Liebe smile,
Muckis(/Gabriellas?) Urteil kann ich mich sicher anschließen, auch wenn mir diese "atmosphärische" Beurteilung lyrischer Texte zu kurz zu greifen scheint.
In der Tat - aus dem Text wabern Zärtlichkeit und Hinwendung nur so hervor, dass es eine Freude ist

. Dennoch gefällt mir der Text irgendwie nicht

.
Die erste Strophe ist phänomenal. Ein wunderbar durchgeführtes Bild, das die Schwebe hält zwischen Auflösung und Rätsel, aber nicht um seiner selbst willen, sondern das Spiel des Denkens leitend.
Ich glaube, was mich jetzt stört ist: ich merke, dass der Text aus dieser "zu perfekten" Strophe hervorgegangen ist. Die nächsten beiden Strophen sichern mir nicht in zureichendem Maße die "Idee", rechtfertigen nicht, dass sie auch da hin gehören, in dieser Reihenfolge - natürlich nicht so, dass ich sie für beliebig halten würde, aber doch in der Art, dass mir nicht klar wird, wo beim Text das poetische Moment ist, was ihn als Text der er ist kennzeichnet, und nicht als lyrische Beschreibung einer Zweisamkeit.
Ich weiß nun nicht, wie viel bringt es, diese Meinung zu begründen? (Kann ich das überhaupt?) Die Frage ist für mich eben: inwieweit schwingt das Anfangsbild im Text nach, inwieweit verweisen die anderen Zeilen auf die erste Strophe z.B. zurück, usw. Ich antworte: so gut wie nicht. Sicher wird am Ende mit der "gesäten Nacht" auf den "Morgen" verwiesen, auch in der zweiten Strophe wird mit "Bank in Aussicht stellen" auf das Sprechen der beiden in der ersten verwiesen. Aber ergibt sich aus diesen Verweisen etwas den ganzen Text betreffendes? Ich finde nicht. Gleiches gilt z.B. für die prominente Verwendungsweise von "wissen" in der 3. Strophe, ohne dass klar wird, ob sich das z.b. auf die Eichhörnchenklammer beziehen soll oder kann. Das ist natürlich lyrische Mehrdeutigkeit, aber mein Problem ist, dass mich beides nicht überzeugt: Ist der Verweis nicht gegeben, dann fällt mir unangenehm auf, dass ich ihn suche; ist er gegeben, finde ich ihn nicht befriedigend.
Kurz: mir fehlt hier die Struktur, das Prinzip. Natürlich sollte man den Text jetzt nicht auf das Ausgangsbild reduzieren - eher schwebt mir vor, ihm noch eine Ebene (vlt. über den ebenfalls ungenügend ausgeführten Titel) zu verleihen, die die drei Strophen insgesamt ordnet. (Natürlich kann man sagen: "piano" = leise, alle drei Strophen sprechen von einem leisen 'in der Welt Sein" - nun, klar, aber das ist mir hier nicht explizit genug).
Wie gesagt, von diesem Aspekt abgesehen habe ich eigentlich nichts auszusetzen - mir gefällt besonders noch der Einstieg in die zweite Strophe, während mir die dritte nicht ganz warm wird - hier läge für mich also auch der Ansatzpunkte, dem ganzen noch eine etwas bestimmtere Richtung zu geben, und wenn es nur durch einen sprachlichen Akzent geschähe.
Liebe Grüße,
Albert