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WORT DER WOCHE ~ einigeln ~
Verfasst: 25.04.2014, 18:45
von ecb
WORT DER WOCHE
- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -
~ einigeln ~
Verfasst: 26.04.2014, 17:03
von Mucki
Verfasst: 27.04.2014, 22:42
von Zefira
In Ulrich Holbeins genialem Buch "Sprachlupe" macht sich der Autor unter anderem Gedanken über Verben, die kurz vor Wortende noch ein quasi implantiertes "l" aufweisen. Das entsprechende Kapitel ist überschrieben "Vom Unterschied zwischen geigen und fiedeln". Tatsächlich sind Verben der oben genannten Art, wie er ausführt, nicht so ganz ernst zu nehmen, irgendwie anfängerhaft, nicht zünftig. Er nennt als Beispiele saufen und süffeln, werken und werkeln, deuten und deuteln, tanzen und tänzeln oder - weniger klanggleich - eben geigen und fiedeln, klettern und kraxeln, singen und knödeln, kritisieren und kritteln. Keine ernsthafte Entsprechung haben Verben wir mümmeln, häkeln, schummeln, jodeln, blödeln - alles irgendwie nicht ernstzunehmende Tätigkeiten (rammeln und vögeln wird am Rande auch genannt). Übersehen hat Holbein den Unterschied zwischen sich einigen und sich einigeln. Dabei ist dieses Wortpaar ein schlagender Beweis für seine These. Vernünftige Leute einigen sich. Wer sich stattdessen einigelt, dem ist nicht mehr zu helfen, der hat's versemmelt und muss in Hinkunft im Schmollwinkel (auch hier das fatale l) einsiedelnd vor sich hingrummeln.
Verfasst: 27.04.2014, 23:40
von aram
da muss ich jetzt was regeln oder einpegeln: dieser autor wird sich kritik einhandeln, die es auf ihn hageln wird, wenn er meint, einseitig material sammeln und damit auf den busch trommeln zu müssen - auf den spuren des popularismus zu wandeln und beispiele zu bündeln, die den durchblick abriegeln, da werden nicht alle jubeln; dafür müsste er seine überlegungen schon genauer abzirkeln - ich könnt ihn überflügeln, aber da ich nicht handeln mag (ist mir gar zu schrullig), werd ich mich wieder einigeln.
Verfasst: 27.04.2014, 23:44
von Zefira
Aber du wirst zugebeln müsseln, dass fliegen viel souveräner ist als überflügeln. Überflügeln ist kleinlicher Wettbewerlb, fliegen ist fliegen! Und wer zu trommeln wagt, den überpauke ich locker.
Verfasst: 27.04.2014, 23:52
von aram
ja - du wirst zugebeln müsseln, dass das auch ein ganz neues lichtl auf das wort "handeln" wirflt - ich hätte nicht so unüberlegt handeln sollen .-)
Verfasst: 28.04.2014, 10:49
von Quoth
Ich finde Holbeins Betrachtungen sehr treffend für Verben, die durch ein l "angereichert" werden, aber nicht für Verben, die von Nomen auf -el abgeleitet sind. Aber das wird hier aus humoristischen Gründen wohl absichtlich in einen Topf gewürfelt.
Gruß
Quoth
Verfasst: 28.04.2014, 13:46
von Zefira
Ei Quoth, heute morgen stand da noch "geworfelt", das gefiel mir viel besser!!! *beleidigt*
Verfasst: 28.04.2014, 17:10
von Quoth
Hallo Zefira, das stand da höchstens 20 Sekunden, dann habe ich es - trotz der immanenten Anspielung auf Benjamin Whorfs berühmte These - durch gewürfelt ersetzt.
Zwei weitere Beispiele für Verben mit implantiertem l: kochen und köcheln, lieben und liebeln, während ich bei graben und grübeln schon zweife und schmunze.
Gruß
Quoth