der widerling, der wiederling (Gesicht Nr. 4)
der widerling, der wiederling [wie oft
muss man dinge aufschlagen]
im traum zog ich ihn am ohrläppchen
das war eine berührung - ein fehler
denn er geilte sich daran auf
dass ich hoffte
ein mechanismus wäre dort versteckt
der die augen abwendet
den mund öffnet
ein wort erzwingt
eines mit großem S
aber er weinte nur schleim
nannte es seinen liebeseiter
und die zukunft, ja unsere
würde es mir schon zeigen
da färbte ich sein gesicht
bis es sich für ihn schämte
in altrosée, wie sein knitterfreies
hemd von c&a, und presste es
zwischen den seiten
meiner enzykliken
zweidimensional - roch seine haut
nur noch nach umweltschutzpapier
staubläusen - im traum zog ich ihn
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
bitter
gut
die verwandlung von aktiv & passiv,
die bilder...
fein gesponnen
gut
die verwandlung von aktiv & passiv,
die bilder...
fein gesponnen
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).
Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel
Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel
Liebe Flora,
noels Kommentar ist kurz, aber sie trifft es fein - ein Schwächling mutiert über einen schwachen (mitleidigen?) (TRaum-)moment* fast zu einer Mächtigkeit, die nur aus seiner Niederträchtigkeit entstehen kann, die wiederum andere ihm untergeschoben haben (das lyr. Ich spiegelt für mich neben "einer Frau" auch das ganze Wir, das dem Wiederling entgegen steht, ihn erschafft, wider). Was dazu führt, dass er endgültigkeit ausradiert oder sagen wir lieber hineinradiert wird, zur Geschichte gerät. Ich musste irgendwie an meinen Kaspar aus "rubato" denken, weil du ebenso mit den Wirklichkeitsebenen Realität/Fiktion spielst. Nur ust hier noch weniger Mitleid, weil von Anfang an definiert ist, dass er der Wiederling ist (finde ich übrigens toll gesetzt, den Titel, durch die Wiederholung erinnert mich das Wort irgendwie an Schmetterling, die Schau des Widerlings gerät zum (gewaltgefülltem) Flattern (der aufgeschlagenen Seiten von Büchern und "anderem") zwischen dem geordnetem wie etwa dem C&A-Hemd.
*wobei dieser ja eher wie eine Strafe eines Kindes wirkt, aber eben sexuell konnotiert (was sehr schön die Erschaffung des Widerlings zeigt)
Für mich ein Text, der zeigt, wie die Sicht auf einen Menschen bestimmt, was er ist (so stark bestimmt, dass sich dessen so erschaffenes Sein schon wieder auf den Betrachter (bedrohlich) auswirkt).
Sowas aufzuzeigen gefällt mir sehr sehr gut!
liebe Grüße,
Lisa
noels Kommentar ist kurz, aber sie trifft es fein - ein Schwächling mutiert über einen schwachen (mitleidigen?) (TRaum-)moment* fast zu einer Mächtigkeit, die nur aus seiner Niederträchtigkeit entstehen kann, die wiederum andere ihm untergeschoben haben (das lyr. Ich spiegelt für mich neben "einer Frau" auch das ganze Wir, das dem Wiederling entgegen steht, ihn erschafft, wider). Was dazu führt, dass er endgültigkeit ausradiert oder sagen wir lieber hineinradiert wird, zur Geschichte gerät. Ich musste irgendwie an meinen Kaspar aus "rubato" denken, weil du ebenso mit den Wirklichkeitsebenen Realität/Fiktion spielst. Nur ust hier noch weniger Mitleid, weil von Anfang an definiert ist, dass er der Wiederling ist (finde ich übrigens toll gesetzt, den Titel, durch die Wiederholung erinnert mich das Wort irgendwie an Schmetterling, die Schau des Widerlings gerät zum (gewaltgefülltem) Flattern (der aufgeschlagenen Seiten von Büchern und "anderem") zwischen dem geordnetem wie etwa dem C&A-Hemd.
*wobei dieser ja eher wie eine Strafe eines Kindes wirkt, aber eben sexuell konnotiert (was sehr schön die Erschaffung des Widerlings zeigt)
Für mich ein Text, der zeigt, wie die Sicht auf einen Menschen bestimmt, was er ist (so stark bestimmt, dass sich dessen so erschaffenes Sein schon wieder auf den Betrachter (bedrohlich) auswirkt).
Sowas aufzuzeigen gefällt mir sehr sehr gut!
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Flora,
mir gefällt hier der Balanceakt zwischen Realem und Unwirklichem, Phantastischem.
Das C&A Hemd hat eben die gleiche Daseinsberechtigung wie der schleim, den er weint - und dies wiederum zeigt, wo der Widerling entsteht (wieso er auch der Wiederling ist, weiß ich allerdings nicht).
Sehr gelungen.
Liebe Grüße
Max
mir gefällt hier der Balanceakt zwischen Realem und Unwirklichem, Phantastischem.
Das C&A Hemd hat eben die gleiche Daseinsberechtigung wie der schleim, den er weint - und dies wiederum zeigt, wo der Widerling entsteht (wieso er auch der Wiederling ist, weiß ich allerdings nicht).
Sehr gelungen.
Liebe Grüße
Max
Hallo Lisa,
dank dir für den spannenden Kommentar, das ist immer ein Genuss bei dir... auch für den Verweis auf "rubato". (Das ist einer deiner Text, den ich jedesmal wieder neu entdecke und dann auch etwas mehr verstehe, der sich mir aber in vielem auch noch verschließt. Auch feine Kommentare dort.)
Hallo Max,
Dank dir für die Rückmeldung!
Liebe Grüße euch
Flora
(Ich freu mich gerade, dass es hier im Wettbewerb nun doch noch so lebendig wird!)
dank dir für den spannenden Kommentar, das ist immer ein Genuss bei dir... auch für den Verweis auf "rubato". (Das ist einer deiner Text, den ich jedesmal wieder neu entdecke und dann auch etwas mehr verstehe, der sich mir aber in vielem auch noch verschließt. Auch feine Kommentare dort.)
Da habe ich gezögert, weil ich darin schon auch die Gefahr sehe, "Schuld" zu einfach ab, oder weiterzuschieben, also einem Text/Sprache dann auf andere Weise zu verfallen, in der Auflehnung sozusagen. Dein letzter Abschnitt zeigt sicher auf die Gefahr der anderen Seite, was ich sehr wichtig finde, dieser Gedanke der Erschaffung. Dazwischen wäre dann für mich wohl der Text angesiedelt, dass er nach beiden Seiten ausschlagen kann in seinem Flattern. (Ich musste übrigens auch an Schmetterlinge denken. )die wiederum andere ihm untergeschoben haben
Das gefällt mir sehr!Was dazu führt, dass er endgültigkeit ausradiert oder sagen wir lieber hineinradiert wird, zur Geschichte gerät.
Hallo Max,
Ich würde das vielleicht noch erweitern, "wo der Widerling im Lesen entsteht". Ein Wiederling ist er, weil er/die Situation/es immer wiederkehrt, sei es real, evoziert, oder im Traum, was ja durch die letzte Zeile und den erweiterten Titel auch nochmal aufgegriffen wird.dies wiederum zeigt, wo der Widerling entsteht (wieso er auch der Wiederling ist, weiß ich allerdings nicht).
Dank dir für die Rückmeldung!
Liebe Grüße euch
Flora
(Ich freu mich gerade, dass es hier im Wettbewerb nun doch noch so lebendig wird!)
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Liebe Flora,
ja, ich habe das durchaus als polarisiertes Modell empfunden (der Widerling und die "andere"), das durch eben das Flattern durchbrochen wird - es gibt ja im text ein hartes Hin- und Her und ich sehe es durchaus so angelegt, dass in Bezug auf den Übertragungsmoment so "personenklare" Grenzen herrschen, wer der Wiederling ist und wer "nicht" -.
liebe Grüße,
Lisa
ja, ich habe das durchaus als polarisiertes Modell empfunden (der Widerling und die "andere"), das durch eben das Flattern durchbrochen wird - es gibt ja im text ein hartes Hin- und Her und ich sehe es durchaus so angelegt, dass in Bezug auf den Übertragungsmoment so "personenklare" Grenzen herrschen, wer der Wiederling ist und wer "nicht" -.
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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