MASKEr ADE des Dichters
Verfasst: 06.02.2007, 13:18
Grafik um Text ergänzt, weil Grafik zu verwirrend, Text nur Entwurf!!
Legende zur Masker ade des Dichters
Wenn der Mond das Angstauge in Dunkel hüllt, lässt der Dichter seine federleichte Leiter hinab und klettert in seine Träume. Die Buchstaben leuchten wie Sterne am Himmelszelt und jeden einzelnen, den er sich herunterpickt, fügt sich unter seiner Feder mit anderen zu einzelnen Worten.
Der Dichter kostet sie, hält sie aneinander, jongliert und langsam, ganz langsam, Wort für Wort, entsteht die Welt, nach der er sich immer gesehnt hat, von der er nur eine Ahnung hatte. „Jetzt“, fragt sich der Dichter, „hier, in diesem Dunkel?“
Er hatte immer angenommen, es müsse licht sein an solch einem Ort und zu solch einer Zeit. Sonst wäre sie nicht gut, für ihn.
Zunächst sind unter dem Dichter nur ein paar Felder zu sehen, für die es sich nicht lohnt, ganz hinabzusteigen. (Das sagt der Dichter sich nur, weil er in Wirklichkeit noch um sich fürchtet. Nein, er ist kein Feigling, man muss sein Zögern schon verstehen, denn ganz bis zum Boden reicht die Leiter nicht, es ist ein Sprung nötig und Sprünge kosten Schmerzen.)
Wie er da so zaudernd an seiner Leiter hängt, sieht er vielleicht plötzlich einen Hund oder ein anderes Tier Satz für Satz durch die Szene fliegen, so bunt, dass der Dichter seine Angst vergisst. „Ungeliebte Masker ade!“ ruft er entzückt aus und wagt den letzten Sprung - hinab in den tiefen Grund.
Knisternd landet er auf den Feldern und folgt der Fährte des Tieres, wühlt beim Zeichenlesen Worte zu kleinen Türmen, die umstürzen und erste Bäume formen, auch ein paar Straßen ergießen sich aus dem Gewühl, alles blüht und lebt, der Dichter lacht, dass er sich den Bauch halten muss, so schön und wild wächst alles heran. Doch mitten im Treiben erstarrt er mit einem Mal, denn vor ihm steht das erste entstandene Haus.
Der Dichter hält ein, sein Herz ist schneller, klopft laut an die Tür. Niemand sagt „Herein!“, aber der Dichter reckt trotzdem den Hals über die Schwelle. Weißes Licht schlägt ihm entgegen, geblendet hält er die Hand vor seine Augen, die sich erst gewöhnen müssen. Und was er dann sieht, verschlägt ihm die Sprache. Ein wunderschönes, weißes Mädchen schaut ihm entgegen, winkt ihn, nun, da sie seine Umrisse sieht, herein. Doch da bekommt der Dichter es wieder mit der Angst zu tun. Nein, so, mit dem, was er jetzt ist, kann er dem Mädchen doch nicht vor die Augen treten, so doch nicht. Er ist verschwitzt, seine Feder zerzaust, ohne Hab und Gut, ein armseliges Fragezeichen von einem Mensch. Und bevor das weiße Mädchen ihn richtig erkennen kann, rennt der Dichter aus der Tür, seine Hast schlägt Wellen, draußen haben sich inzwischen unzählige Häuser, Mobile, Straßen und Winkel aufgetürmt, der Dichter rennt durch sie hindurch, seine Absätze hallen an den Gassenwänden, er weiß nicht wohin, wohin nur, wohin, rennt, bis ihm der Atem streikt und er unter einem großen Buchstabenkirschbaum zusammensinkt.
Wieder ruhiger schaut er sich um, beginnt all die Worte um sich zu ordnen. Es muss etwas gelingen, es muss etwas Großes werden, etwas Gutes, etwas, um das jeder weiß, aber niemals gehört hat. Erst dann wird es groß genug sein, dass die anderen dem Mädchen davon erzählen und dann wird es zu ihm kommen und ihn lieben und endlich, endlich wird der Schmerz aufhören und er wird bleiben können.
So türmt er ohne Punkt und Komma Wort für Wort aufeinander, immer größer werden die Gewölbe, Geländer, Dächer und Etagen, keine Grenzen sind mehr zu erkennen, alles hängt ineinander, ein riesiger Moloch wächst heran, doch der Dichter merkt es nicht mehr, treibt es zu weit, schon längst ist er dem Fieber verfallen, ein Palast, die ganze Welt muss ein Palast werden, so hoch, dass es kein höher mehr gibt, nichts darf ausgelassen werden.
Und dann kommt tatsächlich die Stunde, in der die Türme des Palastes in den Himmel stoßen. Die Wolken bekommen Kratzer und regnen den Tag herab, die Papierstädte weichen dem Morgen und der Dichter muss erwachen und schlägt die Augen auf. Kurz zittern ihm die Beine beim Aufstehen, aber sie wissen noch, wie man zu laufen hat, dann kleidet er sich an, rückt die Maske GErade. Manchmal, unterwegs, hört er, wie die anderen ihn rufen. „Narziss“ rufen sie und er kommt oder tut, was sie sagen, aber verstehen, warum sie ihn so nennen, kann er nicht.
Wenn der Dichter nur wüsste.
Doch es ist gut, dass er nicht weiß, denn dann träumte er so fest, dass wir verloren wären. Denn das sind wir ohne seine Erzählungen von dem, was er verloren glaubt, obwohl er es nie besaß.