in der stille (voher: nasse asche)
Verfasst: 07.09.2007, 09:54
Theodor Däubler
Einsam
Ich rufe! Echolos sind alle meine Stimmen.
Das ist ein alter, lauteleerer Wald.
Ich atme ja, doch gar nichts regt sich oder hallt.
Ich lebe, denn ich kann noch lauschen und ergrimmen.
Ist das kein Wald? Ist das ein Traumerglimmen?
Ist das der Herbst, der schweigsam weiter wallt?
Das war ein Wald! Ein Wald voll alter Urgewalt.
Dann kam ein Brand, den sah ich immer näher klimmen.
Erinnern kann ich mich, erinnern, bloß erinnern.
Mein Wald war tot. Ich lispelte zu fremden Linden,
Und eine Quelle sprudelte in meinem Innern.
Nun starr ich in den Traum, das starre Waldgespenst.
Mein Schweigen, ach, ist aber gar nicht unbegrenzt.
Ich kann in keinem Wald das Echo-Schweigen finden.
in der stille
mit jedem tag
fällt ein wort
ins grab
in der stille
sehe ich braun
auf dem stein
wird kein name stehen
leer wird er sein
wie das hören
seinen sinn verlor
wer trauert
um das nichtgesagte
das geschriebene
im feuer zerfiel grünes ins grau
gelöscht aus augen
fließt die quelle
mit jedem tag
fehlt mir ein wort
auch die punkte
schweigen schon
wird es kalt
der herbst bringt dieses jahr
nur nasse asche
Titel auf Klaras Anregung hin geändert.