Hallo Gerda,
das lyrische Subjekt wird von Sorgen festgehalten und kann daher seinen Träumen nicht nachgehen. Diese Situation könnte zum Beispiel den Konflikt Realität-Traum beschreiben, oder gar eine seelische Störung, vielleicht auch einfach die durchaus alltägliche Erkenntnis, dass einige Ziele (letztendlich der Zustand des Glücks) nicht bloß mit dem eigenen Willen erreicht werden können.
Insofern ist dein Gedicht beinahe universell deutbar. Es gibt aber noch Stellen, da frage ich mich:
Z1:
träume entrückten wärmten
Müsste ich mir da ein Komma zwischen "entrückten" und "wärmten" denken? Irgendwie scheinen mir die beiden Verben auch im Widerspruch zu stehen, wenn sie sich beide auf "Träume" beziehen sollten, denn "Wärme" würde ich eher mit Nähe in Verbindung bringen als mit Entrückung/Abkehr .... Was bedeutet "wärmen"?
Z4:
sich tragen zu lassen
Heißt: Sich vom Traum tragen lassen? Treiben in Unbekümmertheit, fern aller Sorgen? Wäre wohl das Naheliegendste.
Z5:
scheitert im schweben schon
Ich möchte so gerne das Schweben als einen frühen Schritt in Richtung Träume deuten. Das "schon" unterstützt ja auch diese Annahme (zu einem frühen Zeitpunkt) - dagegen halte ich "Schweben" schon für recht weit fortgeschritten/verträumt. Also ein kleiner Widerspruch beim "schon im Schweben scheitern". Die Frage ist ja, was dann nach dem Schweben noch so kommen würde, wenn die Sorgen nicht da wären. Jedoch ist der Übergang in die folgende Zeile mittels dieses "schon" eine nette Idee. Eventuell muss man trotzdem darauf verzichten, oder aber "Schweben" durch etwas Anderes ersetzen - je nach dem, was du ausdrücken möchtest.
=> Z6/7
kleben mich fest / auf der Schwelle
.. finde ich an sich auch gut. Der Schluss deutet an, dass der Lyrische Sprecher kurz davor war, die Schwelle zu überschreiten. Aber ist der Hinweis passend? - Bei Z5 wurde ja bereits gesagt, dass er sich im "Schweben" befand. Insgesamt beißt sich auch diese Zeile in der Aussage mit dem "schon" der Z5. Wie gesagt, ein "scheitert schon" impliziert m. M. n. eine gewisse Entfernung von der "Schwelle", wie auch vom "Schweben". Und auch wenig "Wärme".
Ich finde es ein reizvolles kleines Gedicht, leider mit noch gravierenden Unklarheiten. Vielleicht habe ich ja auch was Fundamentales übersehen .... jetzt verabschiede ich mich erst mal,
liebe Grüße!
Stefan