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Kleingeld

Verfasst: 13.10.2006, 00:51
von Thomas Milser
thomas milser
21/II/1990



Kleingeld

Krebskranke Tauben scheißen
mit über Dachrinnen hängenden Ärschen
auf uns runter

Wir laufen
auf Gummisohlen
durch Rinnsäle von Pisse

Tritte von Stiefeln in Unterleibe
ein Messerstich hier und da
auch mal ein Mord
für dreißig Mark
und ein bisschen Kleingeld

Wir wälzen uns
im Ruß der Fabriken
und kauen schmatzend den Schmand

Und bereits in den Trümmern sitzend
singen wir immer noch
das Großstadtlied

Verfasst: 13.10.2006, 00:53
von Thomas Milser
Hey Leute,

bitte keine Änderungsvorschläge. Das Ding ist über 16 Jahrte alt und bleibt so.

Eure Empfindungen interessieren mich.

Tom.

(Kein Titel)

Verfasst: 13.10.2006, 01:23
von aram
na, wo kommst du denn her .-)

... und wie hat es sich seither weiterentwickelt?

beeindruckte grüße,
aram

ernsthaft die anschaffung eines säurefesten, kugelsicheren ganzkörperkondoms in erwägung ziehend




das gabs doch bei diesem spezialversand, der auch doppeltkorallenresistenten ubootlack führt

Verfasst: 13.10.2006, 01:32
von Thomas Milser
Thanks, aram.

es gibt keinen Ruß mehr. das sind Schimanski-Märchen. wir sind wahlweise Hartz IV oder Dienstleister geworden, alle miteinander. das hat sich entwickelt. und auf Industriebrachen blühen jetzt Birken, Goldfinger und Ginster. Wir haben auch wieder freilebende Füchse und Rotwild im Duisburger Wald, und metergroße Karpfen in den Seen. Flußkrebse in Rhein und Ruhr, Aale und Barben. Alles da. das sind Indikatoren dafür, dass man überall bedenkenlos schwimmen kann. Flußkrebse sind pingelig, die kommen nicht überall hin. im rhein musst du aber tierisch Obacht geben auf die Strömung. wie im normalen Leben.


wie ich mich entwickelt habe, kann ich von innen schwerlich beurteilen. die sichtweise ist keine andere heute. man wird nur gelassener, dafür aber schärferzüngig. schreibt anders.

du kannst wie gewohnt im Sakko kommen, wir sind hier alle ganz umgänglich, und ich hab geputzt vorher. Ehrenwort.

erzähl mir nicht, Berlin sei anders. und Wien auch nicht. keine Großstadt ist anders.

Tom

Verfasst: 13.10.2006, 01:45
von aram
morgen tom,

na, ich behaupte ja nicht, dass es in berlin nichts anderes gibt als ich z.b. gerade in als du im herbst beschrieben habe (das spielt mitten in der stadt) was ich schön finde ist, dass es in meiner wohngegend keine tauben gibt. aber meisen und elstern.

genug der idylle. ich finde die schlussaussage deines textes sehr interessant, aber sie ist etwas überlagert durch die 'aufgekratzten' bilder davor. könnte sonst eindringlicher ankommen, doch das dramatische pulver ist bis dahin schon verschossen.

ok. dann komm ich im sakko - danke der beruhigung.-)

aram

Verfasst: 13.10.2006, 01:48
von Thomas Milser
klar, als reine lyrik-aufgabe ginge das besser...
als Momentaufnahme nicht...

und leise klingt der schlussakkord in Moll...


nelke im knopfloch?

Verfasst: 13.10.2006, 01:51
von aram
ok., dann kriegst du jetzt auch noch meinen 1000sten beitrag ab - ohne nelke, dafür mit schnorchel + sauber gefalteter plastiktüte in der innentasche - man weiß ja nie...

Verfasst: 13.10.2006, 01:56
von Thomas Milser
na, dann nimm halt mein 100stes Thema zur Kenntnis (ach,hast du ja schon), und wir saufen einen gemeinsam drauf. Prost Herr Kollege. Heute ists mal Chianti. Milser macht auf fein, weißt du?

Tom

Verfasst: 13.10.2006, 01:57
von Thomas Milser
Glückwunsch und willkommen in der Reihe der Bekloppten, die so vielZeit in den Salon stecken...

Verfasst: 13.10.2006, 02:03
von Thomas Milser
Heute sieht ein Text in dieser Art so aus:

http://www.blauersalon.net/online-liter ... 2544#32544

Verfasst: 13.10.2006, 10:26
von Paul Ost
Lieber Thomas,

ich bin ja auch ein Kind des Ruhrgebietes, war aber offensichtlich an einem anderen Ort...

Obwohl mir das mit den krebskranken Tauben schon zusagt.

Aram, irgendwie weiß ich sogar, wer der berühmteste Taubenbekämpfer in Berlin ist. Angeblich soll der jetzt auch schon Entwicklungshilfe im Revier geleistet habe. Du kannst da ja mal einen Kennerblick drauf werfen. Zu den Elstern fällt mir folgender Reim ein. Fang mal zu zählen an.

One for sorrow,
two for joy,
three for a girl,
and four for a boy,
five for silver,
six for gold
seven for a secret,
never to be told.

Beste Grüße

Paul Ost