Der Ball

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 01.03.2007, 14:51

Wieder und wieder
trat ich den
zitronengelben Tennisball
gegen die alte Mauer
hinter der Garage.

Stunden
pock
Tage
pock
Wochen
pock

Seine leuchtende Farbe
hatte er längst
verloren.

Monate
pock
Jahre
pock, pock, pock

Bis zu jenem Morgen,
als er spurlos
verschwunden war.

Später sah ich ihn
im hohen Gras liegen
und hob ihn nicht auf.



Änderung:
Ein pock war noch großgeschrieben, siehe Kommentar von aram
Zuletzt geändert von Jürgen am 02.03.2007, 09:43, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 01.03.2007, 17:35

Lieber Jürgen,

das gefällt mir sehr gut.
der gelbe Tennisball, den das Lyrich noch im Auge hat, symbolisiert für mich das Zurücklassen der Kindheit.
Das Lyrich hegt offenbar keine Resentiments, dass die Kindheit vorbei ist. Du beschreibst keinen Schmerz, nichts Aufregendes, sondern eher einen Prozess, wie er einem Teil des Lebens entspricht:
Man ist erwachsen und Plopp. ;-)
Das Plopp durch die Zeit finde ich sehr gelungen. Erst dachte ich, du könntest evtl. bei den erzählenden Versen noch ein wenig verdichten, aber nach nochmaligem Lesen empfinde ich diesen Gegensatz, als zu den anderen Versen passend.

Liebe Grüße
Gerda

Huch, da steht ja "Pock"... jetzt bin ich verwirrt...

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 01.03.2007, 21:59

Lieber Jürgen,

ich kann den Ball direkt hören, wie er gegen die Mauer pockt, es ist Sommergefühl, sogar der Geruch von Hitze liegt in der Luft.

Dann ist er weg, damit das Spiel zu Ende, wird wohl abgelöst von neuem und wieder neuem, bis man groß ist.
Das Später ist eine treffende Umschreibung für Groß geworden sein, finde ich.
Das hohe Gras deutet darauf hin, dass der Ort, das Haus der Kindheit (?) nicht mehr bestellt wird.
Schade, dass LyrIch den gelben Tennisball nicht aufhebt. Aber wer weiß, wie die Kindheit war? Vielleicht hat LI keine große Freude, sie zu erinnern.

Gefällt mir sehr gut in der Abwechslung, dem Tempo.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

aram
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Beitragvon aram » 02.03.2007, 02:38

lieber jürgen,

das lapidare an diesem text gefällt mir sehr, und der ganz ruhig ausgeführte, dennoch straffe metarhythmus.

klasse, was alles erzählt wird, ohne erwähnt zu werden.


drei klitzekleinigkeiten:

- ein einziges "pock" ist groß geschrieben
- vorletzte zeile - "liegen" würde ich streichen (...was denn sonst? .-)
- "spurlos" finde ich auch nicht so toll (was sollte ein tennisball für spuren hinterlassen? -> phrase) - besser gefiele mir:

Bis zu jenem Morgen,
an dem er verschwunden war.



sehr gern gelesen
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 02.03.2007, 09:42

Hallo Gerda, Elsa, aram

Vielen Dank für Euren lieben Kommentare.

Zum Pock; so habe ich mir lautmalerisch den Tennisball vorgestellt. Ein plopp ginge freilich auch. Ich hoffe, die pocks klingen nicht zu sehr nach einem gackernden Huhn :-) .
Und natürlich muss ich alle pocks kleinschreiben. :oops: Danke aram.

Zum spurlos; Vielleicht übertreibe ich da, aber spurlos impliziert für mich eine abgelaufene Suche. Nur verschwunden hieße der Ball war einfach nicht mehr da, und lyrIch hätte nicht nach ihm gesucht.

Zum liegen; Es ist inhaltlich wirklich etwas überflüssig und was soll ein Tennisball auch sonst machen, da hast Du Recht. Aber ehrlich gesagt ohne das Verb kläng dieser Satz für mich unvollständig. So klingt es zumindest für mich besser, wenn ich laut lese.

Schönen Tag wünsch ich Euch

Jürgen

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 02.03.2007, 09:49

gurke,

von mir ein
pock-pock-pock
auf deinen text

einfachheit, fast schon banale tristesse und zugleich die tiefe die deinen text ausmachen.

sehr guter treffen: POCK

salve
hakuin

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 02.03.2007, 09:58

Vielen Dank Hakuin :-)

Bis demnächst

Jürgen

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leonie
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Beitragvon leonie » 02.03.2007, 10:26

Lieber Jürgen,

auch von mir ein Lob für den Text, er hat mir schon gestern gefallen, ist mir dann aber durchgerutscht beim Rückmelden. Klasse, wie Du die vergehende Zeit in den text "hineinwebst!"

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 02.03.2007, 10:36

Lieber Jürgen,

das Pock ist natürlich völlig in Ordnung und längst nicht so verbraucht wie "Plopp".
Dass ich vom Plopp ausging, tut der Qualität deines Textes keinen Abbruch. Es zeigt mir, wie klischeebehaftet meine Gedanken waren. ;-)

Liebe Grüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 03.03.2007, 22:48

Lieber Jürgen,

das gefällt mir, nicht zuletzt, weil auch ich einen solchen Tennisball hatte und weil meine Idee für das Monatsthema auch mit Fussball verknüpft ist (nur weiß ich nicht, ob ein text draus wird, das ist Dir schon gelungen!)

Liebe Grüße
max

rya

Beitragvon rya » 04.03.2007, 18:51

Tja,diesen Ball + diese Beschäftigung hatte ich auch.
Aber,ich finde dieses von dir geschaffene Bild eher abgegriffen.Das nicht mehr geliebte Spielzeug,hier dargestellt durch den Ball..erscheint mir eher bemüht.
Meinen Geschmack hat es nicht getroffen.Sorry.
Gruß (Hallo H.)
Frank

Wannendicht

Beitragvon Wannendicht » 15.03.2007, 20:15

Auch von mir ein dickes Lob, du hast immer so nette Ideen bei deinen Verdichtungen..


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