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WORT DER WOCHE ~ flin ~

Verfasst: 22.10.2021, 11:07
von birke
WORT DER WOCHE

- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -


~ flin ~

Verfasst: 22.10.2021, 23:50
von jondoy
Albita und Flin lernten sich auf der Brücke über den Grenzfluss Pruth zwischen Ocancea und Cahul kennen.
"Wenn ich jetzt nach rechts umfalle..." erklärte sie ihm auf der Brücke, und bog dabei, mit ihren Händen voraus, ihren Körper bogenförmig immer weiter nach rechts, bis sie beinahe ihr Gleichgewicht verlor, ehe sie im letzten Moment wieder zürückkippte, "...dann, falle ich aus der EU raus.".
Flin sah sie sprachlos an, fast hätte er vor Schreck nach ihr gegriffen.
Ungerührt las sie ihm aus den Augen und fragte schließlich :
"Und, wovon träumst du, von Irland, dem Land der untergehenden Sommersprossen?"
"Wie kommst du denn da drauf?", antwortete er irritiert.
"Wegen der Herkunft deines Namens", fauchte sie ihn gelassen an.
"Du kennst die Herkunft meines Namens?" fragte er ungläubig.
Als sie ihm nichts darauf erwiderte, begann er zu erzählen: "Den hat meine Mutter für mich ausgesucht. Sie hat extra einen längeren Vornamen für mich ausgewählt, als zu der damaligen Zeit, als ich auf die Welt kam, Mode war, keinen kurzen wie beispielsweise Pi oder Ben.
Wenn ich später danach fragte, warum denn so einen langen, sang sie mir anstelle einer Antwort mit ihrer melodischen Stimmte vor: "In Flin ist 25 Prozent mehr drin".
Der Vorname ist ihr unter einem Baum in den Schoß gefallen. Vielleicht war eine Eule auch dran beteiligt.
Er gefiel ihr auch deshalb so besonders, weil niemand seine genaue Herkunft und Bedeutung kannte. "Du füllst ihn mit Herkunft, durch dich kriegt er Bedeutung", erklärte sie mir einmal."

"Er hat einen schönen Klang", bemerkte Albita, drehte sich dann von ihm weg und blickte über das Brückengeländer hinunter aufs Wasser. "Diese Brücke schenk ich dir zum Nichtgeburtstag," sagte sie nach einer Weile, ohne sich nach ihm umzudrehen. "Du darfst sie mitnehmen. Soll ich sie dir sprengen und einpacken?".
"Nur, wenn du nicht drauf stehst".
"Danke für das Kompliment." erwiderte sie und lächelte insgeheim.