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Das Haus ist still

Verfasst: 17.01.2010, 23:45
von geschmacksneutral
Das Haus ist still

Es ist ihr Geburtstag.
Ihre Mutter steht neben dem Esstisch, die Hände auf der Stuhllehne.
Ihr Vater ist nicht zu Hause, arbeiten.
Auf dem Tisch steht eine kleine Torte, eine Kerze brennt darauf.
Eine Girlande hängt an der Decke.
Gäste sind keine da.
Die Uhr in der Ecke schlägt bereits vier.
Das Haus ist still, ihre Mutter räuspert sich, um überhaupt etwas zu hören.
Die Mutter setzt sich, blickt auf die Torte, dann auf den Stuhl am Kopfende des Tisches.
Er ist leer.
An der Wand dahinter hängt eine schön gerahmte Fotografie.
Die Mutter bläst die Kerze aus, ein feiner Rauchfaden steigt in die Luft und vergeht.
Sie nimmt die Torte und geht in die Küche.
Die Haustür wird geöffnet, der Vater tritt herein.
Durch den Türrahmen betrachtet er seine Frau, sie blickt zurück.
Wortlos geht er die Treppe hinauf ins Schlafzimmer.
Das Haus ist still, die Mutter räuspert sich, um überhaupt etwas zu hören.

Verfasst: 18.01.2010, 00:11
von ferdi
Hallo Marc!

Hm, ich weiß nicht... Du ziehst dem Leser die Geschichte aber ordentlich mit dem Holzhammer über, oder?!

Die Mutter setzt sich, blickt auf die Torte, dann auf den Stuhl am Kopfende des Tisches.
Er ist leer.
An der Wand dahinter hängt eine schön gerahmte Fotografie.


Da etwa ist mir "Er ist leer" der Holzhammer: Wäre ...auf den leeren Stuhl... nicht (mehr als) deutlich genug?!

Ihr Vater ist nicht zu Hause, arbeiten finde ich ungeschickt ausgedrückt.

Ferdigruß!

PS Wäre das nicht was fürs Monatsthema?

Verfasst: 18.01.2010, 23:25
von geschmacksneutral
Manchmal fallen einem die einfachsten Dinge nicht ein bzw. auf. Danke, Ferdi!
Eine Änderung folgt.

PS: Ich mache mich mal auf die Suche danach. Noch bin ich nicht ganz "zuhause" hier im Forum ;)

Verfasst: 18.01.2010, 23:28
von Mucki
Hallo Marc,

ich verschiebe den Faden ins Monatsthema. Da passt es nämlich wirklich gut hinein. ,-)

Saludos
Gabriella

Verfasst: 19.01.2010, 00:58
von Zefira
Hallo Marc,
mir ist nicht so richtig klar, wer diese Geschichte eigentlich erzählt.
Anfangs dachte ich an eine Kinderperspektive. Aber gegen Ende in diesen Zeilen
Die Haustür wird geöffnet, der Vater tritt herein.
Durch den Türrahmen betrachtet er seine Frau, sie blickt zurück.
Wortlos geht er die Treppe hinauf ins Schlafzimmer.
Das Haus ist still, die Mutter räuspert sich, um überhaupt etwas zu hören.

... liegt der Fokus wesentlich weiter "oben"; so kann eigentlich nur ein übergeordneter Erzähler berichten, der das Geschehen aus der Perspektive des Regisseurs verfolgt.
An dieser Stelle geht mir die bittere Düsternis der Geschichte ein wenig flöten. Ich hätte es effektiver gefunden, wenn die Erzählperspektive bei dem Kind (wohl eine Tochter) geblieben wäre. Ein Kind kann in so einer Situation vielleicht den Eindruck zurückbehalten, dass es selbst, Mutter und Vater allein auf der Welt sind und obendrein einander nichts mitzuteilen haben. Aus der übergeordneten Perspektive erzählt ist mir dieser Eindruck aber ein bisschen zu - wie soll ich sagen - verordnet.

Gruß von Zefira