mischen sich in das fließende ein, lassen gedanken entStehen & nicht einfach treiben & sein


Ja, sterben will ich, denn ich bin die einzige, die es wird

Mit dem glänzendem Bogen im Rücken, wenn ich wieder ans Ufer treibe


auch wenn die regen
bogen
forelle noch treibt -nicht bäuchlings & erstarrt- so treibt sie doch gen ufer.


Komm nur, komm...siehst du nicht, wie die Kühe am Ufer kauen, wie die Schauspieler...

Eine einzelne Schuppe lassen wir da. Soll sie den andern die Sonne sein
Hinter dem müden Vorhang beginnt das Unglück, das ich tauchen möchte

hinab Richtung unscharfes Licht


das LI scheint früher wahr
_genommen zu haben, was die irrealität der scheinbaren äußeren realität wieder zu bieten hat... sie sieht die wiederkäuer, den vorhang & sehnt sich doch NICHTS zu sehen.
trübes lässt so herrlich einfach SEIN
aber wer zuerst wach wird, der stirbt den täglichen tod.


ich mag dein wechselspiel & die durchbrechung von phantastisch absurdem zum scheinbar realen
das alles infragestellen ist aber genau das
was dich erwachen mAcht

feiner text
das
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.05.2007, 17:15

So, noel, das war also mein heutiges Tageserlebnis :antwort: (;-))


Da bei zu großen Zuneigungsbekundung zu Kommentaren eigener Texte, man irgednwie ja automatisch auch immer unangenehm den eigenen Text lobt, begnüge ich mich hiermit: :wub: .

Ich glaube (und das ist krank ;-) du hast nicht eine einzige Metaebene (hin/zurückbewegung) nicht gelesen, die ich selbst beim Schreiben berücksichtigen wollte, weil sie für mich wahr war.

Hui!

Danke!

Liebe Grüße,
Lisa

(wie schön, dass du heute hier gewildert hast!)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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