Fragen zum Procedere/Thema "20 Jahre Mauerfall"

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 04.12.2008, 12:24

Ich denke, es wäre vielleicht gut, neben der FAQ auch einen Diskussionsfaden zu haben, wo Fragen und Ähnliches Raum haben. Oder?

Da hab ich nämlich gleich eine Frage:
Ich hab grad gesehen, dass Gabriella den ersten Text eingestellt hat hier.
(Freut mich!)

Da kam beim Lesen die Frage auf: Sollen/dürfen/können die Texte wie sonst im Forum auch hier kommentiert, diskutiert und bearbeitet werden? Und dann gilt die letzte Version, die am 14.03. da steht, als die eingereichte.

Oder sollen die Texte, die hier stehen bereits als fertig gelten?

Wie soll es gehandhabt werden?

Ich wäre für die erstgenannte Lösung.
Weil ich aber nicht weiß, wie es sonst hier immer gehandhabt wird, wollte ich es zur Diskussion stellen.


LG,
Kathrin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.12.2008, 12:34

Hi Kathrin,

natürlich sollen die Texte kommentiert werden, wie alle anderen Texte auch.
Erst am 15.3., wenn wir eine Sonderwahl durchführen, gelten die Texte als fertig.
Saludos
Mucki

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.12.2008, 15:46

Hallo ihr Lieben,

geht es nur mir so, dass es mir ziemlich schwerfällt, Kommentare zu den bisherigen Beiträgen zum Thema Mauerfall zu schreiben? Oder ergeht es euch genauso?
Politische Themen sind immer heikel, klar. Doch hier spürt man es besonders deutlich, finde ich, da es um unsere jüngere Geschichte geht, die meisten davon logischerweise persönlich tangiert sind. Und dazu kommt, dass es hier im Blauen Salon ja viele Mitglieder aus Ost und West gibt.
Eines ist mir aufgefallen: alle bisherigen Beiträge sind sehr kritisch, was den Mauerfall angeht. Und man liest teilweise deutlich heraus, so glaube ich zumindest, ob es jemand geschrieben hat, der aus dem Westen oder aus dem Osten kommt.
Wie seht ihr das Ganze? Irgendwo ist da eine Hemmschwelle. Habt ihr auch dieses Gefühl?
Ich würde das gerne hier mal thematisieren, um dieses Thema vielleicht etwas "lockerer" angehen zu können, zumal es uns bis zum März 2009 beschäftigen wird.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 10.12.2008, 20:44

Hallo,

mir geht es so, weil ich einfach weiß, dass ich nicht genug politisches Hintergrundwissen habe, um die Stärke der Texte hier zu beurteilen (beurteilen heißt: für mich beurteilen). Wenn ich also keinen Zugang zu einem text finde, dann übe ich keine Kritik, wenn ich denke, dass mir dazu einfach die Maßstäbe fehlen...so ist das für mich...hätte ich dieses >Hintergrundwissen, fände ich das kommentieren nicht schlimm - auch nicht, obwohl es jüngere Geschichte ist. Ein guter Text regt Worte an und erstickt ein Thema nicht - in diesem Sinne sollten Diskussionen immer erlaubt sein (auch gefühlt erlaubt).

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 10.12.2008, 21:26

Hm. Ich kann die Gefühle verstehen, es ist sicher schwerer bei solchen Texten zu kommentieren, als wenn man sich innerlich mehr distanzieren kann.

Dass ich so schweigsam bin grad liegt schlicht und einfach daran, dass mir die Zeit fehlt, mich hier einzubringen. Ich denke schon, dass ich sonst kommentieren könnte.
Für mich ist "die Mauer" ein fester Bestandteil meiner Lebensgeschichte und auch den Mauerfall habe ich hautnah (in Berlin) miterlebt. (Ich komme aus dem Westen, habe aber Bekannte im Osten gehabt und Verwandte in West-Berlin, so dass ich immer "Transit" durch die DDR fahren musste.) Das Wissen, auch viele Gefühle sowohl zur Mauer selbst als auch zum Mauerfall und der Wiedervereinigung sind vorhanden - nur halt die Zeit fehlt total.
Ich hoffe aber sehr, dass sich das wieder ändert. Und dann werde ich auch mehr kommentieren. Ich habs mir fest vorgenommen. *nickt*

Lieben Gruß,
Kathrin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.12.2008, 21:32

Hi Lisa,
mir geht es so, weil ich einfach weiß, dass ich nicht genug politisches Hintergrundwissen habe, um die Stärke der Texte hier zu beurteilen

das verstehe ich nicht ganz. An Hintergrundwissen kann es doch m.E. nicht liegen, wenn man Deutsche ist, in Deutschland lebt und auch noch zu der Zeit gelebt hat, in der die Mauer gefallen ist? Oder meinst du etwas anderes? Vielleicht stehe ich hier auf dem Schlauch. :12:
Ein guter Text regt Worte an und erstickt ein Thema nicht - in diesem Sinne sollten Diskussionen immer erlaubt sein (auch gefühlt erlaubt).

Jep, sehe ich auch so.
Saludos
Mucki
Zuletzt geändert von Mucki am 10.12.2008, 22:23, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.12.2008, 21:35

Hi Kathrin,
Hm. Ich kann die Gefühle verstehen, es ist sicher schwerer bei solchen Texten zu kommentieren, als wenn man sich innerlich mehr distanzieren kann.

ja, ich glaube auch, dass es wichtig ist, sich diesem "Drahtseilakt" bewusst zu sein, diese gewisse Distanz zu bewahren, auch wenn es 100 %ig natürlich gar nicht geht. Aber das ist vonnöten, sonst kann man keine konstruktiven Kommentare abgeben. Sie wären voller Wertung und "Selbstbeeinflussung", egal in welche Richtung.
Saludos
Mucki

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 10.12.2008, 22:35

Hmm. Mir fällt es nicht schwer, Texte mit politischen Hintergrund zu kommentieren. Eher im Gegenteil, denn ich finde solche Texte in der Regel ziemlich spannend.
Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, weil ich bislang nur auf einen Text eingegangen bin, und auf die anderen noch nicht. Aber, es fehlt mir etwas an der Zeit, und auch und vorallem im Moment an der Konzentration.

Als ich den Beitrag von Lisa las, ist mir etwas bewußt geworden.
Als ich las, daß Lisa schrieb, sie habe nicht genug politisches Hintergrundwissen um für sich die Stärke der Texte beurteilen zu können, bin ich schwer zusammengezuckt und fragte mich, moment mal, wieso braucht sie politisches Hintergrundwissen über ein Ereignis, dem man sich nicht entziehen konnte.
Und dann ... tja dann wurde es mir bewußt:
Dieses Ereignis war 1989! Es ist fast 20 Jahre her.

Die Wahrnehmung dieses Ereignisses hängt also nicht nur davon ab, wo mal lebte, nein - logischerweise- auch davon ab, wie alt man war.
Die Wahrnehmung von jemand, der zu dem damaligen Zeitpunkt im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Kinderschuhen steckte, dürfte eine andere sein, als wenn jemand schon den Kinderschuhen entwachsen war.

Für mich ist der Mauerfall - vorallem der eigentlich Tag des Mauerfalls- noch so present, als wenn es gestern gewesen wäre.
Für jemand, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Kind war, oder noch garnicht geboren war, dürfte es anders aussehen.

Mir war das so nicht bewußt gewesen. Ich bin gerade bei diesem Thema immer davon ausgegangen - fast schon wie eine Selbstverständlicheit- , daß jedem dieser Tag und die Zeit danach genauso present sein muß, wie mir selber.

Nächste Jahr sind es 20 Jahre, etwas weniger als die Hälfte meines Lebens, und die Hälfte der Zeitspanne, in der die DDR existiert hat.
Es ist quasi eine Generation später. Oder wie wir bei uns zu sagen pflegen: Es ist in dieser Zeit viel Wasser den Rhein runtergeflossen.

Es geht nicht um die Erinnerung, um die Beschreibung und Diskussion eines Ereignisses, daß gerade mal passiert ist, es geht um ein Ereigniss, daß vor einer Generation stattfand. Es steht schon in den Geschichtsbüchern.
Es ist "alt".

Insofern bin ich gerade auch meine Einstellung über die hier bislang geschriebenen Texte am überdenken. Mir ist wie Mucki aufgefallen, daß die bisherigen Texte sehr kritisch mit dem Thema umgehen. Dies konnte ich - und es kann es immer noch nicht so richtig - nachvollziehen.
Wie kann man über dieses zur Abwechslung mal schöne Ereignis in der deutschen Geschichte, eine Handlung der Deutschen, die nicht ihre Nachbarstaaten und den Rest der Welt ins Verderben stürzte, nur so negativ schreiben.

Natürlich kann man und sollte man kritisch darüber schreiben. (Aber bitte nicht nur. ;- ))

Aus der Perspektive von jemanden, dem dieses Ereigniss noch so present vor den Augen ist, der weder bei sich, noch bei seinen Familienmitgliedern, die in der ehemaligen DDR wohnten/wohnen aus diesem Ereignis irgendetwas negativ ableiten kann, sind solche Texte schwer zu verdauen. Obwohl ich durchaus mit dem was nach dem Mauerfall passierte nicht immer so einverstanden war.

Aber wie mir ja gerade richtig bewußt wurde, liegen zwischen damals und heute fast 20 Jahre und es gibt logischerweise Menschen, die es damals nicht miterleben konnten, weil sie zu jung waren oder noch garnicht geboren waren.

Diese Generation und auch die noch folgenden Generationen oder die gerade vor kurzem geborene Generation hat ein Recht darauf, alle Facetten, alle Gesichtspunkte beschrieben und erzählt zu bekommen.
Sie haben ein Recht auf ein vollständiges Bild.
Dazu zählen nicht nur das positive Stimmen im Angesichts des Glückstaumel als die Mauer fiel, dazu zählen aber auch die kritischen Stimmen dieses speziellen Geschichtsmoments.
"Die" Geschichte gibt es nicht. Geschichte ist nicht statisch, sie ist dynamisch. Sie entwickelt sich.
Dies kann sie aber nur, wenn alle Aspekte eines geschichtlichen Ereignisses für die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Dies sind im Fall der Mauer und der Wiedervereinigung eben auch kritische Stimmen.
Es gibt Zeiten in der deutschen Geschichte, über die gibt es nichts aber auch nichts positives drüber zu berichten.
Was den Mauerfall und die Wiedervereinigung angeht, darüber läßt sich viel positives berichten.
Aber für die, die 1989 noch in den Kinderschuhen steckten, oder noch garnicht in der "Planung" waren, sollte auch das Kritisches berichtet und gehört werden.

viele Grüße
Sethe, die gerade festgestellt hat, daß 20 Jahre eben 20 Jahre sind, und nicht gestern.
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.12.2008, 23:44

Hi Sethe,

wie du meiner Antwort an Lisa entnehmen kannst, war ich auch erstaunt über ihre Aussage. Aber du hast Recht mit dem, was du sagst. Ich selbst habe auch nicht daran gedacht. 1989 war ich 29 und lebte in Wiesbaden und die Hälfte der Familie meines Vaters lebte in der DDR. Dies ist natürlich eine ganz andere Perspektive, als wenn man 6 Jahre alt ist oder noch jünger, etc.
Noch eines ist mir durch den Kopf gegangen. Ich kann natürlich überhaupt nichts schreiben über das, was in den Köpfen meiner Verwandten damals vorging. Und auch nichts darüber, wie sie vorher dort lebten. Da habe ich immer nur die Eindrücke meiner kurzen Aufenthalte dort. Aber wie das Leben wirklich im Osten war, weiß ich selbstverständlich nicht. Also hier fehlt mir in der Tat das Hintergrundwissen. Deshalb können Kommentare oder Texte aus meiner Feder logischerweise nur aus einer einseitigen Sicht erfolgen.
Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.12.2008, 17:20

Hallo,

ja, ich war 9 - und ich war auch kein waches Kind, was das Weltgeschehen anging, wir hatten keine Verwandten aus der DDR und Thema in der Schule war die Wiedervereinigung auch nie - dafür war es vielleicht noch zu frisch; da hat man lieber zum 20. Mal den Nationalsozialismus behandelt und das Gefühl für die Geschehnisse totunterrichtet - ich muss sagen, meine einzige Erinnerung an die Wiedervereinigung ist, dass meine Nachbarsfreundin Mauerstücke der Mauer mitgebracht hat (sie sind zur Eröffnung hingefahren, weil sie viele Verwandte dort hatten) und dass ich auch gern eins gehabt hätte. Bis heute habe ich nicht wirklich Wissen über die Ereignisse und politischen Hintergründe, die über Klischee- oder Pseudowissen hinausgehen, Filme wie "Das Leben der anderen" etc. finde ich überhaupt nicht gelungen und mir jetzt ein Buch zu kaufen und anzufangen zu recherchieren, damit man reinkommt, finde ich auch irgendwie tot, weil die Geschichte so groß ist und dann auch so weit weg - absolute Schwäche auch von mir - mangelnde politische Vorstellungskraft -- wahrscheinlich, weil ich unter den Auswirkungen nicht leide..letztlich. Und in diesem Sinne fühle ich mich nur sehr begrenzt urteilsmündig.

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.12.2008, 17:49

Hi Lisa,

klar, dann hast du es völlig anders "miterlebt". Und daran sieht man mal die Unterschiede. Trix schrieb ja z.B., sie wäre 3 Jahre alt gewesen und hätte alles über den Mauerfall in der Schule im Geschichtsunterricht erfahren.
Ist schon kurios, das Ganze. Da wird etwas in der Schule gelehrt, als ob es 100 Jahre her wäre. Und es wird mir wieder einmal bewusst, dass man irgendwo immer von sich selbst ausgeht, gar nicht auf den Gedanken kommt, dass andere es aus einer ganz anderen Perspektive sehen. Man hat so eine Art Tunnelblick. Dieses Thema zeigt gut auf, was 20 Jahre bedeuten!
Saludos
Mucki

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Beitragvon Mucki » 29.01.2009, 00:48

Hallo Bea und Kathrin,

wir haben schon 14 Beiträge zum Wettbewerb und noch 1,5 Monate Zeit. Ich finde das fein. ,-)

Saludos
Mucki

Nutzer gelöscht

Beitragvon Nutzer gelöscht » 31.01.2009, 18:28

Der Inhalt dieses Beitrages wurde auf Wunsch der/des Nutzer/in gelöscht.

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Beitragvon Mucki » 18.02.2009, 16:29

Hallo ihr Lieben,

wir haben noch etwas mehr als 3 Wochen Zeit, um für diesen Antho-Wettbewerb Beiträge zu schreiben.

Bisher sind es 20 und davon die meisten von Moshe.
Ursprünglich war angedacht, bei der am 15.3. startenden Sonderwahl die besten 25 Texte auszuwählen.
Da müssen wir umdenken.

Bea:
Du hast dieses Projekt ja in verschiedenen Foren gestartet und verfolgst sicher, wie es dort abläuft. Kannst du uns mal mitteilen, ohne das jeweilige Forum zu nennen, klar, wieviele Beiträge in anderen Foren geschrieben wurden, damit wir einen Vergleich haben?

Ansonsten wäre es schön, wenn noch andere Mitglieder, die bisher noch keine Beiträge zu diesem Thema beigesteuert haben, dies täten, so dass die Auswahl größer wird.

Saludos
Mucki


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