unmerklich

Gast

Beitragvon Gast » 03.07.2006, 08:07

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, ihre Texte zu löschen. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
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leonie
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Beitragvon leonie » 03.07.2006, 17:44

Liebe Gerda,
dieses Gedicht gefällt mir ausgesprochen gut. Ich finde dieses „Nicht-mehr-Aufhören-Können“ zu stricken, weil sich da etwas verselbstständigt hat, sehr stark. Irgendwie fällt es mir gerade schwer, das in Worte zu fassen. Aber mir gefällt Dein Text wirklich sehr gut!
Liebe Grüße
leonie

Gast

Beitragvon Gast » 03.07.2006, 23:14

Vielen Dank, liebe leonie, für diese Betrachtung. so habe ich es bisher nicht gesehen...
Eher von der Seite des Lesenden oder Zuhörenden, der nicht mehr "gefüttert" werden will.
Aber du hast natürlich Recht... ans Aufhören ist nicht zu denken und danke fürs Lesen und das Feeedback.
Abendgrüße
Gerda

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.07.2006, 00:25

Gerda,
die kurzen Sachen stehen dir,
und wieder kürze ich für mich
die letzen beiden Zeilen der ersten Strophe, in diesem Falle.

moshe.c

Gast

Beitragvon Gast » 06.07.2006, 09:36

Hallo moshe,

vielen Dank für die Rückmeldung, kannst du mir sagen, weshab du auf
"wortgewebe überdrüssig" verzichten würdest?
LGG

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.07.2006, 09:53

Für mich steckt das implizit im Dadrüber drinn und erweckt bei mir die Unzufriedenheit etwas gesagt zu bekommen, das ich schon weiß.
Beim Sprechen muß ich in der ersten Strophe zwei Tempi verwenden, also im zweiten Teil der ersten Strophe mit der Geschwindigkeit langsamer werden und die Stimme tiefer setzen, um den Sinn hinzubekommen. Das hätte ich mir gern für die letzte Strophe aufgehoben, um die Wirkung dieser zu erhöhen.

MlG

moshe.c

Gast

Beitragvon Gast » 06.07.2006, 10:23

Danke für den Hinweis, ich denke darüber nach
LGG

aram
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Beitragvon aram » 08.07.2006, 04:29

hallo gerda,

diese stellen gefallen mir sehr gut:

legtest mir
zahllose
silben in den mund
weil du sie gern
verwoben hörtest?

und
weiter strick ich sätze
und ersticke daran

(d.h. die aussage - das bild vom ersticken empfinde ich etwas plakativ.
dem "strick" würde auch das -e guttun - oder wolltest du "stricke und ersticke" vermeiden? - "weiter häkle ich sätze"? - ich würde ja den kurzen schlusssatz "weiter erstricke ich sätze." noch stärker finden - aber das ist wohl mehr mein persönlicher stil?)


unsicher ob ich inhaltlich verstehe macht mich der erste halbsatz -

schließen "gabst du nicht meinem denken nahrung" und "legtest mir zahllose silben in den mund" einander nicht aus?

es heißt ja nicht - "gabst du meinem sprechen nahrung" - - ich möchte es so lesen, dass du die unschärfe zwischen denken und sprechen thematisierst, die verwechslungsmöglichkeiten, denen das bewusstsein zum opfer fallen kann - aber sicher kann ich mir nicht sein, der text liefert selbst keinen 'beleg' für diese lesart: "in den mund legen" empfinde ich schon sehr direkt in seiner bedeutung, lässt mir die erweiterung "ins denken legen" eigentlich nicht zu - vielleicht verstehe ich also ganz falsch - wenn ich "verwoben" auf 'denken + silben' beziehe, wird es interessanter - und ziemlich beängstigend: das 'eigene' denken drückt sich in 'fremder' sprache aus...

moshes vorschlag und seine begründung vollziehe ich zu 100% nach - der text wird so noch deutlich stärker /prägnanter, finde ich.

(löst auch die wiederholung "verwoben"/ "wortgewebe" auf, die ich schwächend empfinde.) -

das "nicht"in z1 könnte man auch weglassen: es bedeutet ja tendenziell, dass das lyr.ich bewusst mitbekam, was geschah.

nachdenkliche grüße,
aram

p.s. ich fass mal alle anmerkungen zusammen - und ersetze noch "unmerklich / schleichend" durch "langsam", um die verknappung auszubalancieren:

gabst du
meinem denken
nahrung
und legtest mir
zahllose
silben in den mund
weil du sie gern
verwoben hörtest?
langsam
bist du satt
geworden -

weiter erstricke ich sätze.

pps. habe diese 'ungefragten eingriffe' mehr für mich gemacht, um mir den text zu erschließen - ursprünglich wollte ich nur anmerken, dass mich dein gedicht anspricht.

Gast

Beitragvon Gast » 08.07.2006, 09:36

Guten Morgen aram,

erst einmal vielen Dank §blumen§
dass du dich derart ausführlich mit meinem Text auseiandergesetzt hast.
(Manchmal vermisse ich das bei meinen Texten)
Ich werde mir deine Kritik sehr genau ansehen und schauen, ob meine Intention erhalten bleibt, aber das wird sicher nicht von jetzt auf gleich geschehen.

Schönes WE
LGG

Gast

Beitragvon Gast » 11.07.2006, 00:45

Hallo aram, ich muss eine Panne gestehen, ich habe versehentlich eine ältere Version des Gedichts gepostet, die ich noch einmal überarbeitet habe.
Damit sich das Chaos für andere Leser in Grenzen hält, setze ich das "Original" unter das oben gepostete.
Tut mir leid, aber ich hatte einen großen Beinahe-Komplett-Daten-Verlust im April, so etwas sind dann noch Nachwehen.

Es sind nicht alle Punkte "erschlagen" die du bemängelt hast, das nicht, aber ich kann dich nur bitten, diese "neue" Version noch einmal zu lesen und mit deinen bisherigen Überlegungen zum Text zu vergleichen.
Das "denken" wiederholt sich jetzt am Schluss... denn zum stricken kommt das lyr. Ich nicht mehr..
Es soll schon ersticken sein... ja so ist meine Intention...
Denn stell dir vor, das Lyrich hatte eine Muse, die es nicht nur beflügelte zu schreiben, sondern die auch geduldig zuhörte... das lässt erst langsam nach, dann wir es zusehends weniger... noch weniger... aus.
Die Gründe, sind außen vor.
Das Lyrich, kann damit nicht umgehen... braucht dringend diesen Zuhörer

Liebe Grüße
Gerda


Hallo Moshe,
lies bitte mal, was ich an aram bezüglich der Textversion geschrieben habe.

LGG

aram
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Beitragvon aram » 11.07.2006, 02:13

hallo gerda!

na, soviel ist ja nicht anders - neu dazugekommen ist nur "bist schleichend fett geworden" - was ich recht witzig finde.
...meine anmerkungen sind also grundsätzlich alle noch "gültig" ;-)

den schluss finde ich schwächer - an gedanken zu ersticken ist etwas weit hergeholt, oder denkt das lyr.ich im hals?
überhaupt dieses "ersticken" - das lyr.ich stirbt ja nicht - oder doch? willst du mit dem text "todeszuckungen" beschreiben? dann stimmt es natürlich - ansonsten ist das bild unpassend übertrieben.
- das ist für mich so unreflektierte verwendung von sprachbildern die ich nicht mag, denn: die übertragene bedeutung von "ersticken", das "gefühl, zu ersticken", das vermutlich gemeint ist, läßt sich sicher individueller und treffender beschreiben als mit dieser worthülse.

liebe grüße,
aram

Gast

Beitragvon Gast » 15.07.2006, 10:15

hm, aram ich denke noch darüber nach...
... wodurch kann ich ersticken ersetzen, denn um dieses Gefühl, genau dieses Gefühl, an den eigenen Gedanken, Worten zu ersticken, weil das lyr. du nicht mehr hin- oder zuhört, oder sich dem lyr. Ich entzieht, das beschreibe ich, darum geht es mir, es ist das Wichtigste überhaupt am Text.

Das nicht zu beginn kann ich nicht weglassen, der Text verliert dann seinen Character..
Vielleicht lese ich es in der HÖRBAR (aufgenommen habe ich es), dann wird es hoffentlich klarer.

Ich danke dir, auch wenn ich im Moment noch unschlüssig bin, des Erstickens wegen, dass du dich mit meinen Text auseiandergesetzt hast.

Liebe Grüße
Gerda

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.07.2006, 10:45

Hallo,
die Problematik des "ersticken", die aram anspricht, kann ich einerseits nachempfinden. Andereseits finde ich es in diesem Fall spannend, dass man auch an die Parallelität von Luft- und Speiseröhre (sprechen - essen) denken kann und so ein rundes Bild hat (weil es damit auch fett etc. einfängt). ...

Ich finde diese problematik in Bezug auf das KOmmunizieren spannend, sie kehrt bei dir immer wieder, Gerda. Ich selbst kenne genau diese Spannung, diese problematik so nicht...(denk zum Beispiel an mein "Vatersprache", das ist was anderes), um so interessanter zu lesen!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

aram
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Beitragvon aram » 15.07.2006, 11:22

hallo gerda!

das gefühl, an worten zu ersticken, kann ich sehr gut nachvollziehen - das gefühl, am denken zu ersticken, auch wenn es "uneigenes denken" ist, ist mir aber fremd - am denken zugrunde gehen sehr wohl, aber für mich wäre "ersticken" da kein passendes bild - deshalb mein verdacht, dass es nicht gut umschrieben ist, aber für dich scheint es zu stimmen.

mein zweiter punkt war eben die frage, ob nicht zwischen (tatsächlichem) "ersticken" und dem "gefühl, zu ersticken" unterschieden werden sollte - d.h. ob es nicht eine übertreibung darstellt, ersteres in einem sich nicht hinterfragenden aussagesatz zu verwenden
(letztlich halte ich das für eine abwägungsfrage der stimmigen distanz des lyr.ich, während es seine eigene situation ausdrückt - also nicht der distanz im moment des erlebens, sondern im moment der beschreibung)

liebe grüße,
aram


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