trost-los

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.01.2010, 09:31

zusammen
gefaltet die nacht
im gebet

wächst schmerz-
blüte um blüte
in meine hände

fiebern die lippen
mutter

© Monika Kafka, 01/10
Zuletzt geändert von scarlett am 01.02.2010, 07:31, insgesamt 2-mal geändert.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 12.01.2010, 15:38

Liebe Mo,

Du sprichst hier von dem wohl größten Verlust, den man haben kann: Mutter, unersetzlich.

Und da hilft auch kein Beten mehr, sie wird nicht wiederkommen.

Als Gedicht für mich sehr schön!

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen

scarlett

Beitragvon scarlett » 13.01.2010, 16:10

Danke Elsa, dass du dich dieser Zeilen angenommen hast.

Ist wohl nicht so einfach, etwas dazu zu schreiben.
Was soll´s.

Dir noch einen schönen Tag,

deine Mo

DonKju

Beitragvon DonKju » 13.01.2010, 16:23

Hallo Monika,

nur ganz kurz : Ohnmacht und Schmerz in ein paar einfachen Worten eindrücklich zum Leser gebracht ...

Dafür :hut0039: und liebe Grüße vom Hannes

scarlett

Beitragvon scarlett » 13.01.2010, 18:58

Danke für den Hut, Hannes, ich nehm ihn gerne!

LG
scarlett

Heidrun

Beitragvon Heidrun » 13.01.2010, 19:48

Liebe Monika,

tatsächlich macht tiefes Leid erst einmal sprachlos. Auch das von anderen. - Dennoch möchte ich versuchen, etwas zum Gedicht zu schreiben. ---

Formal ist der immer wieder auflodernde Schmerz eindringlich dargestellt, auch das Fiebern, in dem 3. kürzeren Abschnitt.

Sprachlich ist der Text für mich ganz & gar gelungen. Die zusammengefaltete Nacht finde ich wunderbar, ebenso die Schmerzblüte, in einer Lesart aus Wachs.

Es ist schwer, in wenigen Worten einen so furchtbaren Verlust zu beschreiben. - Dir ist es gelungen. Mit einem Gedicht, das nach außen hin schlicht wirkt, aber eine stille Schönheit zeigt, die von innen leuchtet.

Heidrun

scarlett

Beitragvon scarlett » 14.01.2010, 08:16

Liebe Heidrun,

auch dir herzlichen Dank dafür, dass du dich geäußert hast.
Es ist ja wichtig für mich, zu wissen, ob es mir gelungen ist, den Schmerz in Worte zu fassen, ob da was rüberkommt. Ob die Form stimmig erscheint, die Wortwahl ...
Und ja, es war schon so intendiert, dem Ganzen ein möglichst schlichtes Äußeres zu verpassen, um die Wirkung zu erhöhen (wobei, sooo schlicht ist es ja nur scheinbar, das äußere Gewand).

Hab einen guten Tag.

LG

Monika

Heidrun

Beitragvon Heidrun » 14.01.2010, 08:30

Mit dem Wort "schlicht" ist es eine ambivalente Sache. Stimmt.

Für mich ist das positiv besetzt: ein schlichtes (elegantes) schwarzes Kleid usw. - In Versen steht es mir für "auf-das-Wesentliche-reduziert", eigentlich für gelungene Verdichtung.

Die andere, negative Bedeutung ist mir meist gar nicht bewusst. :blink2: Im Zusammenhang mit deinen Gedichten fiele die mir sowieso nicht ein.

Herzliche Grüße
Heidrun
:-)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.01.2010, 14:05

Liebe scarlett,

darf ich eine kleine Nachfrage stellen - ich verstehe noch nicht, das Bild der (Schmerz-)blüte in den Vorstellungsraum des Textes zu lesen. Das heißt, natürlich möchte ich hier keine Anleitung, wie es gemeint ist oder wofür es steht, aber ich komme da beim Lesen noch nicht durch - was es fassen/bewegen soll.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

scarlett

Beitragvon scarlett » 14.01.2010, 21:30

Liebe Lisa,

etwas treibt seltsame Blüten - diese Redensart war Ausgangspunkt meiner Überlgeungen. Selbst im Gebet, kein Trost, nur Schmerz.

Danke für die Rückmeldung.

Liebe Grüße

Monika

jondoy
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Beitragvon jondoy » 14.01.2010, 23:04

scarlett hat geschrieben:Ist wohl nicht so einfach, etwas dazu zu schreiben.


ja, für mich jedenfalls,

diese `Umdrehung` im ersten Absatz, die fällt mir sofort auf, sie passt auch vom klang her gut zusammen,

die letzten beiden zeilen, sie holen jeden gedanken auf das hin zurück.

scarlett

Beitragvon scarlett » 15.01.2010, 20:49

Hallo Stefan,

ganz herzlichen Dank für deinen Eindruck!

Ich hab mich gefreut!

LG,

scarlett

Lydie

Beitragvon Lydie » 15.01.2010, 21:51

Liebe Scarlett,

Dein Gedicht berührt mich sehr, so eindringlich Bilder und Schmerz. Sie wecken eben die Sehnsucht, der Trostlosen Trost zu spenden. Das Bild der Blüte, der Schmerzblüte, und der Frage, ob in dieser Blüte nicht auch etwas von deiner Mutter zur Blüte werden kann, in dir, mit der Zeit, die vielleicht die Gabe mit dem Verlust ins Gleichgewicht zu bringen vermag.

Von Herzen,

Lydie

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 15.01.2010, 22:17

Hallo scarlett,

ich hatte hier auch erst Schwierigkeiten mit den Blüten, fände es daher für mich vielleicht stimmiger und auch klang/bildlich schöner, wenn dort tatsächlich stünde (ohne Gedankenstrich .-)):

treibt schmerz
blüte um blüte
in(aus?) meine(n?) hände(n?)
(Nur als Frage, weil ich mir nicht sicher bin, ich könnte es so denke ich eher in einer Beziehung zum Gebet lesen?)

Durch den Schmerz und das Fiebern las ich von einem kranken LIch, das selbst vielleicht im Sterben liegt, oder sich zumindest auf kindlich fundamentale Weise hilflos fühlt in seinem Kranksein. Das Gebet kann es nicht halten, treibt nur seltsame Blüten, es braucht diese Urgeborgenheit, den Trost der Mutter und es ruft nach ihr. Auch wenn das so vielleicht nicht in deiner Intention lag, finde ich es in dieser Leseart auch sehr eindrücklich und bewegend.

Der Titel jedoch überzeugt mich nicht, weil er durch dieses Betonte (der Strich) und Gefühlsdefinierende für mich nicht mit dem dunkeltraurigen Ton des Gedichtes mithalten kann und dadurch verändert sich dann auch der Klang der letzten Zeile zu leicht hin zum Melodramatischen, wodurch dann auch wieder die Blüten ein wenig ins Kippen geraten. Verstehst du, wie ich das meine?

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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