meer ungefähr

Gast

Beitragvon Gast » 13.05.2007, 13:57

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, dass ihre Texte gelöscht werden. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
Zuletzt geändert von Gast am 17.05.2007, 01:27, insgesamt 3-mal geändert.

Benutzeravatar
noel
Beiträge: 2666
Registriert: 04.08.2006

Beitragvon noel » 13.05.2007, 14:20

der titel gefällt mir
den er ist entree
für die bilder

was ich mich zuerst fragte... warum schwimmende
& papierschlieren in extra
zeilen?
& kann papier eine schliere sein?
bei schlieren denke ich an ein flüssiges etwas, was auf wasser schwimmt,
oder ein fettiges, dass sich auf glas & spiegel
breitet.
papier löst in&aus mir keine schlierenassoziation.

das selbst die quallen fern bleiben,
finde ich ein gelungenes bild für das meer ungefähr.

beim nächsten absatz
bedarf ich "schmierige" nicht
weder semantisch, noch klanglich.
& die konklusion : lädt nicht ein...
ist im eigentlichen die konklusion des ganzen textes & derenhalben
würde ich dem strand eine speziellere kursive NOTE geben

die letzte frage
warum steht nach dem weiß ein doppelpunkt


was mir spontanigst ein&ausfiel

das blau
der kuppel strahlend
weiß kratzt sich zwischen wolken
trägt mich gedankenfern

aber das ist zu noel denke ich mal

grüßle
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 13.05.2007, 17:59

Liebe Gerda,

ein ausdruckstarkes Gedicht ohne zuviel Dramatik über die Verpestung der Meere. Das finde ich gut, denn man kann dieses Thema, wie soviele andere Themen, einfach nicht umfassend bedichten. Zu dramatisch wäre z.B. gewesen, wenn du die im Öl erstickenden Vögel erwähnt hättest, etc. etc.

Über den Titel bin ich ein bisschen gestolpert, er trifft es schon, aber dieses "ungefähr", hm, ich weiß nicht so recht, aber mir fällt auch kein besserer ein.

Das kursive gesetzte
selbst die
bleiben fern
gefällt mir sehr gut.


lädt nicht ein
auszuruhen


Hier würde ich schon ein bisschen härter schreiben. Ist nach meinem Empfinden zu harmlos. Hier sollte etwas rein, das das Abstoßende ausdrückt.

das blau
der kuppel strahlend
es trägt weiß:
kondensstreifen

Den Doppelpunkt hier finde ich genau richtig. Man liest dann nämlich den nachfolgenden "kondensstreifen" automatisch mit einer Betonung, wobei ich "kondensstreifen" jedoch auch kursiv setzen würde.

Dass du den Himmel, der ebenso verpestet wird durch die Flugzeuge, erwähnst, erscheint mir einleuchtend, da auf diese Weise eindringlich wird, dass der Mensch quasi "umzingelt" ist von der von ihm angerichteten Verpestung, sei es das Meer, sei es der Himmel.
Papier kann durchaus schlierenartig aussehen, schlierig und verklumpt.
Gelungen!
Saludos
Mucki

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 13.05.2007, 18:27

Liebe Gerda,

Vom Titel bis zum Kondensstreifen (nicht mal die Wolken sind echt und rein) eine bittere Angelegenheit.

Ein wenig hadere ich hier:
braungraue brühe
schwimmende
papierschlieren

Natürlich ist das Meer stellenweise eine Brühe, ich frage mich, ob
es da nicht ein treffenderes Wort dafür gäbe? Ich hätte (das meer ist im titel), eine Idee: braungraues schwappen vielleicht magst du es ja?

lädt nicht ein
auszuruhen

finde ich auch ziemlich/zu schwach, denn im Grunde ekelt es einen ja, dort zu verweilen.

das blau
der kuppel strahlend
es trägt weiß:
kondensstreifen

Klasse!

Liebe Grüße,
ELsa (die sich graust!)
Schreiben ist atmen

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 13.05.2007, 19:54

Hallo gerda,

schöne Sauerei ist das.

braungrau seh ich als doppelung, genauso wie schmieriger Teer, zumindest im Sand. Der Text wirkt, besonders das Weiß der Kondensstreifen. Und Hut ab vor dem strahlenden blau der Kuppel. So ein Klischee wirkungsvoll einzubauen ist schwer, hier funktioniert es astrein. Und die Kondensstreifen als Metapher für dreckige Wolkenfetzen sind das Sahnehäubchen.

gruß

reimerle

Klara
Beiträge: 4510
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 13.05.2007, 20:13

Hallo Gerda,

mir kommt es vor, als ginge es ums Schreiben, und das ungefähre Meer transportiert nur, ungefähr - nicht den Text, sondern den Text, der sich nciht schreiben lassen will, das Meer, das sich nicht auf Papier pressen lässt (leider? zum Glück?).

Ich mag das Wort "Schreibblockade" nicht, finde es albern - und hier scheint mir, es wird umschrieben, ohne es zu akzeptieren, denn das Meer blockiert sich nie. Egal, was es bringt, was es nimmt: es fließt ab und zu.

Aber wahrscheinlich geht es darum gar nicht, oder? Sondern um Umweltschutz...

Wie auch immer: ein starker Text, finde ich!

Herzlich
Klara

Gast

Beitragvon Gast » 14.05.2007, 00:00

Liebe noel,

vielen Dank für deine Besprechung, ich versuche, so gut ich kann auf deine Anmerkungen einzugehen.
Da sind die Schlieren. Stell dir Papierabrisse von Verpackungen, Tüten vor, Streifen, die wenn das Material einmal vollgesogen ist, nicht mehr auf dem Wasser sondern im Wasser schwimmen. (Ist eine Beobachtung gewesen)
du bemängelst weiterhin das „schmierige“, mir ist nicht wirklich klar, weshalb, mir klebrig z. b. wäre ein Teilaspekt der „Sauerei“

Zum Schlussvers, ich glaube, da liest du ganz etwas anderes, als das was da steht und von mir intendiert ist:

Der Doppelpunkt ist wichtig, sehr sogar. Es geht nicht um Gedanken die das Lyrich, mit Kondensstreifen auf die Reise schickt, sondern, um den Kreis der Verunreinigung, der sich mit den diesen schließt.
(Siehe auch die anderen Rückmeldungen)


Liebe Mucki,

Vielen Dank für dein „ ausdrucksstark und gelungen“, sowie das Beipflichten zu für mich wichtigen Punkten, betr. Schlieren und Doppelpunkt.
Ja, ich denke, dass ich mich mit dieser Stelle, die du als zu schwach bezeichnet hast, noch einmal befassen werde. (Siehe auch Elsa Einwand).
lädt nicht ein
auszuruhen

Es soll natürlich ruhig klingen und Assoziationen an sauberen Sand hervorrufen, ich weiß es noch nicht, ob ich da eine stärkere Ausdrucksmöglichkeit finden kann, die nicht zu dick aufträgt.


Liebe Elsa,

dir danke auch dir, es freut mich, dass du gleich zu Beginn den Bogen um Erde, Wasser Himmel gespannt hast.
Ja, die Stelle, die etwas schwächelt in deinen und auch Muckis Augen, werde ich mir in Ruhe noch einmal ansehen.
Die braungraue Brühe trifft genau mein Empfinden, drückt nicht nur aus was ich sah, sondern die träge Brühe trägt meine Intention in sich, war Auslöser, erster Gedanke. Schwappen hört sich irgendwie zu nett an.



Lieber reimerle,

vielen Dank, da freue ich mich wirklich sehr, dass mein Schlussvers bei dir so gut angekommen ist.
Kannst du mir zu diesem Satz vielleicht noch sagen, was du genau meinst, ich verstehe deine Äußerung nicht richtig – bin unsicher.
reimerle hat geschrieben:braungrau seh ich als doppelung, genauso wie schmieriger Teer, zumindest im Sand.

Meinst du beiden Passagen korrespondieren?

Liebe Klara,

ach weißt du ich finde es einfach nur klasse, wenn du es derart kontrovers zum Schreiben/ zur -Blockade gelesen hast.
Denn irgendwo sind ja nur Bruchstücke der realen Eindrücke wirklich auf dem Papier gelandet, weil meer nicht ging. ;-)

Sicher ist es in erster Linie ein Text vom Versagen der Menschen in ihrer (Um)welt.
Danke dir ganz herzlich für das „starker Text“.

Liebe Grüße an euch alle.
Ich habe mich über eure Kommentare (in schneller Folge) sehr gefreut.

Gerda

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 14.05.2007, 00:56

Liebe Gerda,

Ja, ich denke, dass ich mich mit dieser Stelle, die du als zu schwach bezeichnet hast, noch einmal befassen werde. (Siehe auch Elsa Einwand).
lädt nicht ein
auszuruhen
Es soll natürlich ruhig klingen und Assoziationen an sauberen Sand hervorrufen, ich weiß es noch nicht, ob ich da eine stärkere Ausdrucksmöglichkeit finden kann, die nicht zu dick aufträgt.


Ja, zu dick auftragen wäre nicht gut. Du hast im ganzen Gedicht genau den richtigen, mittigen Ton gefunden. Und
den wirst du bestimmt auch noch zu diesem Passus finden,-)
Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 14.05.2007, 01:22

hallo gerda!
(keine komms gelesen)
das gedicht gefällt mir von der idee her sehr. woran es aber überwiegend für mich hapert, ist der sprachfluss, mit dem du dir (nach meinem gefühl, eh klar) selber ein beinchen stellst.

meer ungefähr
braungraue brühe
schwimmende
papierschlieren
erinnern an quallen
selbst die
bleiben fern

hier gefällt mir zunächstmal das "schwimmende", weil es die umliegenden zeilen gleichermaßen bedient. "selbst die bleiben fern" mag ich zwar, aber es fühlt sich für mich zu "angehängt" an. es ist kein teil der strofe. der stil ist ein anderer. unterstrichen wird das ganze von abweichender metrik. ich finde, klammern wären für diese zeilen hilfreich.

schmutziggelber strand
schmierige
teerspuren im sand
lädt nicht ein
auszuruhen


die erste zeile springt mir wieder aus der reihe. gut fände ich "schmutzgelber strand" das wäre a) mal was anderes, b) fließender. grammatikalisch ist dies falsch: teespuren lädt nicht ein". bei einer aufzählung wirds noch schwieriger, das zu rechtfertigen. es ginge (zur not) mit dem umstellen der zeilen:
teespuren im sand
schmutz(ig)gelber strand
lädt nicht ein.....

metrisch wäre "laden" wiederum begünstigender...

das blau
der kuppel strahlend
es trägt weiß:
kondensstreifen


warum der zeilenbruch so und nicht anders? ich fänds so passender:

das blau der kuppel
strahlend
es trägt weiß:
kondensstreifen

das strahlend würde durch diese stellung noch strahlender, finde ich.

liebe grüße: Niko

d

Gast

Beitragvon Gast » 14.05.2007, 11:08

Lieber Niko,

vielen dank, dass du dich ausführlich mit meinem Text auseinndergesetzt hast.

Ich beginne beim Schlussvers und dessen von dir bemängelter Setzung.
Ich glaube dei Verständnis ist ein anderes als meine Intention.
Beim Lesen möchte ich, dass nach der ersten Zeile noch nicht sofort klar ist, dass der Himmel mit "blau" gemeint ist, der Zeilensprung lässt kurz innehalten. Mir kommt es nicht auf eine Betonung des "strahlend" an, sondern auf (Sinn)verbindung mit den beiden anderen Versen hinsichtlich der "Kondensstreifen".

Ich springe jetzt zu Vers 1
Metrik hat für mich hier eine völlig untergeordnete Rolle gespielt. Mit dem Beinchen stellen, kann ich mir zwar denken, was Du meinst, denn es ist keine gefällige wohlklingende Sprache, aber das soll sie auch nicht. (Außerdem steh ich nicht im, sondern hinter dem Text und pass auf meine Beine auf) ;-)
Klar sind die zwei letzten beiden Zeilen angehängt, deshalb, weil sie nicht beschreibend, sondern die Gedanken des Lyrichsind, die das rein Beschreibende reflektieren. Deswegen auch kursiv. Ich finde es hier, bei den paar eingeschoben Worten besser die Gedanken kursiv zu setzen, als in Klammern, was ich bei Prosatexten (längeren Passagen) besser finde. Hier ist es m M unauffäliiger kursiv zu arbeiten. Weißt du, es soll sich dem Leser nichts aufdrängen, ich will ihn nicht mit der Nase drauf stoßen.

Zu Vers 2,
Erst hatte ich "laden", aber es hört sich m M nicht nur falsch an, sondern ist auch falsch, weil nur der Strand überhaupt einladen kann. Über diese Formulierung denke ich aber ohnehin noch nach, weil sie von Elsa und Mucki insgesamt als zu "schwach", (wegen des Ekels, der einen befällt) bezeichnet wurde. Ich werde Deinen Hinweis also im Kopf behalten, dass das nicht richtig glkücklich gelöst ist. Danke, für den Hinweis auf das "Schmutziggelb". Aber ich kann auch nach intensivem Nachdenken und lautem Lesen nicht Schmutzgelb nehmen, mir klingt das sehr vestümmelt.
Es ist schon so, dass die Verse 1 + 2 unterschiedlich sind und eher zufällig in Z 1 und 2 jeweils die Silbenzahl übereinstimmt.

Liebe Grüße
Gerda

Gast

Beitragvon Gast » 14.05.2007, 11:39

Liebe Mucki,

danke für dein nochmaliges Melden, gerade fiel mir auch ein, dass ich vergessen habe, auf den von dir gemachten Vorschlag, die "Kondensstreifen" auch kursiv zu setzen, nicht eingegangen bin.
Kursiv gesetzt sind nur die, das Beschreibende reflektierenden Gedanken des Lyrich.
"Kondensstreifen", ist nur beschreibend, die Reflektion wird dem Leser überlassen, muss "normal" gesetzt bleiben.

Ja, ans nicht zu sehr Pastose, werde ich denken.

Liebe Montagsgrüße
Gerda

Benutzeravatar
noel
Beiträge: 2666
Registriert: 04.08.2006

Beitragvon noel » 14.05.2007, 17:35

ola gerada,

gerade mit deiner letzten anmerkung an mucki, wird mir der dopelpunkt klarer :)
& die erklärung mit dem papier augt mir JETZT auch, läst sich imaginieren.

ich würde es dennoch nicht verwenden, weil ICH demait ein problem bei der imagination habe/hatte.

danke für die verdeutlichungen
schönen abend noch
noel
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Gast

Beitragvon Gast » 15.05.2007, 20:53

Danke dir für deine nochmalige Rückmeldung, liebe Noel,

Ansonsten überlege ich

@reimerle,

ob ich das "braungraue durch "brackige" ersetzen soll

und über

lädt nicht ein
auszuruhen


noch nach @ Mucki und Elsa.

Liebe Grüße
Gerda

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 15.05.2007, 21:17

Liebe Gerda,

ich habe diesen Text schon öfter gelesen. Jetzt ist schon viel dazu geschrieben worden. IcDeshalb möchte ich nur was sagen zu:

lädt nicht ein
auszuruhen


Ich denke, eine Negation schwächt eine Aussage oft, Das empfinde ich hier sehr stark. Deshalb würde ich versuchen, es ohne "nicht" auszudrücken. Einige Ideen:

vertreibt, vergrault, verjagt, lädt aus... die sich ausruhen wollen, die verweilen,...

"brackig" besagt, glaube ich nur, dass Salz-und Süßwasser sich mischen, im Grunde nichts über die Qualität.

Liebe Grüße
leonie


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 35 Gäste