So leicht

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annette
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Beitragvon annette » 13.03.2007, 20:33

So leicht

Die Sommernachmittage waren endlos.
Wir leckten Brausepulver aus der Hand,
die klebrigen Ränder störten uns nicht.
In die Seifenblasen passte die ganze Stadt
und flog mit ihnen davon.

Drehten uns wie kleine Kreisel,
bis wir lachend ins Gras fielen.
Oder unser Rücken an der warmen Hauswand,
oben die Wolken ziehen sehen
und das Haus langsam über uns stürzen.

Zwischen Himmel und Hölle ein Strich aus Kreide,
Paläste und Burgen auf Sand gebaut,
jeden Tag von Neuem.

Bewundert wurde, wer Steine übers Wasser springen ließ
und auf den Fingern pfeifen konnte.
Jeder wollte auf die höchste Mauer
und die Beine in den Himmel schaukeln.

Die Abendkühle bemerkten wir nicht,
bis uns jemand ins Haus rief.
Bevor wir alle unsere Abenteuer erzählen konnten,
holte die Müdigkeit uns ein.

Eine liebe Stimme trug uns in den Schlaf,
und es war beruhigend, das Ende der Geschichte schon zu kennen.
Nie wieder war der nächste Morgen
So weit weg.


Danke für die Änderungsvorschläge von Klara, reimerle, leonie und ELsa.


Erste Fassung:
So leicht

Die Sommernachmittage waren endlos.
Wir leckten das Brausepulver aus der Hand,
die klebrigen Ränder störten uns nicht.
In die Seifenblasen passte die ganze Stadt,
und flog mit ihnen davon.

So verlockend das Gefühl von Schwindel:
Drehten wir uns wie kleine Kreisel,
bis wir lachend ins Gras fielen.
Oder unser Rücken an der warmen Hauswand,
oben die Wolken ziehen sehen
und das Haus langsam über uns stürzen.

Zwischen Himmel und Hölle ein Strich aus Kreide.
Paläste und Burgen auf Sand gebaut,
jeden Tag von Neuem.

Zu bewundern war der,
der Steine übers Wasser springen ließ
und auf den Fingern pfeifen konnte.
Jeder wollte auf die höchste Mauer
und die Beine in den Himmel schaukeln.

Die Abendkühle bemerkten wir nicht,
bis uns jemand ins Haus rief.
Bevor wir alle unsere Abenteuer erzählen konnten,
holte die Müdigkeit uns ein.

Eine liebe Stimme trug uns in den Schlaf,
und es war beruhigend, das Ende der Geschichte schon zu kennen.
Nie wieder war der nächste Morgen
So weit weg.

Und was so leicht ist, fliegt davon.
Zuletzt geändert von annette am 15.03.2007, 18:14, insgesamt 4-mal geändert.

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 13.03.2007, 20:54

Hallo annette,

schöne Bilder, die man so lecken kann wie Brausepulver. Sie kitzeln. Nur dieser Holzhammer am Schluss, weia. Kann sein, dass der letzte Satz anderen gefällt, aber ich find ihn bei weitem zu schwer.

Im ersten Vers könntest du den einen oder anderen Artikel streichen.

wir leckten Brausepulver aus der Hand
klebrige Ränder störten uns nicht (vielleicht auch: gehörten dazu?)

das stürzende Haus im zweiten ist mein Lieblingsbild

im dritten:
Paläste und Burgen aus Sand
jeden Tag

im vierten:
auf zwei Fingern pfeifen konnte?

Dann keine Änderungen für mich bis auf den Schlusssatz weg.

Wär interessant, das ganze auf ein einheitliches Metrum gebracht zu sehen.

Habs gern gelesen

lG

reimerle

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Beitragvon Klara » 13.03.2007, 20:58

Hallo, gefällt mir sehr, sehr!

Das Ende ist doppelt. Ich würde den letzten Satz streichen. Er ist so grässlich erwachsen! Ich weiß, man hängt dran, aber es braucht ihn wirklich nicht, finde ich, er stört nur, dieser erwachsene Blick. Man versteht schon, man ist ja - leider - erwachsen.

lg
klara

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Beitragvon annette » 13.03.2007, 21:09

Hallo reimerle und Klara,

ja, in der ersten Strophe kann ich wohl ein oder zwei Artikel streichen.

Hm, und der Schlusssatz. Vermutlich habt Ihr da recht, das Gefühl von Dopplung hatte ich auch beim Schreiben.
Ein bisschen liegt die Schwere des Satzes aber auch daran, dass es der letzte Vers ist, denke ich. Ich hatte die Zeile zuerst in Zeile 5 (statt "und flog mit ihnen davon"). Vielleicht könnte sie da wieder hin? (Klara, Du siehst, wie recht Du hast: die Trennung davon fällt schwer. *grins*)

Erstmal Danke für die schnellen Rückmeldungen! Schön, dass ihr es mögt.

Grüße, annette

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Beitragvon annette » 13.03.2007, 21:11

@reimerle: Vergessen: Ich glaube, ich mag diesem Text kein Reimschema geben, passt für mich hier nicht.

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 13.03.2007, 21:13

hallo annette,

ich meinte auch nicht Reim, nur Metrum

gruß

reimerle

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Beitragvon leonie » 13.03.2007, 21:14

Liebe Annette,

ich finde das auch ein ganz wunderschönes Gedicht, die Bilder sind so gut gewählt und nachvollziehhbar, und obwohl bekannt, hast Du sie so eingesetzt, dass sie doch wieder neu sind.
(Die Seifenblasen, die die Stadt mitnehmen, zwischen Himmel und Hölle ein Strich aus Kreide (mein Favorit), und der vorletzte Satz: ganz, ganz toll!!!)

Und doch: Stellenweise erscheint es mir so, als könnte es sprachlich noch leichter sein, so, wie der Inhalt leicht ist. Und vielleicht würde ich überlegen, "Reflektierendes" rauszulassen, auch wegen der Leichtigkeit.

"So verlockend das Gefühl von Schwindel" etwa: Die sprachliche Gestaltung lenkt etwas von diesem Schwindelgefühl selber ab.

"Zu bewundern war der": ein wenig umständlich, finde ich: "Wir bewunderten..."


Sehr, sehr gern gelesen

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon Elsa » 13.03.2007, 21:30

Hallo Annette,

ich finde deine Reminiszenz wunderschön! Voller Bilder, die mich zurückversetzen in die Zeit!
Ich kann es direkt riechen, schmecken und fühlen.

Hier ein paar kleine Striche - vor allem Artikel - als Angebot. 1 Zeilen am Ende würde ich komplett streichen. Sie haut mich raus.

Lieben Gruß
ELsa


annette hat geschrieben:So leicht

Die Sommernachmittage waren endlos.
Wir leckten das Brausepulver aus der Hand,
die klebrigen Ränder störten uns nicht.
In die Seifenblasen passte die ganze Stadt,
und flog mit ihnen davon.

So verlockend der das Gefühl von Schwindel:
Drehten wir uns wie kleine Kreisel,
fielen bis wir lachend ins Gras fielen.
Oder den unser Rücken an der warmern Hauswand,
oben die Wolken ziehen sehen
und das Haus langsam über uns stürzen.

Zwischen Himmel und Hölle ein Strich aus Kreide.
Paläste und Burgen auf Sand gebaut,
jeden Tag von Neuem.

Zu bewundern war der,
der wer Steine übers Wasser springen ließ
und mit auf den Fingern pfeifen konnte.
Jeder wollte auf die höchste Mauer
und die Beine in den Himmel schaukeln.

Die Abendkühle bemerkten wir nicht,
bis uns jemand ins Haus rief.
Bevor wir alle unsere Abenteuer erzählten en konnten,
holte die Müdigkeit uns ein.

Eine liebe Stimme trug uns in den Schlaf,
beruhigt und es war beruhigend, das Ende der Geschichte schon zu kennen.
Nie wieder war der nächste Morgen

So weit weg.

Und was so leicht ist, fliegt davon.
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annette
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Beitragvon annette » 13.03.2007, 22:48

Hallo leonie und ELsa,

ich freue mich über Eure Worte.
Ihr habt mich schnell überzeugt: Es gibt jetzt schon eine zweite Version.

@leonie: Ja, Du hast recht mit den erklärenden Stellen. Ich habe jetzt den Schwindel gestrichen und (auf vielfachen Wunsch *g*) die letzte Zeile rausgenommen. Die Zeile mit dem "bewundern" habe ich anders gelöst.

@ELsa: Wenn ich den Text so stark verkürzen würde, wie Du vorschlägst, würde für meinen Geschmack der erzählende Ton verloren gehen. Der gehört aber dazu.
In der ersten Strophe habe ich einen Artikel gestrichen. Ansonsten möchte ich gerade die "wir" und "unser" gerne beibehalten.
In der vorletzten Strophe muss es "erzählen konnten" heißen, weil wir sicher alles erzählen würden, wenn nicht die Müdigkeit ...
"beruhigt" in der letzten Strophe würde für mich die Bedeutung etwas verändern. Es würde in meinem Verständnis dadurch weniger allgemein. Ich wollte aber sagen, dass es immer schön war, die Geschichten schon zu kennen, nicht weil man vielleicht vor dem Ende schon eingeschlafen war, sondern weil Wiederholungen uns beruhigt haben.
Und zur vorletzten Zeile: Soll heißen, dass nie wieder der Morgen so weit weg war wie in der Kinderzeit. Kinder machen sich abends keine Gedanken über den nächsten Morgen, da ist nichts als Müdigkeit und Schlaf (meistens *g*). Deshalb muss das so bleiben. Etwas klarer jetzt?

@reimerle: Ja, sorry, so hatte ich es auch verstanden. Und ich meinte auch, dass mE genau das (durchgehendes Metrum) nicht zum Text passen würde.

Liebe Grüße, annette

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Beitragvon annette » 13.03.2007, 22:52

Ich nochmal: Gehört der Titel eigentlich auch zu den "erklärenden Stellen", die zuviel sind?

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Beitragvon Elsa » 13.03.2007, 23:43

Hallo Annette,

Mir war/ist dein Gedicht schon die ganze Zeit klar. Mir persönlich ist es etwas zu eckig an
besagten Stellen, aber ich verstehe deine Argumentation.

Es bleibt dabei: ein feiner Blick zurück.

Nachvollzogene Grüße
ELsa
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Beitragvon leonie » 14.03.2007, 10:21

Liebe Annette,

für mich gehört der Titel nicht zum "Erklärenden", er transportiert für mich eher ein Gefühl von Kindheit.
Mir ist noch aufgefallen, dass du in der letzten Strophe die Großschreibung anders handhabst als im Rest des Gedichtes. Ist das Absicht?
Hm, ich finde die "Bewundert wurde"-Stelle so besser, aber immer noch nicht ganz glücklich. Im Aktiv wäre sie aktiver und kindgemäßer, glaube ich. Vielleicht sagen ander noch was dazu.

Liebe Grüße

leonie

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Beitragvon annette » 14.03.2007, 10:24

Liebe leonie,

die Großschreibung in der letzten Strophe ist jetzt geändert.
Ich muss die automatische Großschreibung am Zeilenanfang unbedingt abstellen.

Danke!
Gruß, annette

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Beitragvon Mucki » 14.03.2007, 11:55

Hallo Annette,

so leicht, wie der Titel, so leicht und geschmeidig liest sich dein schönes Erzählgedicht.
Lauter Erinnerungen ruft es wach. Ja, das Brausepulver *lach* Besonders mag ich das hier:

Eine liebe Stimme trug uns in den Schlaf
und es war beruhigend, das Ende der Geschichte schon zu kennen.
Nie wieder war der nächste Morgen
so weit weg.


Sehr gerne gelesen:)
Saludos
Mucki


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