Papa

Klara
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Beitragvon Klara » 14.01.2010, 10:04

Papa

Ich bin wieder in der 5. Klasse.
Mein Vater spricht mit mir über eine Art Zukunft.
„Die Schule fällt dir zu leicht“, sagt er.
Es ist kein Tadel, nur eine Feststellung.
„Du musst dringend noch etwas Anderes machen.“
Ich wundere mich, denn meine Noten sind genau wie ich: durchwachsen.
„Du langweilst dich“, erklärt er.
Ich spüre eine Lust: Er soll noch mehr sagen! Über mich! Zu mir! (Sonst spricht er nur von der Arbeit und wie zu sich selbst. Oder er doziert.) Es fühlt sich gut an.

Bis das Telefon klingelt.

Es war nicht mein Vater.
Es war kein Kind.
Es war ein Traum.

2. Version Schluss (merci aram):
es war nicht mein vater
ich war kein kind
es war ein traum
Zuletzt geändert von Klara am 14.02.2010, 17:29, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.01.2010, 12:09

Hallo Klara,

au Mann, das trifft es so gut (für mich). Als ob du meine Gedanken aufgeschrieben hättest. Ich träume oft von meinem Vater. Und im Traum spielen sich genau solche Szenen ab.
Hier:
Klara hat geschrieben:
Ich spüre eine Lust: Er soll noch mehr sagen! Über mich! Zu mir! (Sonst spricht er nur von der Arbeit und wie zu sich selbst. Oder er doziert.) Es fühlt sich gut an.

fände ich "Ich spüre ein Verlangen" noch besser. Was meinst du? Denn das ist es ja. Dieses Verlangen des "Kindes", der Vater möge zum Kind sprechen, über das Kind Positives sprechen, sich des Kindes annehmen, mit ihm, über es reden, sich mit ihm auseinandersetzen, obgleich das Kind gar nicht mehr Kind, sondern erwachsen ist, es sich aber nach wie vor danach sehnt. Evtl. könnte man auch den Zusatz in der Klammer weglassen, da er sich eigentlich aus dem vorangegangen Satz ergibt, somit redundant ist.

Saludos
Mucki

Klara
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Beitragvon Klara » 14.01.2010, 12:20

Hallo Mucki,
danke für dein schnelles Feedback!
Du hast Recht: "Lust" ist vielleicht noch nicht das richtige Wort (ich grüble noch).
Aber "Verlangen" geht auf keinen Fall, weil es sich um die Gegenwart handelt (im Traum): Es fühlt sich gut an. In demMoment, im Traum, passiert Zuwendung, generiert Wohligkeit. Die Aufmerksamkeit bröckelt erst danach ab - außerhalb des Traums wird erst deutlich, dass es sich um ein einstiges Sehnen handelt, das der Traum nachträglich erfüllt. Ein vergangenes Wollen, das ich mit einem in die Zukunft gehenden Wunsch ausdrücke (Verlangen), ist nicht gemeint.
Hm?
Klara

aram
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Beitragvon aram » 14.01.2010, 12:53

liebe klara,

so wie ich es lese, ist 'lust' hier viel treffender als 'verlangen' - es bezieht sich m.e auch auf etwas nicht genau bekanntes/vorhersehbares, das sich gut/ u.a. prickelnd dorthin öffnet; ein gesehen werden; ein freier, aber nicht zu umgehender kontakt; eine möglichkeit sich selbst über den spiegel des gegenübers (doch für sich selbst/ also auch unabhängig davon) zu erfahren+ finden/orientieren; ein bereich, der neu erwächst; eine zuwendung, präsenz, die es spannend, lohnend und gut macht, hier zu sein; eine geborgenheit in der/ über die herausforderung, eine wohlige an-regung, etc.

ich mag den text. würde den klammersatz rausnehmen (dieser ebenensprung bricht den text und das erklärende ist m.e. überflüssig, denn das erklärte beschreibt sich schon vorher; das 'sonst' muss nicht erläutert werden, ist in den ausrufezeichen 'über mich! zu mir!' schon viel treffender ausgedrückt)

und das ende ist mir noch unklar, 'es war kein kind'?, was bezieht sich auf was? klingelt das telefon im traum?

- es ist nicht wichtig, diese fragen aufzulösen, ist nur als feedback gemeint, dass das ende noch irgendwie unverbunden rüberkommt. (die etwas konfuse erwachensphase mit eine zeit lang konkurrierenden 'realitätsmodellen' abzubilden, ist/wäre eine gute möglichkeit des endes; kommt noch nicht so klar an, ob es damit zu tun haben soll)

liebe grüße. gern gelesen.
Zuletzt geändert von aram am 14.01.2010, 13:07, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.01.2010, 13:06

Hallo Klara,

wenn es sich um einen Traum in der Gegenwart handelt und um dieses hier:
Klara hat geschrieben:Die Aufmerksamkeit bröckelt erst danach ab - außerhalb des Traums wird erst deutlich, dass es sich um ein einstiges Sehnen handelt, das der Traum nachträglich erfüllt. Ein vergangenes Wollen, das ich mit einem in die Zukunft gehenden Wunsch ausdrücke (Verlangen), ist nicht gemeint.


wäre es so vielleicht eine Möglichkeit? (Änderungen fett oder durchgestrichen)

Klara hat geschrieben:Papa

Ich bin wieder in der 5. Klasse.
Mein Vater spricht mit mir über eine Art Zukunft.
„Die Schule fällt dir zu leicht“, sagt er.
Es ist kein Tadel, nur eine Feststellung.
„Du musst dringend noch etwas Anderes machen.“
Ich wundere mich, denn meine Noten sind genau wie ich: durchwachsen.
„Du langweilst dich“, erklärt er.
Es fühlt sich gut an. Ich spüre eine Lust: Er soll noch mehr sagen! Über mich! Zu mir! (Sonst spricht er nur von der Arbeit und wie zu sich selbst. Oder er doziert.) Es fühlt sich gut an.

Bis dDas Telefon klingelt.

Es war nicht mein Vater.
Es war kein Kind.
Es war und bleibt ein Traum.


Damit wird m.E. deine Intention deutlicher. Das wäre meine Idee.

Saludos
Mucki

Klara
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Beitragvon Klara » 14.01.2010, 13:09

Hallo Mucki,

dank dir für deine Mühe und Aufmerksamkeit!
Ich glaube, im Moment tendiere ich zur von aram so köstlich verteidigten Lust...

Und zum Streichen der Klammer.

Am Ende weiß ich noch nicht. "war und bleibt" stimmt für mich nicht - das klingt so, als solle ich irgendjemand überzeugt werden, viel zu schwer. Ist doch nur ein Traum ;)

herzlich
klara

Herby

Beitragvon Herby » 14.01.2010, 21:42

Hallo Klara (keinen Kommentar gelesen),

die Thematik, die dein Text behandelt, finde ich aus vielerlei Gründen sehr spannend - und doch erreicht er mich nicht wirklich. Ich habe versucht herauszufinden, woran es liegt, ohne jedoch für mich zu befriedigenden Antworten zu kommen. Vielleicht sind es drei Punkte, die mir ein Einfinden bzw. -lesen schwer machen.

Da ist zum einen der Dialog:

Klara hat geschrieben:Mein Vater spricht mit mir über eine Art Zukunft.
„Die Schule fällt dir zu leicht“, sagt er.
Es ist kein Tadel, nur eine Feststellung.
„Du musst dringend noch etwas Anderes machen.“
Ich wundere mich, denn meine Noten sind genau wie ich: durchwachsen.


Es geht also um "eine Art Zukunft", wie du es den Vater ausdrücken lässt. Dass sich diese Zukunft auf die Zeit nach der Schule bezieht, halte ich bei einem Kind der fünften Klasse für wenig wahrscheinlich. Bliebe also noch die schulische Zukunft, was allerdings angesichts der Tatsache, dass das Kind gerade mal erst am Beginn seiner schulischen Laufbahn steht, für mich auch keinen rechten Sinn ergeben will. Zudem frage ich mich, wie ich den Satz...

Klara hat geschrieben:„Du musst dringend noch etwas Anderes machen.“


...verstehen soll. Etwas Anderes als was? Als Schule?? Selbst wenn ich in Rechnung stelle, dass Träume nicht den Gesetzen der menschlichen Logik folgen, hänge ich hier fest.

Dann kommt die Klammer:

Klara hat geschrieben:(Sonst spricht er nur von der Arbeit und wie zu sich selbst. Oder er doziert.)


Sie ist mir hier störend, da viel zu erklärend, breitet aus, was die Sätze unmittelbar vor dem Klammereinschub schon sehr schön andeuten.

Und als letztes ist da der Schluss mit dem Traum. Das Klingeln des Telefones oder der Türglocke, die einen Traum unterbrechen und jemanden in die Wirklichkeit zurückholen, ist zum einen nun nicht gerade neu, zum anderen ähnlich wie die Klammer zuvor sehr (zu) direkt. Wenn du bei dem Traummotiv bleiben möchtest, so frage ich mich, ob es nicht eine Möglichkeit dazu gibt, ohne es gleich so offen auszusprechen. Vielleicht könntest du den Satz

Klara hat geschrieben:Bis das Telefon klingelt.


noch etwas weiterführen um deutlich zu machen, dass hier Traum und Realität ineinander griffen.

Vielleicht liegt es auch an der für meine Begriffe extremen Kürze des Textes, die ihn mir so schwer zugänglich macht. Oder gehe ich da einfach zu verkopft ran? Oder sitze ich auf der Leitung?

Das klingt jetzt vermutlich alles ziemlich unbeholfen, vielleicht auch unsinnig, entschuldige bitte.

Lieben Gruß
Herby

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 14.01.2010, 22:58

Liebe Klara,

Mich rührt der Text an, weil ich meinen Papa heißt liebte und er ganz anders war als dieser deines LIs.
Ich hätte mich umgebracht, wenn er nur über die Schule/Zukunft mit mir gesprochen hätte und mir eine Bemerkung umgehängt hätte, wie: Du langweilst dich, statt danach zu fragen. Mich dauert das LI, und sein Hunger/Lust nach mehr Papa.

Allerdings finde ich die Finte mit dem Traum nicht so gut gewählt, das kommt so oft in Texten vor, hm ...
Vielleicht gibt es da eine andere Möglichkeit, die ohne Traum auskommt?
Kommt natürlich drauf an, wie das LI angelegt ist. Wenn es eine Erinnerung wäre?

Bis das Telefon klingelt.

Es war nicht mein Vater.
Es war kein Kind.
Es war nur Spinnerei/Gedankenspiel/Erinnern ?


Wenn es ein Traum war, überlege ich, wie der Vater in realo ist/war. War er so wie im Traum, dann braucht man den Traum nicht. War er anders, frage ich mich, warum so ein Traum, dann möchte ich mehr über LI erfahren.

Jedenfalls gefällt mir der Text, nur zu kurz ist er mir aus o.g. Gründen.

Liebe Grüße
ELsa
Schreiben ist atmen

Klara
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Beitragvon Klara » 15.01.2010, 08:30

Hallo Herby,
dank dir für dein Feedback und deine Gedanken!
Die Zukunft ist nicht dem Traumpapaa in den Mund gelegt, sondern eher so eine Art Deutung des Träumenden innerhalb des Traums.
Ich kann verstehen, dass der Text bei dir nicht ankommt, und natürlich: Das Aufwachen ist nicht besonders neu. Ich habe sozusagen versucht, es zu ver-alltäglichen, aus dem Fantasy- bzw. Gruselbereich herauszunehmen. Klappt offenbar nicht °knirsch°

Hallo Elsa,
auch du bemängelst das Kurze (wie Herby). Verstehe ich. Es ist eher eine Notiz, die ich wiederfand, als ich nach etwas Anderem suchte. Vielleicht noch nicht ausgearbeitet genug.

Danke :)
klara

aram
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Beitragvon aram » 15.01.2010, 08:58

liebe klara,

für mich wäre der text schon so vollständig (ich weiß, ist wohl nicht deine 'metarhythmik'):


Papa

Ich bin wieder in der 5. Klasse. Mein Vater spricht mit mir über eine Art Zukunft. „Die Schule fällt dir zu leicht“, sagt er. Es ist kein Tadel, nur eine Feststellung. „Du musst dringend noch etwas Anderes machen.“ Ich wundere mich, denn meine Noten sind genau wie ich: durchwachsen. „Du langweilst dich“, erklärt er.
Ich spüre eine Lust: Er soll noch mehr sagen! Über mich! Zu mir! Es fühlt sich gut an.
Das Telefon klingelt.



dass es um einen traum geht, wird schon über das 'wieder' im ersten satz nahegelegt.
das originale ende in form der drei separaten sätze löst bei mir unklarheit aus; du hast zu meiner diesbezüglichen anmerkung nichts gesagt? - was könnte 'es war kein kind' bedeuten? worüber ist das herleitbar/ assozierbar, habe ich was überlesen?
(herbys inhaltliche fragen stellen sich mir nicht, da es ja ein traum ist)

ich finde den text in seiner kürze und knappheit sehr aussagekräftig; ein schlaglicht, dass viel größere 'räume' berührt; der titel ist für mich auf diese weise erfüllt, was ich bemerkenswert finde - sehr schön auch die kindliche + intime form im gegensatz zu 'vater'. texte wie diesen, die mit wenigen worten welten entstehen lassen, ohne 'indifferent' auf mich zu wirken (einen 'kern' berühren), habe ich am liebsten.

morgengrüße!
Zuletzt geändert von aram am 15.01.2010, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.

Herby

Beitragvon Herby » 15.01.2010, 10:22

Lieber aram,

genau die von dir vorgeschlagene verkürzte Variante ging mir gestern auch durch den Kopf, ja. Ich stimme dir auch zu, wenn du schreibst:

aram hat geschrieben:dass es um einen traum geht, wird schon über das 'wieder' im ersten satz nahegelegt.


Nur habe ich Zweifel, dass dieser Hinweis alleine trägt. Das zweite Traumsignal, welches ja dann das Ende kennzeichnet, ist der Schlusssatz mit dem klingelnden Telefon. Diesen halte ich allerdings von der Signalstärke bzw. Ausdruckskraft für deutlich schwächer als den Einstieg mit "wieder", auf den du zu Recht hinweist. Für einen so kurzen Text müsste dann der Schlusssatz meines Erachtens nach wesentlich klarer auf das Traumende hinweisen.
Was meinst du?

Lieben Gruß
Herby

aram
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Beitragvon aram » 15.01.2010, 11:35

Herby hat geschrieben:Nur habe ich Zweifel, dass dieser Hinweis alleine trägt. Das zweite Traumsignal, welches ja dann das Ende kennzeichnet, ist der Schlusssatz mit dem klingelnden Telefon. Diesen halte ich allerdings von der Signalstärke bzw. Ausdruckskraft für deutlich schwächer als den Einstieg mit "wieder" (...) Für einen so kurzen Text müsste dann der Schlusssatz meines Erachtens nach wesentlich klarer auf das Traumende hinweisen.
Was meinst du?

lieber herby,

soweit ich das beobachten/beurteilen kann, sind (x) "redundanz" und (y) "auschluss anderwertiger beziehbarkeit" für mich wesentliche elemente, um einen klaren eindruck über 'leise andeutungen' zu gewinnen.

ich lese zunächst genau wie du und stimme überein:

- die erste andeutung ist die stärkere - zwar könnte "wieder" zunächst auch andere bedeutung haben, aber der fortgang des textes stützt dies nicht weiter (y)

die erste redundanz taucht gleich kurz darauf auf: "eine art zukunft" - so beschriebe man im wachzustand erlebtes wohl kaum. - das ist eher unscheinbar und wäre für sich genommen noch nicht überzeugend, aber wenn der erste hinweis stark genug ist und ich als leser daher schon 'probeweise' auf 'traum' ausgerichtet bin, wirkt es bestätigend, den leseansatz ankernd.

am ende reicht "das telefon klingelt" dann für mich völlig aus, um diesen 'geschehnisrahmen' abschließend zu bestätigen -

hier ist es (m.e. am deutlichsten) weniger die aussage als solche, sondern (y): worauf könnte man sie sonst beziehen? - und die tatsache, dass sie zugleich das ende bildet ohne sich weiter zu 'erklären' > auf diese weise mit dem gängigen motiv "traumerwachen" und der damit verbundenen diskontinuität, dem 'ende der bisherigen realität' zu spielen scheint.

es sind also mehrere 'puzzleteile' - insgesamt vier bezüge/ aspekte, die sich gegenseitig stützen (x) und anders kaum verbindbar sind (y)

wesentlich dafür, dass solche andeutungen ausreichend wirken können, scheint mir ihre 'ungestörtheit' (siehe y) zu sein - in diesem punkt weisen texte aus meiner sicht sehr oft unbemerkte fehler auf, indem sie unbeabsichtigt auf anderer ebene als 'gegenbehauptung' verstehbares andeuten (als ahnungsmöglichkeit anbieten), was sowohl (x) als auch (y) nicht nur nicht stützt, sondern quasi 'unterminiert', auch wenn dann insgesamt auch kein anderer durchgängiger sinn konstruierbar ist - das sind dann m.e. schwächelnde oder weniger überzeugende texte. (natürlich gibt es viele texte, die auf so 'feines spiel' von andeutung gar nicht abzielen, sondern von vorneherein expliziter erzählen und darin auch völlig stimmig sind. andererseits gibt es m.e. auch (zu) viele texte, die den 'holzhammer' rausholen, also so über-explizit und damit 'grob' wirken, dass ich mich als leser 'für dumm gehalten' fühle bzw. mich beim lesen langweile, d.h. den eindruck habe, der autor hätte die worte (und damit die aufmerksamkeit) besser für anderes / interessanteres verwandt als nochmals 'klar zu machen', was 'eh schon klar' war.)

wenn ein 'gewebe von hinweisen' sich in seinen elementen gegenseitig bestätigt (x) und dabei nicht gestört oder konterkariert wird (y), kann es sehr reduziert auftreten, und hat dennoch eine überzeugende, 'reine' wirkung.

ich mag so etwas, weil es 'die lesenden sinne schärft' - ein bisschen, als würde man die augen zusammenkneifen, bis man fast nichts mehr sieht, aber feine periphäre bewegungen wahrnimmt, und sich dann 'fast blind' am besten zurechtfindet (eine technik, über die ich lernte, mit dem motorroller im scheinbar regel- und abstandslosen verkehrsgewühl indischer städte mit leichtigkeit 'im schwarm mitzuschwimmen'; passt hier natürlich nicht her, erklärt aber vielleicht, dass ich auch gerne 'auf diese art' lese.-)

bitte entschuldige die breite und komplizierte ausführung meiner antwort. ich weiß natürlich nicht, ob die stimmigkeiten und deren bedingungen, die ich da postuliere, rein 'selbstgespiegelt' und vielleicht zu übertrieben dargestellt sind, oder ob andere das ähnlich empfinden - mir scheint es halt so als ob (i) anfänglicher hinweis als auslöser einer ahnung, (ii) leichtes 'ankern' der ahnung relativ bald darauf, und (iii) abschließendes bestätigen (muss nicht mit dem textende zusammenfallen wie hier) ein funktionierendes, öfter anzutreffendes grundschema der realitätskonstruktion darstellt.

liebe grüße!

Klara
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Beitragvon Klara » 19.01.2010, 08:13

Lieber Herby, lieber aram,
mit Interesse habe ich eure kleine Auseinandersetzung gelesen. Allein, ich weiß nichts Kluges zu ergänzen und bin selbst unentschieden.

Lieber aram,
instinktiv sagt mir arams kürz- und setzungsvorschlag zu. das entspräche wohl am meisten der gewollten kleinheit des kurzen textes.

(aram, was meinst du mit "metarhythmik"?)


bis auf den Schluss. Der passt mir nicht. Kein anderer Grund als der Klang: Es soll abrupt klingen, tut es aber nicht. DAs Telefon klingelt - zu harmlos... Das Rausreißen wird nicht klar. Das Bedauern auch nciht. Jedenfalls mir nicht, wäre ich eine Leserin.

Hier hätte ich auch Zweifel, Herby, ob dieser Hinweis alleine trägt. Denn es ist schon wichtig, dass es sich um einen Traum im Schlaf handelt - nicht um einen Tagtraum oder eine Phantasie oder so. Das Telefon wird in der Variante zu wichtig.

liebe Grüße klara

aram
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Beitragvon aram » 19.01.2010, 12:08

aram hat geschrieben:liebe klara, (...) das originale ende in form der drei separaten sätze löst bei mir unklarheit aus; du hast zu meiner diesbezüglichen anmerkung nichts gesagt? - was könnte 'es war kein kind' bedeuten? worüber ist das herleitbar/ assozierbar, habe ich was überlesen?

Klara hat geschrieben:(aram, was meinst du mit "metarhythmik"?)

klara - , dabei mag ich es doch nicht, wenn man mir fragen stellt, während man die meinen ignoriert.-)

liebe grüße!


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