Thema: Aufbruch. Titel: Der Zirkus
Verfasst: 06.03.2010, 11:37
Der Zirkus
Der Tag bricht an, es ist ein Spätsommermorgen. Von den Dächern der Baracken heben sich Dunstschwaden in einen wolkenlosen Himmel. Das Lager liegt ruhig, es ist still. Menschen stehen schweigend in einem großen Raum. Erste Sonnenstrahlen dringen ein und eine Stimme fragt in anteilnehmender Sorge:
„Sagen Sie, gute Frau, was hat das Kind?“
„Es liegt im Fieber, die Nacht war schlimm, aber mir ist, als wäre es überstanden.“
Langsam dreht der Junge sein Gesicht, die Augen glänzen, als er zu sprechen beginnt: „Mutter, sag mir bitte, was du draußen vor dem Fenster siehst, was geschieht?“
„Mein Sohn, so weit ich sehen kann, erblicke ich lauter Wagen von stampfenden Pferden gezogen. Mit welcher Disziplin die Rosse im Gespann einhergehen, bunte Federn tragen sie auf ihren Häuptern und die Karren, ich sag’s dir, herrlich geschmückt und überall sind Fahnen. Leute, hundert, nein tausend springen ausgelassen auf der Straße. Sie tanzen und singen, und da, ich seh's so deutlich, als wär ich unter ihnen, da ist ein Clown, dort ein zweiter und ein dritter, ein vierter. Sie schlagen Räder, zaubern lustige Sachen aus ihren Hüten und fortwährend bewerfen sie die Menge mit unzähligen Blüten. Sie winken zu uns her, ich seh's ganz deutlich, sie meinen uns hier, hinter dem Fenster.“
„Mutter, siehst du auch wilde Tiere?“
„Ja, wilde Tiere, eins nach dem anderen! Kamele, Elefanten, unvorstellbar in ihrer Größe und gewaltig. Und dort, in den Käfigen, ein Löwe, ein Bär und zwei Tiger, wie ihre Zähne blitzen, zum Fürchten ist es. Dem Himmel sei's gedankt, sind sie alle hinter Gittern, aber der bloße Anblick, als hätten sie Feuer im Mund, ich sag's dir, beinahe unerträglich ist mir ihre Wildheit.“
„Mutter, sag es schnell, was siehst du noch?“
„Ja, mein Junge, sie bleiben stehen, mitten auf der Straße! Viele Hände arbeiten unentwegt, ein Gerüst wird aufgestellt, und da, eine große Plane auseinander gelegt. Kind, jetzt weiß ich's, es ist ein Zirkus, der gekommen ist! Hörst du sie, hörst du, wie die Menschen jubeln?“
„Mutter, ach liebe Mutter, bitte gehe mit mir dahin.“
„Ja mein Sohn, dorthin wollen wir gehen, bald, wir werden uns schön machen und die besten Kleider anziehen und dann gehen wir, ich versprech es dir.“
„Mutter sieh, ein Mann tritt ein, er winkt so fordernd in den Raum, als hätte er großen Unmut. Sag, was möchte er von uns?“
„Ach Junge, du irrst dich, der Herr will uns nur den Weg zeigen, dorthin, wo sich die Waschräume und Duschen befinden. Komm, ich trage dich.“
„Ja, Mutter.“
Glücklich lächelt das Kind.
Der Tag bricht an, es ist ein Spätsommermorgen. Von den Dächern der Baracken heben sich Dunstschwaden in einen wolkenlosen Himmel. Das Lager liegt ruhig, es ist still. Menschen stehen schweigend in einem großen Raum. Erste Sonnenstrahlen dringen ein und eine Stimme fragt in anteilnehmender Sorge:
„Sagen Sie, gute Frau, was hat das Kind?“
„Es liegt im Fieber, die Nacht war schlimm, aber mir ist, als wäre es überstanden.“
Langsam dreht der Junge sein Gesicht, die Augen glänzen, als er zu sprechen beginnt: „Mutter, sag mir bitte, was du draußen vor dem Fenster siehst, was geschieht?“
„Mein Sohn, so weit ich sehen kann, erblicke ich lauter Wagen von stampfenden Pferden gezogen. Mit welcher Disziplin die Rosse im Gespann einhergehen, bunte Federn tragen sie auf ihren Häuptern und die Karren, ich sag’s dir, herrlich geschmückt und überall sind Fahnen. Leute, hundert, nein tausend springen ausgelassen auf der Straße. Sie tanzen und singen, und da, ich seh's so deutlich, als wär ich unter ihnen, da ist ein Clown, dort ein zweiter und ein dritter, ein vierter. Sie schlagen Räder, zaubern lustige Sachen aus ihren Hüten und fortwährend bewerfen sie die Menge mit unzähligen Blüten. Sie winken zu uns her, ich seh's ganz deutlich, sie meinen uns hier, hinter dem Fenster.“
„Mutter, siehst du auch wilde Tiere?“
„Ja, wilde Tiere, eins nach dem anderen! Kamele, Elefanten, unvorstellbar in ihrer Größe und gewaltig. Und dort, in den Käfigen, ein Löwe, ein Bär und zwei Tiger, wie ihre Zähne blitzen, zum Fürchten ist es. Dem Himmel sei's gedankt, sind sie alle hinter Gittern, aber der bloße Anblick, als hätten sie Feuer im Mund, ich sag's dir, beinahe unerträglich ist mir ihre Wildheit.“
„Mutter, sag es schnell, was siehst du noch?“
„Ja, mein Junge, sie bleiben stehen, mitten auf der Straße! Viele Hände arbeiten unentwegt, ein Gerüst wird aufgestellt, und da, eine große Plane auseinander gelegt. Kind, jetzt weiß ich's, es ist ein Zirkus, der gekommen ist! Hörst du sie, hörst du, wie die Menschen jubeln?“
„Mutter, ach liebe Mutter, bitte gehe mit mir dahin.“
„Ja mein Sohn, dorthin wollen wir gehen, bald, wir werden uns schön machen und die besten Kleider anziehen und dann gehen wir, ich versprech es dir.“
„Mutter sieh, ein Mann tritt ein, er winkt so fordernd in den Raum, als hätte er großen Unmut. Sag, was möchte er von uns?“
„Ach Junge, du irrst dich, der Herr will uns nur den Weg zeigen, dorthin, wo sich die Waschräume und Duschen befinden. Komm, ich trage dich.“
„Ja, Mutter.“
Glücklich lächelt das Kind.