sandboot

pandora

Beitragvon pandora » 13.05.2007, 16:23

ich halte mich auf planken,
die das wasser nicht trägt,

zerreiße
mein segel,
verliere die ruder.

der kompass zeigt norden.

ich erwarte die fluten -
vom sturmwind erregt.


*************************************************************

SAND BOAT

I hold on.
Water carries neither the ship planks nor me.

I'm tearing the sail up, losing the rudders.

The compass always shows: NORTH.

I'm expecting the tides - excited of storm wind and sea.
Zuletzt geändert von pandora am 13.05.2007, 19:16, insgesamt 3-mal geändert.

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Beitragvon Pjotr » 13.05.2007, 16:42

Hallo Pandora,

zuerst hatte ich den Titel missachtet und bin beim Lesen -- von Deinem dramatischen Textaufbau unterstützt -- in eine Stimmung salzwasserhaltiger Abenteuerlust geraten, spürend die Spannung zwischen Optimismus und allerletzter Chance, auf hoher See. Dann wunderte ich mich über den Begriff "die Fluten", die gibt's ja nur an Land. Schließlich kam ich wieder auf den Titel: "Sandboot". Ach so. Da sind wir. -- Alles klar! Ha! Die Pointe finde ich echt gelungen und das Bild witzig.


Ahoi, ieä Loondräddn

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Beitragvon Klara » 13.05.2007, 17:25

Hallo,

ich lese ein Kind.
Ein Kind, das spielt.
Bei aller Dramatik
todernst.

Ich mag das.

Herzlich
Klara

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Beitragvon Pjotr » 13.05.2007, 18:29

Hallo Klara,

"Ernsthaftigkeit" kann ich darin auch empfinden. Die Variante ist nicht ausgeschlossen.

Meinst Du "todernst" im Sinn von "angsterfüllt"? Vor allem wenn ich das schöne Wort "Norden" lese, spüre ich Optimismus und Risikofreude.


Cheers

Pjotr

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Beitragvon Pjotr » 13.05.2007, 18:33

Könnte natürlich auch eine Selbstmordszene sein.

Klara
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Beitragvon Klara » 13.05.2007, 19:00

Hallo Pjotr,

Meinst Du "todernst" im Sinn von "angsterfüllt"? Vor allem wenn ich das schöne Wort "Norden" lese, spüre ich Optimismus und Risikofreude.

Ja, der Norden! Die Nordsee! Überhaupt En O Er D Eeh Enn!

Ich denke einfach an ein Kind bei dem Text. Das Kind könnt ja auch in einem erwachsenen Körper leben (ich glaube, Lyrik kann nur wahrhaftig geschrieben werden, wenn die Kinderseele des Schreibenden noch lebt, und die lese ich hier).

Kinder spielen todernst, das sollte man nicht unterschätzen .-)

Herzlich
Klara

Louisa

Beitragvon Louisa » 13.05.2007, 19:05

Hallo!

Könnte es nicht auch erotisch gemeint sein :smile: ? "ich erwarte die fluten/ vom sturmwind erregt." :pfeifen:

Falls die ersten zwei Zeilen den Strand bzw. das Boot aus Sand beschreiben, finde ich sie sehr gelungen. Aber auch mir wurde nicht sofort klar, dass der Protagonist sich in einem Sandboot befindet. Das hätte man vielleicht noch einmal einbauen können. Es ist so eine gute Idee!

Kann man denn Segel aus Sand "zerreissen" ? Müsste man sie nicht eher "einschlagen, zerbröseln" oder sollten sie nicht "herab rieseln" ?

Mittlerweile denke ich auch an ein Kind ("Sandburg", "Sandboot"...), obgleich ich einem Kind nicht die letzten Zeilen zuordnen würde...

Trotzdem ist dieses Boot, dass kein Wasser trägt, ein sehr gelungenes Bild für die Verzweiflung und Einsamkeit... Ich würde behaupten für die unsichere Existenz an sich.

Ich mag diese Idee sehr!

Liebe Grüße!
l.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.05.2007, 19:13

Hallo pandora,

ich habs jetzt schon mehrfach gelesen und rätsele...
Das LI ist selbst aktiv, destruktiv aktiv, etwas Positives oder Lustiges kann ich nicht erlesen, auch nichts Kindhaftes. LI scheint darauf zu warten, von den Fluten gepackt zu werden. Einzig das

"vom sturmwind erregt" könnte man als nicht destruktiv lesen, eher also risikofreudig. Und dann die Kombination aus "Norden" und "sturmwind". Der Nordwind ist kalt und eisig, also auch eher ein Indiz für Gefahr, lauernde Bedrohung, in der sich LI befindet oder, auf die das LI sogar wartet.
Hm, ich rätsele weiter.
Saludos
Mucki

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Beitragvon Pjotr » 13.05.2007, 19:20

Interessant, Louisa. Ich dachte zunächst an ein Boot auf Sand, nicht an ein Boot aus Sand. Hm, alles Sand, ja, das ist ein trauriges Bild. Jetzt schwindet mein Optimismus. Ich dachte an eine Art Don Quichotte, dessen Boden zwar aus Sand ist, aber nicht, dass auch noch sein Pferd aus Sand ist.

"Erotisch", meinst Du? Gehe ich Recht in der Annahme, dass der Zeiger auf Norden demnach eine Latten-Metapher sein könnte?


Salute

Pjotr

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 13.05.2007, 19:47

Hallo pandora,

das gefällt, auch wenn das Boot/Schiff Bild unausgewogen zu sein scheint. Wenns Segel hat, warum die Ruder verlieren? Zumal du im englischen Text rudders benutzt hast. Wenns nicht das Ruder sein sollte, müsste es da nicht oars heißen?

Der Kompass zeigt Norden ist nicht aussagekräftig für mich. DEr zeigt ja immer nach Norden, zumindest im Englischen.

Wenn du direkter übersetzen willst, trifft dein excited nicht ganz. Da sollte dann aroused stehen. Der geschilderten Stimmung tut das alles keinen Abbruch. Der deutsche Text wirkt überzeugend, der englische ist nicht ganz so gut.

gruß

reimerle

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Beitragvon Klara » 13.05.2007, 20:08

Der deutsche Text wirkt überzeugend, der englische ist nicht ganz so gut.

finde ich auch .-)

k.

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Beitragvon Pjotr » 13.05.2007, 20:38

Hallo Reimerle.

reimerle hat geschrieben:Hallo pandora,

das gefällt, auch wenn das Boot/Schiff Bild unausgewogen zu sein scheint. Wenns Segel hat, warum die Ruder verlieren? Zumal du im englischen Text rudders benutzt hast.


Was ich jetzt sage, ist nur Klugstuhl, jedenfalls könnte es auch eine Galeere sein, also mit Segel und Ruder.


Ave

Pjotr

Max

Beitragvon Max » 14.05.2007, 13:18

Liebe Pandora,

ich kann mich gut in Klaras Leasart finden.

Ein Kind hat sich am Strand ein Boot gebaut und spieltz es sei auf hoher See. Dieses Spiel ist voller Ernsthaftigkeit in seinem Kampf ums Überleben in den Fluten, was sich daran zeigt, dass weder Gedicht noch Boot einen doppelten Boden haben (ersteres nur fast, dazu gleich). Sehr liebevoll finde ich dabei die Beschreibung besonders in den letzten beiden Zeilen.

Eine Kleinigkeit, die mich ein wenig stört - aber vielleicht auch deshalb, weil meine Interpretation grundfalsch ist :-) - ist Zeile 2:

ich halte mich auf planken,
die das wasser nicht trägt,


Mir scheint, dass diese Zeile viel mehr für den Leser eingebaut ist (damit er versteht, dass das Boot am Strand steht) als aus Sicht des lyr. Ich geschrieben, das ja an die Fluten glaubt, obwohl das Boot am Trockenen stehtt. Hm, ehrlich gesagt, nun, da ich das schreibe, bekomme ich Zweifel an meiner gesamten Interpretation und warte lieber mal auf Deine Antwort,bevor auch mein Interpretationsboot in schwere See gerät ;-).

Liebe grüße
max

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Beitragvon Pjotr » 14.05.2007, 14:44

Hallo Max.

ich halte mich auf planken,
die das wasser nicht trägt,


Das ist die Stelle, die ich meinte, als ich von "Pointe" sprach. An dieser Stelle dachte ich, das Boot sei auf hoher See, sei leck und ginge langsam unter; später stellte sich heraus, das Boot steht bereits auf dem Boden, auf dem Trockenen, und es stand die ganze Zeit schon da. (Das wäre dann ein witzige Element in der Interpretation, das dabei aber die Ernsthaftigkeit des eigentlichen Inhaltes keinesfalls ausschließt, meine ich.)


Cheers

Pjotr


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