Re: WORT DER WOCHE ~ geizig ~

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 17.01.2015, 02:46

WORT DER WOCHE

- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 5 Tage Zeit -


~ geizig ~
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 17.01.2015, 03:40

Nur fünnef Tage Zeit? Mit den Tagen geizend? Wenn man verschliefe, ja, dann schon. Bild

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.01.2015, 17:24

Der reinste Geiz der Geize

Eine Glasscherbe
sollte mein Leben enden lassen,

eine ganz kleine, glänzende
schöner als ich.

Stell sie dir vor,
im Sonnenlicht
das ergibt doch
Sinn.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Peter

Beitragvon Peter » 21.01.2015, 20:19

Er hat sich daran gewöhnt, dass es ihn nur noch alle zwei Wochen gibt. Dazwischen laufen die Pflaster- und Kopfsteine unter seinen Schuhen einher, die weißen, bei Schnee und Regen rutschigen Kopfsteine der Fußgängerzone, die grauen konglomerierten Knochensteine der Parkplätze. Ganz deutlich ist er ein anderer geworden, so sehr, dass er den anderen bereits im Spiegel sieht. Der andere hat Husten, eine immer noch hinausgeschleppte Erkältung, die zu einer Entzündung der rechten Gaumenmandel führte, sodass er kaum noch sprechen konnte. Er war also wieder krank ein zwei Tage, lag ein zwei Tage im Bett, träumte von der Leere seiner selbst und schwang sich wieder, beinah in Zerstörungslust, in die Tage hinaus. Wach und er selbst wird er nur noch alle zwei Wochen, wenn er sein ernsthaftes Wochenende beginnt, wo er nicht trinkt, stattdessen spazieren geht und das Wort und sich selbst in allerlei Büchern und ernsthafter Beschäftigung sucht. Zu seiner Idee ist ein Buch geworden, das sich im konkreten, aber auch metaphorischen Sinn mit Steinen beschäftigen soll, nicht besonderen Steinen, sondern solchen, die er am Wegrand findet, und die zumeist schwarz oder dunkelblau oder violett sind und glänzen. Es soll ein Buch über Steine sein, die fassbare Leeren bilden in der Hand; Steine, die Geist besitzen, wenn sie glänzen und die trocken und unscheinbar werden, wenn sie im Zimmer liegen. Wie ehemals für die Pilze, schlägt er nun weitere und unbekannte Wege in der Hoffnung auf solche Steine ein und hat ein ähnliches Glück, oder diese Art Selbstfindung, wie den Pilzen gegenüber, wenn er einen solcher Steine förmlich aufgespürt hat; der dann oft in einem Tal, wo es verschneit ist und gefroren oder auf einer Anhöhe mit den weiten Hügelketten auffällig seitlich und bedeutungslos daliegt.

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Eule
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Beitragvon Eule » 21.01.2015, 23:56

Zitat

Geizig zeigte er
Sich gelegentlich

Vor allen zwischen
den Schlafphasen.
Ein Klang zum Sprachspiel.


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